Alles ist erleuchtet
DEUTSCHER FASCHISTEN GESTORBEN SIND.
Gewidmet am 18. März 1992 Jitzak Schamir, Premierminister des Staates Israel Ich stand mit dem Helden viele Minuten vor diesem Denkmal, während Augustine und Großvater in die Dunkelheit davongingen. Es wäre gewöhnlicher Unanstand gewesen, wenn ich etwas gesagt hätte. Ich sah ihn einmal an, während er die Schrift auf dem Denkmal in sein Tagebuch schrieb, und ich konnte merken, dass er mich einmal ansah, während ich die Schrift las. Er hockte sich ins Gras, und ich hockte mich neben ihn. Wir hockten für mehrere Momente, und dann legten wir uns auf den Rücken, und das Gras war wie ein Bett. Weil es so dunkel war, konnten wir viele Sterne sehen. Es war, als ob wir unter einem großen Schirm wären oder unter einem Kleid. (Ich schreibe das nicht nur für dich, Jonathan. Es war wirklich so für mich.) Wir sprachen viele Minuten lang über viele Dinge, aber in Wirklichkeit hörte ich nicht auf ihn, und er hörte nicht auf mich, und ich hörte nicht auf mich, und er hörte nicht auf sich. Wir waren auf dem Gras, unter den Sternen, und das war alles, was wir taten.
Schließlich kamen Großvater und Augustine zurück.
Es dauerte nur fünfzig Prozent der Zeit, zurückzufahren, die es gedauert hatte, hinzufahren. Ich weiß nicht, warum das so war, aber ich habe eine Idee. Augustine lud uns nicht in das Haus ein. »Es ist so spät«, sagte sie. »Sie müssen müde sein«, sagte Großvater. Sie lächelte halb. »Ich bin nicht so gut im Schlafen.« »Frag sie nach Augustine«, sagte der Held. »Und Augustine, die Frau auf dem Foto? Wissen Sie etwas von ihr oder wo wir sie finden können?« »Nein«, sagte sie, und sie sah nur mich an, als sie das sagte. »Ich weiß, dass sein Großvater entkommen ist, weil ich ihm einmal begegnet bin, vielleicht ein Jahr später, vielleicht zwei.« Sie gab mir einen Moment Zeit zum Übersetzen. »Er ist nach Trachimbrod zurückgekehrt, um zu sehen, ob der Messias gekommen war. Wir aßen ein Essen in meinem Haus. Ich kochte ihm die Kleinigkeiten, die ich hatte, und ließ ihn baden. Wir versuchten, uns sauber zu machen. Er hatte sehr viel erlebt, das konnte ich sehen, aber wir wussten, dass es besser war, uns keine Fragen zu stellen.« »Frag sie, worüber sie gesprochen haben.« »Er will wissen, worüber Sie gesprochen haben.« »Über nichts eigentlich. Über Nichtsheiten. Wir haben über Shakespeare gesprochen, das weiß ich noch, über ein Stück, das wir beide gelesen hatten. Es gab sie auch auf Jiddisch, und einmal hatte er mir eins gegeben, damit ich es lesen sollte. Ich habe es bestimmt hier irgendwo, und wenn ich danach suche, könnte ich es euch geben.« »Und was passierte dann?«, fragte ich. »Wir haben uns über Ophelia gestritten. Es war ein schlimmer Streit. Er hat mich zum Weinen gebracht, und ich habe ihn zum Weinen gebracht. Sonst haben wir über nichts gesprochen. Wir hatten zu viel Angst.« »Hatte er meine Großmutter schon kennen gelernt?« »Hatte er seine zweite Frau schon kennen gelernt?« »Ich weiß es nicht. Er hat es nicht gesagt, und ich glaube, wenn es so gewesen wäre, hätte er es gesagt. Vielleicht auch nicht. Es war eine schwierige Zeit zum Reden. Man hatte immer Angst, das Falsche zu sagen, und meistens war es das Anständigste, gar nichts zu sagen.« »Frag sie, wie lange er in Trachimbrod geblieben ist.« »Er will wissen, wie lange sein Großvater in Trachimbrod geblieben ist.« »Nur einen Nachmittag. Ein Essen, ein Bad, ein Streit«, sagte sie. »Und ich glaube, das war länger, als er erwünschte. Er wollte nur sehen, ob der Messias gekommen war.« »Wie sah er aus?« »Er will wissen, wie sein Großvater aussah.« Sie lächelte und steckte die Hände in die Taschen ihres Kleides. »Er hatte ein raues Gesicht und dicke, braune Haare. Sag es ihm.« »Er hatte ein raues Gesicht und dicke, braune Haare.« »Er war nicht sehr groß. Vielleicht so groß wie du. Sag es ihm.« »Er war nicht sehr groß. Vielleicht so groß wie ich.« »Es war ihm so viel genommen worden. Ich hatte ihn einmal gesehen, und da war er noch ein Junge gewesen. Und in zwei Jahren war er ein alter Mann geworden.« Ich sagte das dem Helden und sagte dann: »Sieht er aus wie sein Großvater?« »Vorher ja. Aber Safran hatte sich so verändert. Sag ihm, dass er sich nie so verändern soll.« »Sie sagt, dass dein Großvater früher aussah wie du, aber dann hat er sich verändert. Sie sagt, dass du dich nie so verändern sollst.« »Frag sie,
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