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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Flittchen?
    Er sah auf der
Rückseite des dünnen weißen Umschlags nach, von wem er kam. Vom New Yorker. Wahrscheinlich wollten sie ihm ein Abo aufschwätzen, dabei hatte sein Vater
schon eines. Er riss den Umschlag auf und zog die beiden gefalteten Briefbögen
heraus.
    Sehr geehrter
Mr Humphrey,
    der New Yorker dankt Ihnen für die Zusendung Ihres Gedichts »schlampen«. Ich möchte Ihnen
hiermit herzlich gratulieren und freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass
wir Ihr Gedicht in unserer Valentins-Aus- gabe abdrucken werden. Für ein kurzes
Autorenporträt bitte ich Sie, den beiliegenden Fragebogen auszufüllen. Außerdem
erhalten Sie in den nächsten Tagen einen Verrechnungsscheck über achthundert
Dollar. Alles Gute für das neue Jahr wünscht Ihnen
    Jani
Price Chefredakteurin
    War das eine
Verarsche? Dan las den Brief noch zweimal durch und ließ sich dann auf sein
Bett fallen. Sein ganzer Körper bebte. Der New Yorker druckte fast
nie Beiträge von unbekannten Autoren, und Jani Price war in der Szene für ihre
fiesen Ablehnungsbriefe berüchtigt, die aus niederschmetternden Einzeilern wie
»netter Versuch« oder »danke, aber nein, danke« bestanden. Dan sali sich den
Briefkopf sehr genau an. Er wirkte absolut echt. Dann las er den Brief ein
viertes Mal. Bei der Vorstellung, dass ein Fremder - ganz zu schweigen von
jemand so Wichtigem wie Jani Price - sein Gedicht gelesen hatte, begannen seine
Hände sofort wieder, unkontrolliert zu zittern.
    Nachdem er
eine Weile nachgedacht hatte, war ihm klar, dass es nur einen Menschen gab, der
das Gedicht an den New Yorker geschickt
haben konnte: Vanessa. Als hätte sie nicht schon genug Scheiße gebaut. Was
bildete sich diese blöde, nein, diese beschissene Kuh überhaupt
ein?
    Dan
schleuderte den Brief aufs Bett und zerrte sich das verdreckte T-Shirt über den
Kopf. Er musste jetzt erst mal ganz heiß duschen und was Frisches anziehen.
    Das wird aber
auch Zeit!
    Danach würde
er auf schnellstem Weg nach Brooklyn fahren und Vanessa zur Sau machen. Wie
konnte sie es wagen, ihn so zu vergewaltigen und seine Arbeit einfach ungefragt
an irgendjemanden zu schicken? Für wen hielt sie sich? Für eine Art gute Fee
mit Springerstiefeln und Glatze?
    Ruby war es
endlich gelungen, die verschollene Digicam wie- derzubeschaffen, und so konnte
sich Vanessa an ihren PC setzen, um die Eiszapfenbilder in ihr Schnittprogramm
zu laden und mit Aufnahmen von ein paar Tauben zusammenzuschneiden, die in
einem Müllwagen schliefen. Die Filmstrecke von Jenny und Nate im Schnee hatte sie
gelöscht. Sie hatte beschlossen, die blöde Geschichte zu vergessen und sich
wieder ganz auf ihr Projekt zu konzentrieren. Die Tauben hockten auf einer
aufgeplatzten Mülltüte, aus der ein verdreckter einäugiger Puppenkopf ragte.
Ein grandioses Motiv.
    In der rechten
Ecke des Monitors ging plötzlich die Dialogbox ihres Instant Messengers auf.
Vanessa klickte darauf. Womöglich war es ja Dan. Vielleicht hatte sich der New Yorker bei ihm gemeldet, und er wollte sich bei ihr bedanken, und alles war vergeben
und vergessen.
    Nur dass ihr
der Nick - KM10001 - überhaupt nichts sagte.
    KM10001:             bist du vanessa abrams,
filmemacherin?
    hairlesskat:         kann schon sein.
    KMlOOOl:            ich
suche nach der frau, die das paar im park gefilmt hat. die kameraführung ist
sagenhaft,
    hairlesskat:         ach
ja? sagt wer?
    KMlOOOl:             ken
mogul. unabhängiger filmemacher. vielleicht hast du ja meinen film »seahorse« gesehen.
bist du die gesuchte?
    hairlesskat:         ja.
    KMlOOOl:             bestens,
ich sitze gerade an der postproduk- tion für einen film, den ich in cannes
einreichen will, würde aber danach gern mit dir zusammenarbeiten. wärst du
interessiert?
    hairlesskat:         ich
geh noch auf die highschool, aber klar bin ich interessiert.
    KMlOOOl:             cool,
können wir uns irgendwo treffen? am besten noch heute? ich bin übrigens in nyc.
    hairlesskat:         ich
dreh heute nacht so gegen zehn im central park, du kannst ja kommen.
    KMlOOOl:             okay,
ich würde dich gern bei der arbeit beobachten. bis dann,
    hairlesskat:         ja,
bis dann.
    Vanessa machte
mit dem Schnitt weiter. Natürlich war ihr klar, dass der Typ eben sehr
wahrscheinlich einer von Nates Bonzenfreunden war, der ihn rächen wollte und zu
diesem Zweck vielleicht gerade ein großes Loch

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