Alles ist grün
holt man mit dem kreativen Arm aus und hämmert einen großen eingeweichten Keil so hart man kann in alles rein, was sich einer Interpretation anbietet. Interpretiert, argumentiert, singt, flüstert, treibt den Keil bis ins Mark, wo die echten roten Säfte sind, wo die Leute einsam sind, Angst vor ihren Genitalien haben, mit offenen Armen ihre eigenen Schatten begrüßen, so sehr wünschen, dass es ein lautesUnterschallstöhnen ist, ein züngelndes Rauschen, das nur das schmierige Ohr des geübten Werbefritzen auffangen, bewahren und verdauen kann. Interpretation, erklärt er DeHaven gern, ist der Königsweg der Überredung. Überredung ist Begehren. Begehren ist der ungeheure Puls, der billionenherzige Fluss, den J. D. und Mrs. J. D. Steelritter hegen und pflegen und ihr Clown von Sohn DeHaven auch. Fleisch auf einem Tisch, der schon unter seiner Fleischlast ächzt, geschmückt mit selbst angebautem Essen. Das ist J. D.s Methode seit der Lucky-Strike-Kampagne, der ersten, 45. Dann McDonald’s, durch Ray, 53. Coca-Cola. Arm & Hammer. Kellogg’s. Das Juxhaus. LordAloft Shuttles. Das amerikanische Luftschloss, das UNS groß macht: Hol dir eine Konzession, bekenn Farbe.
Warum also Zeit und auch nur einen Gedanken an kalte Künstlerfüße und Juxhäuser verschwenden? Eine Vereinigung steht an, die Krönung des Ganzen, die es für J. D.s Ewigkeit ins Lot bringt. Er kann es kaum erwarten. Hinter ihm im Terminal begrüßt DeHaven, seine Brut, den vorletzten Haufen Ehemaliger, der gerade eine Dallas Delta verlassen hat, hakt Namen aller Konfessionen ab und verteilt Vereinigungs-Namensschildchen: zwei kleine goldgefüllte Bögen zum Anheften, Sticker mit vorgedrucktem hi! ich bin und dann Platz für den Namen und das Jahr des Auftritts. Auch DeHaven leidet an Schlafmangel, ist aber auch stoned – von Joints, Spliffs oder wie man die jetzt nennt –, die Augen so rot wie seine Garnperücke, massiv rougebepinselt, trockener Labbermund, und das Clownskostüm riecht wie ölige Taue tief unter Deck. Warum die Zeitverschwendung, das Gefühl, die Sorge stehe direkt an J. D.s Seite? Denn Für Wen wiederholt und intoniert der Rotzlöffel ununterbrochen seit zwei Tagen und Nächten, während er und J. D., der an den persönlichen Touch glaubt, hin und her gefahren sind, ihre Wagen überdauert haben, für die Leute den Shuttle zum Festplatz gemacht haben, am Ende auf DeHavens aufgemotzte Gaunerkarosse angewiesen, der Clown fährt so gern Auto, nur eine Hand übers Lenkrad gekrallt, was J. D. nicht abkann, diese »Geht mir doch alles am Arsch vorbei«-Attitüde, hin und her, Vater und Sohn mit ihrem je persönlichen Touch, empfangen, grüßen, orientieren, verfrachten beeindruckte und gespannte Ehemalige nach Collision, Illinois, eine anständige kleine Fahrt, über ländliche und gefährliche, nicht zu vergessen hässliche Straßen; und aus Gründen, die J. D. so wenig kapiert, wie sie ihn kratzen, wiederholte der Rotzlöffel das immerzu, Für Wen, nach Westen und wieder nach Osten, zwecklos, den Jungen anzuschreien, die Klappe zu halten, einen schlecht gelaunten Ronald hat J. D. heute so nötig wie Nierensteine. Für Wen, tonlos intoniert, zombiemäßig stoned; und der kleine Für Wen – Jingle – J. D. Steelritters Ohr für Jingles sucht seinesgleichen – hat sich festgesetzt, ist ihm ins übernächtigte Ohr gesunken und klötert ihm wie die unauffindbare Münze im Wäschetrockner durch den Kopf, den eleganten, vollkommen runden Kopf mit Sommersprossen auf der Stirn, Krummsäbelnase, voller und feuchter Unterlippe, der gern um alles Orale gravitiert. DeHaven, der von Plänen oder dem großen Ganzen null Ahnung hat, hat die Jingle-Zeile eingearbeitet und J. D. den wütenden Floh ins Ohr gesetzt; jetzt hat sie sich von seinem Harlekinsohn gelöst und ertönt ununterbrochen in einem idiotisch ausgehaltenen hohen C, dem Ton des Testbilds, einem Test des Katastrophenalarms im Radio, dem Hintergrundquengeln keines richtigen Schlafs seit vielleicht fünf Tagen, eine quengelige Frage von einem Ego in Tweed, eine Frage, die der eingebildete alte Avantgardist eindeutig nur gestellt hatte, um sie sofort zu beantworten, und die Fragen nerven am meisten, reflektierte und rhetorische Fragen, eine Ressourcen- und Zeitverschwendung … und J. D. blafft die meisten Leute an,sie sollen nicht seine Zeit verschwenden, sondern mit der Scheißshow anfangen.
Gut, aber in diesem tückischen, kleinen,
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