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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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etwas ist.
MIKEY UND LOUIS
    »Willst du noch mit ihr gehen?«
    »Willst du mich verarschen? Erwürgen könnt ich sie.«
    »Oh-oh.«
    »Ich würd nur zu gern noch mit ihr gehen.«
    »Halt sie dir vom Leib. Anscheinend macht sie dir nur Scherereien. Anscheinend war das echt ihr Ding.«
    »Sie hat mich abgesägt. Ich hab sie nicht abgesägt.«
    »Wie genau?«
    »Carlina hat mich abgesägt.«
    »Und wie, Tagus?«
    »Sie hat einfach gesagt, sie will nicht mehr mit mir gehen. War echt kein gutes Gefühl. Ich versteh langsam, warum die flennen, wenn sie abgesägt werden.«
    »Hat sie gesagt? Einfach so?«
    »Einfach so, kaum dass ich ihr ein halbes Gramm in die Nase gerammt hatte und ihr den ganzen Abend Drinks ausgegeben hab.«
    »Blöde Sache das.«
    »Ich muss ihr ungefähr ein Gramm in die Nase gerammt haben.«
    »Wetten, du musstest ihr gar nichts irgendwo reinrammen? Wetten, ihre Nase musste nicht groß überredet werden?«
    »Es fing ganz nett an. Wir waren zu dritt, Lenny, mit dem sie einfach gut klarkommen soll, sie und ich. Sie und er ziehen mein ganzes Gramm die Nase hoch, als ich an der Bar binund uns Drinks hol. Dann dackelt er los, seine Kinder ins Bett bringen. Der Schnee rieselt ihm aus der Nase, er prallt gegen die Wände und zieht los, seine Kinder ins Bett bringen. Und dann kriegen wir uns in die Haare. Ich weiß nicht mal mehr, worum’s ging. Und dann sägt sie mich später einfach ab.«
    »Willst’n Bier?«
    »Sie hat mich da einfach sitzen lassen. Ich weiß nicht mal, wie sie wieder nach Hause gekommen ist.«
    »…«
    »Ich glaub, ich könnt sie umbringen.«
    »Lohnt nicht. Trink ’n Bier.«
    »Zwei Monate, Mann. Das sind zwei Monate den Bach runter. Ich hab sie mit allen bekannt gemacht. Mom, Labov. Ich hab ihr persönlichen Scheiß erzählt. Allen möglichen Scheiß über mich.«
    »Blöde Sache das.«
    »Da kannste aber deinen Arsch drauf wetten, dass das ’ne blöde Sache ist, Lou.«
    »Sagt’n Lenny dazu? Haste das schon mit Lenny bekakelt?«
    »Der wär da nur herablassend. In solchen Situationen ist der ’n Arsch. Behandelt mich von oben herab. Großer Bruder, kleiner Bruder. Und dann ist er praktisch den ganzen Tag weg. Bonnie sagt, sie weiß nicht mal, wo, Büro, Bar, wo überhaupt. Sie ist ja selbst die ganze Zeit am Flennen. Sie und Len haben auch ihre Probleme. Die sind beide wegen irgendwas so. Wackelig. Sauer. Lenny hat sich die Drinks und das Schnupfpulver reingezogen, als wär’s ’ne Henkersmahlzeit. Ich geh zur Bar, um ihnen Drinks zu holen, da werfen die ohne mich den Nasenturbo an. Wer denkt denn an so was?«
    »Keiner, Mann.«
    »Und dann hab ich ihr den ganzen Abend Drinks ausgegeben.«
    »Biere sehen dich an.«

    »Ich glaub, ich könnt sie umbringen.«
    »Keiner bringt hier wen um, Mikey.«
    »Dann lass dir wenigstens wen einfallen, dem ich ’n Tritt verpassen kann.«
LEN
    Zimtmädchen, gewürzte Sahne, Honig zum Küssen, schmilz heiß um meine Mitte.
LABOV
    »Lenny ist Ihr ganzer Stolz«, sage ich zu Mrs. Tagus. Ich sage: »Was könnte denn mit Lenny sein, dass eine stolze und freudvolle Mutter wie Sie, Mrs. Tagus, deswegen Magenschmerzen bekommt?«
    »Wenn Sie, Mr. Labov, einen Brief und dann einen Telefonanruf bekommen hätten so wie ich heute, dann würde selbst Ihr vollkommener Magen einen Knoten, eine Faust bilden. Und für mich, bei meinen Magenbeschwerden …« Sie schüttelt über ihrem gut geschneiderten Mantel den Kopf.
    Ich bedränge Mrs. Tagus, einen Cracker zu essen.
    »Lennybeschwerden«, murmelt sie und druckst wieder herum. Gründlich kaut sie einen Cracker und murmelt: »Bonnie.«
    Ich kann mir also zusammenreimen, es gibt Zoff mit Lenny Tagus, Mrs. Tagus’ Sohn, einem Lehrer am College, der ein Buch über die Deutschen vor Hitler geschrieben hat (in so winziger Schrift, wer liest das wohl?), das in einer Besprechung stichhaltig und wissenschaftlich genannt wurde, und die Besprechung hat sich Mrs. Tagus mit diesem durchsichtigen Klebeband, das man so schnell nicht wieder abkriegt, an den Kühlschrank geklebt. Es gibt Zoff zwischen Mrs. Tagus’ Lenny und Lenny Tagus’ Bonnie, seit acht, neun Jahren seine Frau, ein süßeres und besseres Mädchen, als selbst ein idealer Gatte wie Len je hätte erhoffen können, und sie hat ihm gesunde und wohlerzogene Kinder geboren und backt Knisches, die so gut sind, dass man sie S-ü-n-d-e buchstabiert.
    Mrs. Tagus flüstert Unhörbares und nippt an ihrem Tee, der jetzt etwas abgekühlt ist und in der kalten Luft

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