Alles ist grün
tödlichen Akzent, einer Fellatio jeder Silbe durch das selbstölende Portal, das gleichzeitig ein verwunschener Garten und eine große, zackige Stadt ist. Ein Planet.
»O Lenito, ich verschliiiinge dich!«
(Apropos, Vereinigungen haben sich hier als eine laute und exquisite Goj-Angelegenheit entpuppt – Schreie von Carlina und zusätzlich eine nur teilweise kanalisierte Verzweiflung; irres, gewundenes Wühlen einer Suche nach etwas Wichtigem, verborgen in einem System von Körpermitten.)
Und in allem so gottlos präzis:
»Len, Len, wie viele sogenannte jüdisch-amerikanische Prinzessinnen braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben?«
»Prinzessinnen?«
»Zwei, hab ich gehört. Die eine ruft einen Daddy, und die andere übernimmt die Rechnung!« Krümmt sich auf ihrer jeweiligen Sitzgelegenheit. (Niederträchtig. In den Ecken hier steckt eine Niedertracht, und das ist gut. Siehe unten. (Wobei ich sagen muss, dass ich speziell diesen Witz nicht korrekt finde.))
MIKEY UND LOUIS
»Und was soll das dann, ihn überhaupt anzurufen?«
»Rat, Tagus. Er ist älter. Er weiß, wie der Hase läuft. Wo’s langgeht. Der kann dir die Sache ins rechte Licht rücken.«
»In Situationen wie jetzt mit Carlina und mir ist der ’n Arsch. Behandelt mich von oben herab, wenn er merkt, dass ich Rat brauch.«
»Er hat gesehen, dass du nett zu ihr warst und dass sie so drauf war, als wär das was für länger.«
»Also ich wollte ja gar nicht, dass die Kiste gleich für die Ewigkeit ist.«
»Len hat was auf dem Kasten, Mikey.«
»Nur, wenn ich mit wem nicht mehr schlafen will, dann will ich, dass das meine Entscheidung ist. Oder wenigstens will ich erst drüber reden.«
»Das versteht er wahrscheinlich. Du sagst, er hat sie getroffen. Wahrscheinlich sagt er, mach dir nichts draus.«
»Ich würd echt lieber wem auf die Fresse hauen.«
»Tagus.«
»Außerdem ist eh besetzt.«
»Trink ’n Bier. Immerhin heißt das, sie sind zu Hause.«
»Vielleicht sollt ich einfach Carlina anrufen.«
»Würd ich lassen.«
»Ich sag dir jetzt schon, er wird voll der Arsch sein.«
LEN
Ich habe dem Zimtmädchen erzählt, dass ich dafür niemals Vergebung finden werde. Niemals. Denn wenn man erst mal in eine gewisse Geschichte und Situation geraten ist, ist man mit Leuten verbunden, Teil von etwas Größerem. Die ganze Konstellation verflüssigt sich, und jede Erregung schlägt Wellen. Sie hat mich gefragt, wer als Erster gesagt habe, dass man nie nie sagen soll. Ich hab ihr gesagt, das muss jemand gewesen sein, der allein war.
Sie ist Seide in einem Satinbett aus dem Versandhaus. Vollkommen und nahtlos, eine Perle in einer Sexmuschel. Meine Bewegungen auf ihr sind verrenkt, hektisch, mein einsames Intervall birgt eine transkulturelle Würze der Ermutigung, die ich in den Wirbeln spüre. Als ich in ihr komme, rufe ich einen Gott an, dessen Abwesenheit mir nie so schmerzlich bewusst geworden ist.
Sie trägt katholische Amulette, ein ganz eigenes Geklimper. Ich habe mich dafür entschuldigt, in einem solchen Augenblick den Namen Gottes angerufen zu haben. Sie berührt mich an der Hüfte. Es gibt keine Atheisten in Fuchslöchern. Sie lacht an meiner Brust; ich spüre, wie sie die Augen schließt.
Sie ist falsch für mich.
LABOV
Ich habe Mrs. Tagus den Stuhl so hingestellt, dass sie das Wandtelefon an meiner Küchenwand nutzen und mit ihrem Sohn Lenny telefonieren kann, ohne aufstehen zu müssen – denn Stehen wäre in ihrer Verfassung und in dieser Zeit, mit Familien- und Magenschmerzen, nicht gut. Sie telefoniert mit Lenny. Es gehört viel Tapferkeit dazu, so wie sich Mrs. Tagus jetzt ohne Tränen alles anhört, was Lenny ihr am Wandtelefon sagt. Mein Herz geht aus. Ich liebe Mrs. Tagus, wie ein Freund eine Freundin liebt. Sie ist meine letzte wahre und alte Freundin auf der Welt, bis auf den alten Schönweiß, den Zahnarzt, der inzwischen zu taub ist, um auch nur über das Wetter zu sprechen. Während ich meinen Tee trinke und Mrs. Tagus in ihrem edlen und gut geschneiderten Mantel und dem edlen alten Wollkleid ansehe, das einen schmalen Streifen Liebestöter über einer dicken dunklen Strumpfhose preisgibt, und dann die weichen weißen Schuhe mit den dicken Gummisohlen für ihre Senkfußeinlagen, die dicke Brille für ihre Augen und das mehrheitlich noch dunkle Haar unter einem Kastorhut, der mich herzzerreißend an ihren verstorbenen Arnold Tagus erinnert, der in der Kälte alter Herbsttage mit genau diesem Hut zu den
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