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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Mr. Labov, ebenfalls eine solche erste Hälfte eines Briefs bekommen? Aber ich bekomme meine Post nur einmal in der Woche, am Dienstag (heute ist fast Freitag, nach der Uhr), weil mein Briefkasten hier im Haus aufgebrochen worden ist, das ist mir zu unsicher, und mein Sozialhilfescheck von der Regierung kommt mit der Post, daher habe ich ein sicheres Postfach auf dem Postamt, aber zum Postamt brauche ich eine halbe Stunde mit der Hochbahn oder sieben Dollar für das Taxi,und mit dem Bus ist es ganz fardreijt, und wer braucht bei diesem Wetter schon mehr als einmal die Woche diesen Zores? Er könnte also in meinem Postfach liegen. Mrs. Tagus vertraut der Sicherheit ihres Briefkastens hier im Haus, in das Arnold Tagus und sie an dem Wochenende eingezogen sind, an dem die Rosenbergs wegen Nixon auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurden.
    Ich stelle Mrs. Tagus wieder heißen und dunklen frischen Tee hin, in einem eigens besorgten Becher aus dem Mug House in Marshall Fields, mit einem Deckel, der die Hitze im Tee hält und den ich mir vielleicht mit Notfällen wie diesem im Hinterkopf besorgt habe. An dem Abend, als Mikey Tagus vor Jahren beim Highschool-Football seine Zunge verschluckt hatte, tranken Arnold und Greta eine Tasse nach der anderen aus solchen Notfallbechern mit Deckeln, die ich mit in die Notaufnahme gebracht hatte. Wir saßen alle um den Tee geschart und beteten voller Sorge. An jenem Abend bildete Mrs. Tagus’ Magen erstmals eine Faust. Und jetzt ballt sie wieder die Hand in der Luft zur Faust, und in der Faust sind verknitterte Blätter eines Briefs, verschmiert wie nass gewordene Fotokopien, von Lenny. Sie schaukelt in meinem Küchenstuhl, sieht über die Feuertreppe in die Gasse, was die Aussicht ist, und spricht.
    LENS HALBER OFFENER BRIEF AN »DIE GEMEINSCHAFT MEINER FAMILIE UND ENGEN FREUNDE – DER PASSENDERWEISE AUCH ALS INFORMATIONSSATELLIT ANZUSEHEN IST, ALS IN DIE EMOTIONALE KONSTELLATION GESCHOSSENE SONDE, DIE AUF EINER PERSÖNLICHEN UMLAUFBAHN DIESEN KORRESPONDENTEN UMLÄUFT UND BESEELT – MIT AUSNAHME DER PARTEIEN BONNIE FLUTTERMAN TAGUS UND MICHAEL ARNOLD TAGUS –, BEZÜGLICH DES KORRESPONDENTEN UND DER BEIDEN ERWÄHNTEN AUSGESCHLOSSENEN PARTEIEN«
     
    21.   2.
     
    Geliebte Väter und Lehrer,
     
    bitte nehmt zur Kenntnis, dass die Partei Leonard Shlomith Tagus, Gent., Dr. phil., Autor von Bewegung in Lyrik: Das Thema Dynamik in der Verskunst der Weimarer Republik, einer Monografie, der für das Steuerjahr 1985 das Abwerfen dreistelliger Tantiemen zu prognostizieren ist, dass dieser einsame Teutonist der Northwestern University mit brünierter Klinge, Student, Lehrer, Sohn, Vater und Bruder, dass dieser abgefeimteste Fahrensmann des Ehemeers L.   S. Tagus nach neun Jahren erfolgreichen Navigierens zwischen Skylla und Charybdis von Neigung und Gelegenheit nach heutigem Stand, am 21. Februar 1985, bei vier Anlässen mit einer gewissen Carlina Rentaria-Cruz, ehemaliger Lebensabschnittspartnerin meines Bruders Michael Arnold Tagus, die Ehe gebrochen hat; dass die Partei weitere Vorkommnisse solchen Ehebruchs antizipiert und dass diese vergangenen und auch künftig hochwahrscheinlichen Vorkommnisse der Ehefrau der Partei, Ms. Bonnie Flutterman Tagus, heute zwischen 13.00 und 14.00 (Mittagessen) zur Kenntnis gebracht werden.
    Nehmt weiter zur Kenntnis, dass es weder Wunsch noch Willen von L. Tagus oder aber das Projekt dieses öffentlich bohrenden Briefes ist, (a) jene libidinal-genitalen Aktivitäten vonseiten dieser Partei zu entschuldigen, was in seiner intimen Konstellation Missbilligung oder Leiden hervorrufen könnte; oder (b) selbige zu erklären, da jegliche Erklärung einer Verfehlung unweigerlich in ihre Entschuldigung metastasiert (vgl. [a]); sondern vielmehr nur (c) jene Parteien, für die meine Existenz und mein diese definierendes Verhalten erwartbare Folgen haben könnten, über die oben benanntenEreignisse zu informieren, die, wie in solchen Fällen üblich, unten diskutiert werden; sowie (d) wahrscheinlich binnen einer lange erprobten heuristischen Pentade die Gründe zu beschreiben, warum diese Ereignisse stattfanden, stattfinden und stattfinden werden; und (e) die vorhersehbaren Folgen besagter Aktivitäten für diesen Korrespondenten, für jene von seinen Entscheidungen unmittelbar betroffenen anderen Parteien (B.   F.   T., M.   A.   T.) sowie für jene ganz anderen Parteien vorwegzunehmen, deren psychische Fortüne in verschiedenem Ausmaß mit unserer eigenen

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