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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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votre temps libre? - Was machen
Sie gern in ihrer Freizeit?
    Das war ja
wohl einfach. Blair kaufte gern teure Designerschuhe, aß Steaks mit Pommes
frites, trank Wodka Tonics mit Serena und rauchte gern und viel. Im Sommer
spielte sie Tennis, früher hatte sie gern mit Nate im Bett rumgeknutscht,
während im Hintergrund ihre »Frühstück bei Tiffany«-DVD lief, aber das machte
sie nicht mehr. Sie war jetzt zu sehr damit beschäftigt, all die anderen
Sachen zu machen.
    Die nächste
Frage hieß: Decrivez votre famille - Beschreiben
Sie Ihre Familie.
    Blair seufzte
entnervt. Sie sprach nahezu fließend Französisch und kannte die Begriffe für
»eitle Tunte«, »hirnlose Pute« und »fetter, modisch verpeilter Loser«, mit
denen sie ihren Vater, ihre Mutter und ihren Stiefvater wahrheitsgemäß beschreiben
würde. Aber ihre Französischlehrerin Madame Rogers war extrem ungeschmeidig und
humorlos, weshalb es unwahrscheinlich war, dass Blair sie mit dieser Sprachgewandtheit
beeindrucken konnte. Darum beschrieb sie ihren Vater stattdessen großzügig als
»gut aussehenden Mann, der dasselbe Hobby hat wie ich: teure Schuhe kaufen«,
ihre Mutter als »gutmütige Blondine, die ihren eigenen Namen vergessen würde,
wenn man sie nicht immer wieder mal daran erinnerte« und ihren Stiefvater als
einen »fröhlichen Mann mit lautem Lachen und unkonventionellem Geschmack«. Bei
ihrem kleinen Bruder Tyler musste sie nicht lange nachdenken: »Vielleicht wird
noch mal was aus ihm, aber momentan sind seine PlayStation 2 und seine
Achtzigerjahre- Plattensammlung seine besten Freunde«.
    Blieb noch
Aaron. Blair dachte kurz nach. Sie mochte Aa- ron, obwohl er in letzter Zeit
ziemlich still und muffelig war. Trotzdem, auf der Stiefbruderskala hätte er
weitaus schlechter abschneiden können. Sie lächelte und schrieb: »Mein neuer
Stiefbruder Aaron wird wahrscheinlich mal die Welt retten«. So. Das war so
ungefähr das Netteste, was sie überhaupt jemals über irgendwen gesagt hatte.
    Frage
drei lautete: Imaginez vous
qu'un djin apparait sur votre epaule pour vous dire qu'il vous accordera un
seul sou- hait. Quel serait votre souhait?
    Blair
trommelte mit ihrem Bleistift auf der Tischplatte herum. Hm, was würde sie
sich von diesem freundlichen Geist auf ihrer Schulter wünschen? Erstens
natürlich, in Yale aufgenommen zu werden. Und dann, dass ihre Mutter und Cyrus
nie mehr aus den Flitterwochen zurückkämen, damit sie nicht mit ihnen unter
einem Dach leben musste oder ihnen dabei zusehen, wie sie in der Öffentlichkeit
permanent aneinander rumfummelten. Sie wünschte, Nate würde nach Antarktika
ziehen, um ihm und seiner kleinen Freundin nie mehr über den Weg laufen zu
müssen. Außerdem hätte sie verdammt gern hellbraune Stiefel mit zehn Zentimeter
hohen Bleistiftabsätzen, sie hatte nur die richtigen noch nicht gefunden. Und
eine Schaffelljacke. Und eine Fuchspelzmütze mit Ohrenklappen.
    Dass ihr Vater
schwul war, störte Blair eigentlich herzlich wenig, aber es wäre praktischer,
wenn er sich einen Liebhaber in New York suchen würde statt in Frankreich,
weil er dann öfter mit ihr shoppen gehen könnte. Und sie wünschte sich, Serena
wäre auch im LK Französisch, dann könnten sie jetzt nämlich nebeneinander sitzen
und sich auf Zettelchen über die absurden Storys austauschen, die alle
Zeitungen heute über Serena und Flow gebracht hatten. Sie wünschte, sie hätte
mit Nate geschlafen, als es noch möglich gewesen war, dann wäre sie jetzt
nämlich keine Jungfrau mehr. Und sie wünschte, sie wäre am Samstag nicht so
lange mit Miles, Flow und Serena versumpft, weil sie noch immer leicht verkatert
war. Außerdem hatte Miles gestern zweimal angerufen und ihr auf Band
gesprochen, obwohl sie ihm absichtlich eine falsche Nummer gegeben hatte. Nicht
dass sie auch nur im Mindesten vorgehabt hätte, ihn zurückzurufen.
    Samstag war es
zwar ganz nett gewesen, aber einen neuen Freund brauchte sie ungefähr so
dringend wie ein Loch im Kopf.
    Als sich Mr
Beckham geräuschvoll räusperte, sah Blair vom Blatt auf. Er hatte gelbe Haare.
Nicht gelb im Sinne von blond, sondern gelb wie der Rotz von jemandem, der so
richtig übel vergrippt ist. Ihre Blicke begegneten sich und dann passierte
etwas höchst Merkwürdiges mit Mr Beckham: Er wurde rot.
    Excusez-moi?
    Blair guckte
entsetzt weg. Mit nervös zuckendem Fuß wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder
der Frage zu. Quel serait votre souhait?
    Sie wünschte,
ihr ekliger Filmlehrer, von dem sie

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