Alles ist grün

ist, mit ausladenden Pastellhüften und die Beine über der schäumenden Stute gekrümmt, die zieht und dampft und galoppiert, und Muskelbündel bewegen sich unter dem Fell wie maisgenährte Wellen. Alles wirkt gleichzeitig mythisch und vertraut vor dem tropfgrünen Mittag der neuen selben Sonne: J.   D.s vollkommenes Profil am bepelzten Lenkrad unter baumelnden Würfeln, Zigarre unangezündet, Fenster sauber und runtergekurbelt, während die von Sternberg und D.   L. noch hochgekurbelt sind, weil sie gern fühlen, wo sie hindurchsehen, vier Hände an zwei Scheiben, und das arbeitende, einsatzfreudige Pferd galoppiert ohne Sinn und Zweck durch den glasigen Schlamm, der riesige Farmer drückt sich gegen die Pferdeflanke, nur dass seine großen Stiefel keinen Reibungswiderstand finden, sodass er, ja, okay, sozusagen auf der Stelle tritt; der Wagen, J.   D. Steelritters Gaspedal durchgetreten, der kreischende Leerlauf des Autos, höher und höher, die Kappen der großen Goodyear-Hinterräder abgesprungen, und die Speichen drehen durch, weil die nasse Erde sie nicht festhält, aber auch nicht freigibt.
    Dass sie müde, aber rechtzeitig das Erbaute erreichen werden. Dass es viel zu spät ist, etwas rückgängig zu machen. Also zur Vereinigung aller, die aufgetreten sind, zum Ausgang, zum Juxhaus, Ambroses erbautem Juxhaus, nach universell gültigen Standards erbaut, um – jenseits aller Hypes, die es umranken werden – genau das zu sein. Ein Haus. Dass sich Dr. Ambrose, obwohl er sich lieber unter die mischen würde, für die es erdacht wurde, voll heiterer Melancholie damit abfinden wird, dass er als Erbauer nicht dabei ist: kein Gesicht in der Menge jener, für die es wirklich da ist: die reich Deprivierten, die phobisch Entsperrten, die Schutzbedürftigen. Kinder.
    Eine Spur zu lang? Liebeskrank! Markiert! Ich habe überhaupt nichts versteckt. Also vertrau mir: Wir werden ankommen. Hand aufs Herz. Großes Indianerehrenwort. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wir sind vielleicht schon da. Der glänzende Asphalt spiegelt die lidlose Mittagsstunde unseres Staats. Wir sehen uns in dem, worauf wir gehen. Jack Lords LordAloft-Werbehubschrauber ist jetzt schon zu sehen, gespiegelt, in der Höhe, verschwindet ab und zu in den letzten Wölkchen, tastet mit einem weißen Finger nach den vom Weg Abgekommenen, Liegengebliebenen, hinter dem Zeitplan Herhinkenden. Das Licht der Sonne seines Bildes erleuchtet den Heckreifen unseres selbst gebastelten Autos, der sich auf der Stelle dreht, während die Stute auf der Stelle galoppiert und der alte Mann auf der Stelle schiebt, ohne Sinn und Zweck. Aber das Rad! Von nichts gehalten, dreht und dreht sich der Goodyear, hat seine klingende Radkappe verloren und strahlenförmige Speichen enthüllt. Hingerissen festgehalten für jene unmögliche Verzögerung, die beste Unterbrechung: jenen Augenblick in aller strahlenden Zeit, wenn etwas Ungesehenes in den ineinander verschwimmenden Speichen sprudelt, sich fängt und das Drehmoment im Dreh umdreht.
    Schau dir das an. Schau hinein, wo sich etwas ohne Sinn und Zweck dreht. Schließ dein Auge. Kein Vertreter wird klingeln. Entspann dich. Leg dich hin. Ich will nichts von dir. Leg dich hin. Entspann dich. Bester Ackerboden wird ausgewaschen. Leg dich zurück. Öffne dich. Streck dich in verschiedene Richtungen. Schau. Horch. Nutz Ohren, die ich stolz unser Eigen nennen würde. Horch auf das Schweigen hinter dem Motorenlärm. Herrgott, Schatz, horch. Hörst du das? Es ist ein Liebeslied.
    Für wen?
    Du wirst geliebt.

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Das Buch
    »Ein Tarantino der Epik« Arne Willander, Welt online

Fünf bisher nicht übersetzte Erzählungen von David Foster Wallace – fünf Entdeckungen.

Ob der Vertriebsrepräsentant in der Tiefgarage Herz-Lungen-Massage anwendet, ein Paar in der Fiktionstherapie der Wahrheit näherkommen soll, Lenny in die spanische Freundin seines Bruders verliebt ist oder das Mitglied eines Creative-Writing-Seminars das Collegeleben und einen besonderen Ausflug beschreibt – die Erzählungen, die dem Erzählungsband »Girl with Curious Hair« entstammen, zeigen das thematische und sprachliche Spektrum, das die Werke David Foster Wallace’ auszeichnet und in seinem Opus magnum »Unendlicher Spaß« seinen Höhepunkt findet. »Unendlicher Spaß« dominierte bei seinem Erscheinen in Deutschland 2009 die Feuilletons und verkaufte sich 70.000 Mal.

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Der Autor
    David Foster Wallace , 1962 geboren, gilt als einer der