Alles hat seine Zeit
rasch in seine Toga gleiten ließ; das Übrige befühlte er nur verächtlich, ohne es auszupacken. Er ließ den Brotbeutel am Boden liegen, und ich sah ihn zu seiner Hütte zurückkehren.
Elias blieb stehen; er zog nicht einmal die Jacke aus, obwohl die Hitze unerträglich war. Er blieb stehen wie ein in der Stadt lebender Verwandter, der zwischen zwei Zügen nach Hause kommt und die Stätten seiner Jugend mit Erstaunen und Verdruss betrachtet, während er sich danach sehnt, seinen Platz unter den Menschen seines neuen täglichen Lebens wieder einzunehmen. Er zog die Jacke nicht aus, um anzudeuten, dass er sich nur so lange aufhalten wolle, wie es zu einem Höflichkeitsbesuch unerlässlich ist; und er würde uns, mich und Johannes, zurücklassen, wie man alte Verwandte zurücklässt, die sich an zu vieles aus unserer Kindheit erinnern und nichts von unserer Gegenwart wissen und denen man deshalb auf ihre ungeschickten Fragen nichts zu antworten
weiß, da man nicht sicher ist, ob man sie in ihrer Unwissenheit lassen oder die Vorstellung, die sie von uns haben, umwerfen soll. Er war gekommen, um den Alten zu besuchen, vielleicht um ihm ein wenig Geld zu bringen, etwas Brot und jenen geheimnisvollen Gegenstand, den Johannes so eilig in seiner Hütte versteckt hatte. Jetzt wollte er gehen, glücklich, die öde Natur zu verlassen, die ihn hatte zur Welt kommen sehen, ihm jetzt aber nur Furcht vor einer unverdienten Gefangenschaft einflößen konnte. Er stand da und suchte schon nach den Abschiedsworten, um fortzugehen und mit seinem Brotbeutel das Hochland zu erreichen.
«Hast du Zigaretten?», fragte ich ihn.
«Nein, zu Ende», erwiderte er. Es tat ihm leid, aber so wie es einem Kaufmann leidtut, der mit einem Lächeln der Höflichkeit seine Weigerung mildert. Das nächste Mal, sagte sein Lächeln.
«Was hast du im Brotbeutel?», fragte ich in der Hoffnung, ihm etwas abkaufen zu können; und so kaufte ich eingemachte Früchte und Marmeladebüchsen. Er wollte mein Geld nicht nehmen, doch er schien zufrieden, als ich es ihm aufdrängte.«Und nicht einmal eine Zigarette!», sagte ich.
«Nein, Herr Oberleutnant.»
Ich fragte ihn, ob er wiederkommen werde und wann. Er zuckte die Achseln, dies hänge nicht von
seinem Willen ab, sondern von den Gelegenheiten. Es gibt Autofahrer, die nicht viel Aufhebens machen und Kinder mitfahren lassen, und andere, die es nicht wollen; Carabinieri, die lachen, und andere, die einem mit der Reitpeitsche auf die Beine hauen; Soldaten, die etwas kaufen, und andere, die einen anbrüllen, sobald man sie etwas fragt. Er wolle nach Asmara zurückkehren und sich dort wieder mit Vorräten eindecken. Dann würde er nach einer Woche, einem Monat, zwei Jahren zurückkommen. Oder vielleicht auch nie.
Johannes ließ uns allein, es schien jetzt, als hätte er die Ankunft des Kleinen nicht einmal bemerkt; er sagte irgendetwas zum Maultier, das ihn belästigte.
Als Elias zu dem Alten hinging, sah ich, wie er ihm über den Kopf streichelte, aber ohne ihn anzusehen.
Ich dachte daran, dem Schmuggler ein Briefchen zu schicken; doch als ich es mir überlegt hatte, fand ich, dass es klüger sei, niemandem zu trauen. Man stelle sich bloß vor, dass der Schmuggler das Geheimnis nicht für sich behalten kann und es seinem liebsten Freund ausplaudert, und noch am selben Abend wird in Asmara darüber geredet. Nein, kein Briefchen. Darauf beschloss ich, an meine Frau zu schreiben, und ich ging zur Hütte zurück. Elias folgte mir.
Schwärme von Vögeln waren in die Hütte eingedrungen, und es war nicht leicht, sie zu verscheuchen; sie bestanden hartnäckig darauf, dort zu bleiben, selbst nachdem ich den Stock genommen und blindlings drauflosgeschlagen hatte. Sie flogen zur Decke hinauf, wo ich sie nicht erreichen konnte, und plötzlich waren sie von neuem auf dem Fußboden, den sie schon beschmutzt hatten. Man sah nicht genug in der Hütte, und um zu schreiben, musste ich wieder auf die Lichtung gehen. Ich nahm ein Blatt Papier, indem ich versuchte, es so wenig wie möglich zu berühren. Aber ich fand die richtigen Worte nicht, und dieser Brief kam mir ganz überflüssig vor. Was sollte ich ihr sagen? Und doch durfte ich eine solche Gelegenheit nicht verpassen. Ich hätte ihr ganz gewiss geschrieben, in vier oder fünf Tagen, sobald ich nicht mehr im Dorf war; aber es wäre klug, sich den Besuch des Kindes zunutze zu machen. Als ich zu schreiben versuchte, merkte ich, dass die Tinte im Füllfederhalter
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