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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Dorts.«
    ›Lässt sich das ausführen?‹
    »Die Dinge sind schlecht geworden. Ich habe inzwischen einen Haarschnitt, dessen Schatten mir Angst einjagt. Ichmerke plötzlich, dass weder meine Tante noch mein Onkel je wissen wollen, was denn aus dem hübschen kleinen Ding geworden ist, das bei unserem letzten Besuch dabei war, und ich frage mich, was meine Mutter meiner Tante wohl erzählt hat. Ich werde unruhig wegen etwas, das ich weder lokalisieren noch definieren kann. Ich schlafe schlecht: Jeden Morgen wache ich sehr früh auf und warte frierend darauf, dass hinter den transparenten weißen Vorhängen im alten Zimmer meiner Vettern und Cousinen die Sonne aufgeht. Wenn ich schlafe, habe ich unangenehme, wiederkehrende Träume von Leoparden, aufgeschürften Knien und einer verbogenen alten Kuchengabel mit verrückten Zinken. Ich habe einen langsamen Traum, in dem sie im Garten meiner Familie in Indiana Laub in Säcke füllt, und ich flehe sie an, mir einen Gedächtnisverlust anzuzaubern, wieder für mich da zu sein, und sie sagt, da solle ich zuerst meine Mutter fragen, und ich gehe ins Haus, und als ich mit der Erlaubnis wieder nach draußen komme, ist sie fort, und im Garten liegt kniehoch das Laub. In diesem Traum habe ich Angst vor dem Himmel: Sie hat mit dem Harkengriff hinaufgezeigt, und er ist voller Wolken, die, vom Boden aus betrachtet, die Formen vielfältiger Symbole der Infinitesimalrechnung annehmen und Bearbeitungen unterzogen werden, die ich weder verursache noch verstehe. In allen meinen Träumen ist die Welt windig, wirr und grau.«
    ›Du hörst jetzt auf, Bilder zu küssen und Beweise zu zerreißen, und ahnst, dass die Dinge in gewissen Hinsichten unheilvoll sind und schon immer waren.‹
    »Mir geht langsam auf, dass sie vielleicht nie existiert hat. Dass ich mich jetzt aus anderen Gründen – und vielleicht sogar ohne Grund – so fühle. Der Verlust eines spezifischen Referenten für meine Emotionen ist äußerst verwirrend. Zweieinhalb Wochen sind vergangen, seit ich hier hergekommenbin. Die Hülle liegt auf dem Schreibtisch in meinem Zimmer, von der Sache an der Mautstelle immer noch verknickt. Meine Zuneigung hat das Foto wie mit einer hauchdünnen Kruste überzogen, und wenn ich die Hülle morgens aufklappe, riecht es chemisch bitter. Ich bleibe den ganzen Tag im Haus, gehe nicht ans Fenster und habe keinen Appetit. Meine Hoden sind ständig verspannt. Sie schmerzen allmählich. Ganze Zeitabschnitte fühlen sich auf einmal an wie die bekannte, qualvolle Spanne zwischen dem Abfallen von etwas und seinem Auftreffen auf dem Boden. Meine Tante findet, ich sehe blass aus. Ich stecke mir Watte ins Ohr, sage ihr, ich hätte Ohrenschmerzen, hülle mich stundenlang in eine kratzige Decke und sehe mit meinem Onkel zusammen kanadisches Fernsehen.«
    ›So was kann gut tun.‹
    »Ich hab langsam das Gefühl, als wären meine Gedanken und meine Stimme hier irgendwie die kreativen Produkte einer mir äußeren Instanz, meiner Kontrolle entzogen, aber trotzdem bin immer noch ich diese gestaltende und entscheidende äußere Instanz. Ich spüre eine Spaltung, die, wie diese äußere Stimme postuliert, die Geburtswehen eines werdenden emotionalen Gewissens sind. Das Verlangen, ›alles herauszuschreiben‹, ergreift von mir Besitz, ich will mich der Vergangenheit und der Gegenwart als einer Gemeinschaft von Zeichen stellen, aber das erfordert einen gewissen Abstand, den ich anscheinend verloren habe. Ein paar Tage lang verschaffe ich mir stattdessen Bewegung – gehe in Jeans und Turnschuhen lange und watschelnd joggen und räume schweres mechanisches Gerümpel im Hof meines Onkels auf. Das macht mich kräftig und rot, und meine Tante ist glücklich; sie sagt, ich sehe gesund aus. Ich nehme die Watte aus dem Ohr.«
    ›Die ganze Zeit kommunizierst du mit niemandem.‹
    »Die Gespräche mit meinen Eltern überlass ich meinerTante. Ich führe allerdings ein seltsam unbefriedigendes Telefongespräch mit meinem ältesten Bruder, der Augenarzt in Dayton ist. Er raucht Pfeife und heißt Leonard. Leonard ist definitiv der Verwandte, mit dem ich am allerwenigsten anfangen kann, und ich habe keine Ahnung, warum ich ihn eines Abends anrufe, per R-Gespräch, spätabends, und ihm eine komplexe und peinlich um Fairness bemühte Version der ganzen Angelegenheit erzähle. Am Ende bekommen wir Streit. Leonard behauptet, ich wäre genau wie unsere Mutter und würde an einem unglückseligen und im Grunde albernen Wunsch

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