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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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seinen eigenen Kram gekümmert hatte, selbst angesichts dessen, was er gesehen hatte und was wir alle von Ambrose wollten. Er hatte nicht gepetzt, was D.   L. nicht in den Kopf wollte und wovor sie daher die Knie beugte, weil es ein Geheimnis verhieß, Respekt verdiente, Anstand verriet (sieliebt das Wort Anstand und als das hubschraubernde Trio in Harmonie mit der abrupten Morgenröte des Mittleren Westens niest, schafft sie es sogar, so was Ähnliches in ihrem Niesen unterzubringen: An-, Aan-, Aaan stand – eine Angewohnheit, die Mark insgeheim die Wände hochtreibt).
    Gut, aber er, Mark: warum? Also erstens, weil er an jenem schönen seelüftchendurchfächelten Tag eine winzig kleine Wahrheit erspäht zu haben glaubte, ein wesentliches Erleuchtungskörnchen in jenem misslungenen Limerick, den D.   L. gedichtet und mit der berühmtesten Erzählung von Professor Ambrose – und der Metafiktion Amerikas – kritisch kurzgeschlossen hatte, einen unbeabsichtigt scharfen Splitter, der Mark unter die Haut ging und die Scherben und Risse in seinem Inneren weiter spaltete, schließlich war ihm nur beigebracht worden, wie, aber nicht warum man Literatur schreibt. Insgeheim und stillschweigend brachte er seinem Lehrer seither kein volles Vertrauen mehr entgegen. Mark war geknickt, blockiert und verwirrt in Bezug auf sein Tun an der E.   C.   T. und produzierte nicht, was von ihm erwartet wurde. Da half auch der Respekt – im Grunde Liebe – nichts, der ihm außer von D.   L. überall im Programm entgegengebracht wurde.
    Na, und Mark und D.   L. liefen sich über den Weg – er war ein Koffeinjunkie, und D.   L. saß ständig in Cafés, allein mit ihrem Notizbuch, um kleine Eingebungen zu schnappen, bevor sie entkommen konnten. Kurzum, sie kamen schließlich zusammen – weil sie etwas geschrieben und er etwas verschwiegen hatte. Waren irgendwie zusammen in dieser zwielichtigen Sphäre zwischen einfach befreundet und irgendwas, das nicht mehr Freundschaft ist. Sie klönten, machten Strandspaziergänge, sammelten Muscheln, sie erzählte ihm von ihren Problemchen und sah zu, wie er bei der Atlantic-Coast-Meisterschaft über 30 Meter in der Juniorenliga den drittenPlatz erreichte. An einem Regentag, an dem die Brise vom Meer nach gar nichts roch, sie etwas Schwammiges von ihren Eltern gehört hatte und einfach echt down war, machte sie ihn an. Sie schliefen irgendwie miteinander. Aber nur einmal. Dies eine Mal waren sie ein Paar. Trotzdem geschah ein kleines Wunder, wie D.   L. es formulierte. Ein Wunder, das Körperliches (Blut) in Spirituelles (gewisse auf Mark als ehrenwerten Liebhaber gegründete Ansprüche) verwandelt. Für Mark ist es sehr wichtig, dass er sich als anständigen und verantwortungsbewussten Mann sehen kann, also steckte er die Einwände praktisch all seiner Freunde weg und verhielt sich anständig gegenüber einer einmal geliebten ungeliebten Geliebten. Für die meisten im Programm war das eine aus der Mode gekommene Geste, die sich heutzutage nur noch ein unglaublich wertvoller Mensch leisten konnte. Das kleine Wunder – im Prinzip von einem Fick, mit Verhütung, und zwar seiner – ist jetzt bald im siebten Monat, aber bei D.   L.s Haltung würde man nie vermuten, dass sie schon so weit ist.
    Zur Trauzeremonie sind zwölf Gäste geladen, darunter D.   L.s Medium und Marks alte trinitarische Ausbilderin im Bogenschießen. Marks Dad schenkt ihnen eine Visa Card mit unbegrenztem Ausgabenlimit, auf Dads Namen ausgestellt, um Marks Bonität zu etablieren. D.   L.s Medium schenkt ihr einen Quarzkristall, der viel zu groß und phallisch ist, als dass man ihn ernst nehmen könnte. Die bekehrungssüchtige Trainerin schenkt Mark einen Scheibenpfeil von Dexter Aluminum mit einer Nocke aus Port-Orford-Zedernholz. Spitzenprodukt. Der BMW unter den Scheibenpfeilen. D.   L. macht zwar keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen BMW s, aber der Dexter Aluminum ist der beste Pfeil, den Mark je gehabt hat, und (leider?) der Hauptgrund, warum die Trauung für ihn der Höhepunkt einer bis jetzt nicht sehr vielversprechenden Ehe war.

    Okay, als Hintergrund war das alles jetzt sowohl zu schnell als auch zu langsam – sowohl aufdringlich als auch flüchtig. Aber ob Ihre Fantasie nun mitspielt oder nicht, bitte würdigen Sie einfach nur die Aussagen. Denn die Zeit ist extrem knapp, und alles, was wichtig werden könnte, liegt noch vor uns. Also abtrimo, wie wir im flachen, grünen Bauch des Landes sagen: Ohne weiteres

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