Alles ist mir nicht genug
über dem Kopf, auf dem
Bauch und stellte sich schlafend.
»Endlich
treffe ich dich mal!« Flow schüttelte sich die dunklen Locken aus den lang
bewimperten blauen Augen. Sein schlanker, muskulöser Körper in den
korallenroten Surfershorts war zu Zimtzwieback-Perfektion geröstet. Um den
Hals trug er an einer Lederschnur einen Haifischzahn. »Hast du mich denn
vermisst?«
Serena zuckte
die Achseln und umklammerte ihre Oberarme, wodurch sie ihre Barbusigkeit
wenigstens teilweise verbarg. Flow musste ja nicht alles sehen. »Och, weißt
du... du hast mir so viele Geschenke geschickt...«
Er runzelte
die Stirn. »So viele waren es auch wieder nicht.«
Also waren
tatsächlich ein paar von Kati und Isabel gewesen. Unglaublich.
»Naja, ist ja
auch egal.« Serena winkte ab. »Weißt du schon das Neueste? Wir sind angeblich
verlobt.«
Flow grinste.
»Ja, hab ich auch gehört. Lass dich von so was nicht verrückt machen. Daran
gewöhnt man sich.«
Nun war es
leider so, dass sich Serena gar nicht daran gewöhnen wollte. Sie hatte vorher noch nie was mit einem Rockstar gehabt, weshalb ihr der Abend
mit Flow echt Spaß gemacht hatte, aber da draußen wimmelte es nur so von
interessanten Männern: Freeclimbern, Fotografen, Rennfahrern, Schauspielern,
DJs. Serena fühlte eine tiefe Seelenverwandtschaft mit dem Kolibri, dem sie
zugesehen hatte, als er munter von Blüte zu Blüte geschwirrt war. Sie wollte
sich nicht an einer Blüte bequem satt trinken, sondern an möglichst vielen
verschiedenen nippen.
Wortlos zog
sie ihren langen Pferdeschwanz nach vorn und begann, ihn nach gesplissten
Haarspitzen zu durchsuchen. Flow war es nicht gewöhnt, dass sich Mädchen in
seiner Gegenwart so desinteressiert gaben. Wann würde sie sich ihm an den Hals
werfen und ihm gestehen, dass sie ihn vermisst hatte und nicht mehr ohne ihn
leben wollte?
»Tja, du weißt
ja wahrscheinlich, dass ich und die Jungs heute Abend auf dieser
Weihnachtsparty spielen«, sagte er nach einer Weile. »Ich hab gehofft, wir
könnten danach vielleicht noch in Ruhe was trinken. Dann könnte ich dir auch
dein Weihnachtsgeschenk geben.«
Serena
lächelte. O Gott, nicht noch ein Geschenk. »Ich bin auf jeden Fall da.«
»Cool.« Er
zögerte und wartete darauf, dass sie noch etwas sagte. Serena blieb stumm.
»Also dann bis heute Abend.«
»Mhm, bis
dann.« Serena legte sich wieder hin. Kaum war Flow weg, stieß sie Blair
mehrmals in die Rippen.
»Mann, bist du
eine Heuchlerin.« Blair rollte sich auf den Rücken und zog sich das T-Shirt vom
Gesicht.
Serena legte
den Kopf zur Seite. »Wieso denn?«
»Du tust so,
als würden dich seine Geschenke nerven, dabei kannst du es doch kaum erwarten,
sein Weihnachtsgeschenk zu sehen.«
Serena
grinste. Blair hatte natürlich Recht. Alle Mädchen lieben Geschenke, besonders
solche von megaberühmten und geradezu kriminell gut aussehenden Rockstars.
zumindest das wäre
aufgeklärt
»Hä? Was für
ne Kamera denn?«, stöhnte Vanessas zwei- undzwanzigjährige Schwester Ruby. Es
war Sonntagnachmittag, drei Uhr, aber Ruby sah aus, als wäre sie erst vor ein
paar Stunden ins Bett gegangen. Rings um ihre Augen klebte verschmiert der
schwarze Eyeliner vom Vorabend, und sie hatte es anscheinend nicht mehr
geschafft, ihre knallenge rote Lederhose auszuziehen. Ruby schlief auf einem
Futon im »Wohnzimmer« der Zweizimmerwohnung im Brooklyner Stadtteil
Williamsburg, die sie sich mit Vanessa teilte. Die Wohnung war mit technischem
Equipment voll gestopft - überall standen Verstärker, Boxen, Gitarrenkoffer und
Mikros von Rubys Band SugarDaddy und Kameras und Scheinwerfer von Vanessa
herum. Den Teppich im Wohnzimmer hatten die Hippiekünstler-Eltern eigenhändig
gewebt. Er war natogrün und knallrot und zeigte ein Arche-Noah-Motiv. Auf einem
im Roten Meer schwimmenden grünen Floß standen paarweise alle möglichen Tiere
herum. Aber die sah man nicht, weil Rubys Klamotten und Band-Utensilien darauf
verstreut lagen.
»Na, meine
Sony-Digicam!« Vanessa war stinksauer. »Sie lag in der Küche.« Sie hatte
vorgehabt, das Material zu sichten, das sie im Central Park gedreht hatte, um
zu entscheiden, ob die Idee mit den Eiszapfen überhaupt zu gebrauchen war.
Außerdem wollte sie die Aufnahmen von Nate und Jenny löschen, aber die Kamera
war nicht aufzufinden.
Ruby drehte
sich auf den Rücken und legte sich ein Kissen aufs Gesicht. »Ich hab sie
verliehen«, sagte sie dumpf.
Vanessa
starrte sie an. Was sollte die bescheuerte
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