Alles ist mir nicht genug
Jennifer. Nate, weil sie sich ihm als Jennifer
vorgestellt hatte, als sie sich im Central Park kennen gelernt hatten, und
Vanessa, weil Jenny sie ausdrücklich darum gebeten hatte.
Vanessa war
schon immer nett zu ihr gewesen und hatte sie mit Respekt behandelt.
Dans Bett war
zerwühlt und die übrigen Klamotten von Vanessa lagen verstreut auf dem Boden.
Es war ziemlich offensichtlich für Jenny, dass Dan und Vanessa miteinander
geschlafen hatten. Sie blieb verlegen im Türrahmen stehen, unschlüssig, ob sie
reinkommen sollte.
»Kann ich mal
was fragen?«, sagte sie schließlich. Sie drückte sich absichtlich schwammig
aus, weil sie nichts dagegen hatte, von beiden eine Antwort zu bekommen.
»Schieß los.«
Vanessa nippte, die Hände um den dampfenden Becher gelegt, von ihrem Kaffee.
»Könnt ihr mir
bitte ehrlich sagen, was ihr von Nate haltet?«
Dan runzelte
die Stirn. Er und Nate waren auf verschiedenen Schulen, aber vor einem Monat
war er durch Zufall zusammen mit ihm, Serena van der Woodsen und Nates Kifferkumpanen
übers Wochenende zu einem Bewerbungsgespräch an der Brown University gewesen.
Soweit Dan es beurteilen konnte, war Nate einfach nur ein stinkreicher, gut
aussehender Dauerkiffer. Ganz in Ordnung, aber auch nichts Besonderes. Es
störte ihn ziemlich, dass seine smarte, süße Schwester ihre Zeit mit einem
Typen vergeudete, der ihr garantiert in Kürze das Herz brechen würde.
Gleichzeitig verstand er aber auch, wieso sich Jenny in Nate verliebt hatte.
Er war nicht nur älter, sondern auch hübsch und beliebt, also genau der Typ,
mit dem jedes Mädchen zusammen sein will. Jedenfalls bis es dann merkt, wie
langweilig er ist.
Was Dan
insgeheim mehr beunruhigte, war der Gedanke, Nate könne Jenny zu Dingen
drängen, zu denen sie noch nicht bereit war. Andererseits war Jenny fast eine
Stunde früher nach Hause gekommen, als sie sollte, und wirkte nicht
durcheinander oder überfordert, also beschloss er, das Thema nicht
anzuschneiden.
Vanessa zuckte
bloß mit den Schultern. Nate war ein bonziger Blödmann, der sie nicht die
Bohne interessierte, aber sie wollte Jenny nicht wehtun. »Naja, ich kenne ihn
ja eigentlich gar nicht, aber alle Mädchen an unserer Schule schwärmen total
für ihn. Wahrscheinlich ist es ziemlich cool, so einen zum Freund zu haben.«
Dan nickte.
»Stimmt.« Ja, so konnte man es ausdrücken.
Jenny runzelte
die Stirn. »Okay.« Sie war noch ratloser als vorher. »Ich glaub, dann geh ich
jetzt duschen.«
Sie schloss
Dans Tür und ging in ihr eigenes Zimmer. Wahrscheinlich
ist es ziemlich cool, so einen zum Freund zu haben, wiederholte
sie in Gedanken. Verdammte Scheiße, was sollte das denn heißen? Sie wollte
keinen Typen, der als Freund wahrscheinlich ziemlich cool war. Sie
wollte das erleben, was Gustav Klimt in seinem Gemälde »Der Kuss« so meisterhaft
eingefangen hatte. Sie sehnte sich nach diesem vibrierenden, elektrisierenden
Halt- mich- fest- damit- ich- nicht- vor- Glück- in- den- Himmel- falle- Gefühl
von ultimativer Verliebtheit.
Ach, Süße,
sehnen wir uns danach nicht alle?
manchmal muss man
grausam sein
Bis die
Limousine schließlich vor dem Gorgon vorfuhr, einem der neuesten und
angesagtesten Clubs auf der Lower East Side, waren Kati, Isabel und Chuck auf
der schwarzledernen Rückbankin einem Durcheinander aus Haaren, Schals, Handtaschen,
Beinen und Mänteln weggedöst. Blair, Serena, Flow, Miles und Aaron stiegen aus
und blickten auf das traurige Häuflein hinunter.
»Gott sei
Dank!«, stieß Blair aus. Hätte sie Katis und Isabels bekiffte Kommentare der
Kategorie »Wahnsinn, wie bunt alles auf einmal ist!« auch nur eine Sekunde
länger ertragen müssen, hätte sie einen Schreianfall bekommen.
»Sie sehen aus
wie kleine Hündchen«, sagte Serena.
»Soll ich sie
wecken?«, fragte Miles.
»Bloß nicht!«,
kreischten die beiden Mädchen gleichzei- «
»Hey, Miles«,
sagte Aaron. »Gehört das Gorgon nicht auch deinem Dad?«
Miles wurde
rot und guckte auf seine glänzenden schwarzen Prada-Schuhe hinunter. »Doch,
ja.«
Blair fand es
irgendwie rührend, wie verlegen er wurde.
»Cool.« Flow
schob seine Finger in die Hand von Serena. »Also, was ist? Lassen wir es
krachen?«
In Serena
stieg die verrückte, ausgelassene Albernheit auf, die sie immer spürte, wenn
sie nicht wusste, was als Nächstes passieren würde. Das genialste Gefühl
überhaupt. Sie drückte Flows Hand. »Unbedingt.«
Sie gingen auf
den Eingang des Clubs zu. Der
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