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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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am Tag seiner Hochzeit fleischlich mit der Schwester seiner Frau war, und das auch noch im Stehen, was eine minderwertige Stellung ist, aus Begründigungen, die du wissen solltest. Und dann ist er fleischlich mit der alten Frau, die bestimmt eine sehr schlaffe Zauberdose hatte, über die ich hier nicht mehr sagen will. Wie kannst du das deinem Großvater antun, dass du auf diese Art über sein Leben schreibst? Könntest du so schreiben, wenn er noch lebendig wäre? Und wenn nicht, was bedeutet das?
    Ich habe noch etwas, das ich besprechen will. Warum lieben die Frauen deinen Großvater wegen seinem toten Arm? Lieben sie ihn, weil der Arm es möglich macht, dass sie sich stärker als er fühlen? Lieben sie ihn, weil sie Mitleid mit ihm haben und weil wir das, mit dem wir Mitleid haben, lieben? Lieben sie ihn, weil der Arm ein bedeutendes Symbol für den Tod ist? Ich frage nur, weil ich es nicht weiß.
    Ich habe nur eine Bemerkung über deine Bemerkungen über mein Schreiben: Was deinen Befehl angeht, dass ich den Teil, wo du über deine Großmutter sprichst, entfernen soll, muss ich dir sagen, dass das nicht möglich ist. Ich akzeptiere es, wenn du wegen meinem Entschluss entschließt, mir kein zusätzliches Geld mehr zu schicken oder mir zu befehlen, dass ich dir das Geld, das du mir in den früheren Monaten geschickt hast, zurückschicken soll. Ich muss dir sagen, dass es jeden Dollar wert wäre.
    Wir sind sehr nomadisch mit der Wahrheit, nicht? Wir beide. Glaubst du, dass das akzeptierbar ist, wenn wir von Dingen schreiben, die passiert sind? Wenn deine Antwort nein ist, warum schreibst du dann so über Trachimbrod und deinen Großvater und warum befiehlst du mir, nicht unwahrheitlich zu schreiben? Wenn deine Antwort ja ist, dann entsteht daraus eine weitere Frage, nämlich: Wenn wir so nomadisch mit der Wahrheit sind, warum machen wir die Geschichte dann nicht besser als das Leben? Es scheint mir so, dass wir die Geschichte sogar schlechter machen. Wir machen uns so, als ob wir Dummköpfe wären, und wir machen aus unserer Reise, die eine erhebende Reise war, etwas ganz Normales und Zweitklassiges. Wir könnten deinem Großvater zwei Arme geben und ihn treulich machen. Wir könnten Brod geben, was sie verdient, anstatt das, was sie bekommt. Wir könnten sogar Augustine finden, Jonathan, und du könntest ihr danken, und Großvater und ich könnten uns umarmen, und es könnte perfekt und wunderschön und komisch und nützlich traurig, wie du sagst, sein. Wir könnten sogar deine Großmutter in deine Geschichte schreiben. Das ist, was du sehnst, nicht? Und das lässt mich denken, dass wir vielleicht auch Großvater in die Geschichte schreiben könnten. Vielleicht, und ich sage das ja nur so, könnten wir ihn deinen Großvater retten lassen. Er könnte Augustine sein. Oder vielleicht August. Oder einfach Alex, wenn du das gut findest. Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Grenzen dafür gibt, wie ausgezeichnet wir das Leben scheinen lassen könnten.
    Redlich, Alexander
    Was wir sahen, als wir Trachimbrod sahen oder
    Erwachende Liebe »Ich bin noch nie in so etwas gewesen«, sagte die Frau, die wir in Gedanken weiter Augustine nannten, obwohl wir wussten, dass sie nicht Augustine war. Das machte, dass Großvater mit großer Lautstärke lachen musste. »Was ist so komisch?«, fragte der Held. »Sie war noch nie in einem Wagen.« »Wirklich?« »Es gibt keine Begründigung, Angst zu haben«, sagte Großvater. Er öffnete die vordere Tür des Wagens für sie und bewegte seine Hand über den Sitz, um ihr zu zeigen, dass der Sitz nicht böse war. Es war ein normaler Anstand, ihr den vorderen Sitz zu geben, nicht nur weil sie eine sehr alte Frau war, die schreckliche Dinge ertragen hatte, sondern auch weil es das erste Mal war, dass sie einen Wagen betrat, und ich finde, es ist vorne am meisten übereindruckend. Der Held sagte mir später, dass das der Schleudersitz ist. Augustine saß auf dem Schleudersitz. »Sie werden doch nicht mit zu viel Schnelligkeit fahren?«, sagte sie. »Nein«, sagte Großvater, als er seinen Bauch unter das Steuerrad schob. »Sag ihr, dass Wagen sehr sicher sind und dass sie keine Angst haben soll.« »Wagen sind sicher«, sagte ich zu ihr. »Manche haben sogar Luftsäcke und Knitterzonen. Dieser hier aber nicht.« Ich glaube, sie war nicht vorbereitet auf das Brrrmmm-Geräusch, das der Wagen machte, denn sie schrie mit großer Lautstärke. Großvater brachte den Wagen zum Schweigen. »Ich kann

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