Alles ist mir nicht genug
organisiert hatte. Danach waren sie
auf den Balkon hinausgegangen, um eine zu rauchen. Irgendwie waren sie den
ganzen zweiten Akt über draußen geblieben und hatten geraucht und geknutscht
und die Leute beobachtet, die unter ihnen am abgeschalteten Brunnen vorbei
durch das Lincoln Center geschlendert waren. Blair hatte einen Kamelhaarmantel
mit Nerzkragen angehabt, und Nate erinnerte sich noch gut daran, wie gern er
sein Gesicht in den Pelz ge- presst und die Mischung aus Tierfell, Blairs
Parfüm und Zigarettenrauch eingeatmet hatte.
Plötzlich
klingelte sein Handy, das er auf der antiken Ahornkommode abgelegt hatte, die
sein Zimmer im Ferien- haus schmückte. Jenny hatte ihm schon neunmal auf die
Mailbox gesprochen, und er hatte es bisher nicht geschafft, zurückzurufen. Doch
diesmal blinkte eine andere Nummer auf dem Display.
Er lächelte.
Mit Serena telefonierte er immer gern.
Welcher Mann
tut das nicht?
»Hey! Alles
klar bei dir?«
»Natie?«,
zwitscherte Serena aus der Ferne. »Ich hab mich gerade gefragt, ob ich dich
irgendwann mal wieder sehe? Oder hast du etwa vor, erst zur Abschlussfeier
zurückzukommen?«
Nate beugte
sich vor und griff nach den Pop-Tarts, die Jenny ihm ins Päckchen gelegt hatte.
Er riss die Folie mit den Zähnen auf, zog ein Pop-Tart heraus und verschlang es
hungrig. Das zweite warf er in den Schuhkarton zurück. »Ich hatte eigentlich
nicht vor, so schnell wieder zurückzukommen.« Er wollte die unvermeidliche
Aussprache mit Jenny so lange wie möglich hinauszögern. Am liebsten für immer.
»Tu mir das
nicht an! Ich mach dieses Jahr eine Silvesterparty«, rief Serena erschrocken.
»Kati und Isabel sind gerade hier, um mir bei der Organisation zu helfen. Wir
denken uns ein total abgefahrenes Motto aus und haben schon einen obergeilen DJ
organisiert, und das Loft hat eine Dachterrasse, von der aus man das Feuerwerk
sehen kann. Wenn du nicht kommst, bist du echt ein Loser, und ich versprech
dir, dass du es bitter bereuen wirst.«
Nate lachte.
Party klang natürlich cool. Dann kam ihm ein anderer Gedanke.
»Wo ist Blair
eigentlich? Ich dachte, ihr seid noch auf St. Barts?«
»Wir sind
früher zurückgekommen.« Serena seufzte. »Blair ist die volle Langweilerin
geworden und schreibt nur noch an ihrer Bewerbung für Yale.«
»Ach, echt?«
Nate griff nach der zerfledderten Taschenbuchausgabe von »Romeo und Julia« und
blätterte zerstreut darin. Er betrachtete das Cover. Ein Typ und ein Mädchen in
heftiger Umarmung. »Kommt sie nicht zur Party?«
»Spinnst du?
Klar kommt sie!«, rief Serena. »So langweilig ist sie auch wieder nicht.«
»Okay.« Nate
hielt immer noch das Buch in der Hand. »Ich komme.«
Serena legte
auf. Ihr gegenüber auf dem rotweißgestreif- ten Chintz-Sofa redeten Isabel und
Kati atemlos in ihre jeweiligen Handys, um das Büfett zusammenzustellen und
mehr alkoholische Getränke zu ordern, als sie je würden vernichten können.
Serena lächelte befriedigt. Interessanterweise hatte Nate erst zugesagt, nachdem sie bestätigt hatte, dass Blair auch da sein würde. Hm. Sie hatte das deutliche
Gefühl, dass die Party sehr spannend werden würde.
die künstlerfraktion
erlebt ihren durchbruch
Dan trug seit
einer knappen Woche dasselbe kaffeefleckige weiße T-Shirt und hatte sein neues
Notizbuch fast vollständig mit morbiden Gedichten gefüllt, die davon handelten,
dass die Liebe nichts weiter als klebriges Pathos war, eine clevere Erfindung
der Grußkartenindustrie, um möglichst viele Valentinskarten loszuschlagen und
die Menschen darüber hinwegzutäuschen, dass ihr Leben völlig bedeutungslos
ist. Das Gedicht, an dem er gerade arbeitete, hieß »Wagenladung steine«. Es
handelte von einem Mann, der sein Auto mit Steinen voll packt und es in einen
Fluss fährt, weil es ihn an seine Ex-Freundin erinnert, die beim Autofahren
immer weißes Rauschen im Radio gehört hatte statt Musik.
Es klopfte.
»Post für Sie, Mr Einsiedler!«, rief Jenny durch die Tür.
Dan legte den
Stift weg und öffnete ihr. Jenny trug ihren rosa Bademantel, auf ihrer
Oberlippe glänzte eine dicke weiße Cremeschicht. Sie hielt ihm einen Umschlag
hin.
Dan griff
danach. »Was hast du da im Gesicht?«
»Epilationscreme.«
Sie drehte sich um und ging in ihr Zimmer.
»Epi... was?«
Dan schloss kopfschüttelnd die Tür. Jenny war eindeutig zu lang zu Hause
eingesperrt gewesen und hatte zu viele Frauenzeitschriften gelesen, aber das geschah
ihr ganz recht. Warum war sie auch so ein
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