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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Fachzeitschriften. Artikel mit großartigen Fotos, von deinem Vater aufgenommen, oder ich fahre Taxi oder mache Gartenarbeit oder…“
    „Wir tun es!“ rief ich. „Wir riskieren es! Wer nicht wagt, nicht gewinnt!“
    Keiner von uns hatte auf die Uhr geguckt. Wir hatten allerdings das Gefühl, daß es sehr spät geworden war, aber wie spät, das erfuhren wir erst, als das Telefon klingelte. Dann sah ich auf die Uhr. Es war Mitternacht.
    „Wer in aller Welt ruft jetzt an?“ sagte Mama. Schon hatte ich den Hörer abgenommen.
    „Bist du es. Elaine? Habe ich euch geweckt? Es war ganz unmöglich, durchzukommen, ich glaube, halb Hamburg hat mit Niedersachsen telefoniert!“
    Es war Simones Stimme.
    „Nein, wir sind noch auf – was ist. Simone, ist was los?“
    „Von wegen, ich platze nur vor Neugier – wie ist es dir ergangen?“
    „Prima! Bestens! Eine Fotokopie von meinem Zeugnis ist schon unterwegs nach Hannover. Und du. wie geht es dir?“
    „Fein. Die Trinkgelder häufen sich, und du ahnst nicht, wie reizend ich zu den Gästen bin. wenn ich auch ab und zu Lust hätte, ihnen das Genick umzudrehen. Aber sobald ich hier fertig bin, mache ich ganz etwas anderes. Weißt du, wer hier plötzlich aufkreuzte und nach mir fragte?“
    „Wie könnte ich das wissen? Die holländische Königin oder der amerikanische Präsident?“
    „Viel besser! Die Schriftstellerin Edda Dieters-Callies! Du, deine Mutter hatte ihr ja geschrieben, der Himmel weiß, was sie geschrieben hat – aber Frau Callies wollte unbedingt mit mir sprechen, wollte mich kennenlernen. Wir haben stundenlang miteinander geredet, und sie ist Feuer und Flamme bei dem Gedanken, mein ganzes Schicksal in einem Buch zu schildern – natürlich mit anderen Ortsnamen und Personennamen, aus Titine macht sie einen Jungen und aus mir eine Dänin! Und Elaine, weißt du – sie will mir die Hälfte des Honorars geben! Sie hat mich eingeladen, den Sommer bei ihr zu verbringen, ich fahre hin. sowie mein Servierjob zu Ende ist – ja. du weißt ja. daß sie auf einer Nordseeinsel wohnt…“
    „Und ob ich das weiß!“ rief ich. „Da war ich ja selbst als kleines Kind, da habe ich meinen Anton bekommen…“
    „Elaine, ich bin ja so glücklich! Natürlich kenne ich die Bücher von Edda Callies, die habe ich verschlungen – und zu denken, daß ich jetzt sozusagen mit ihr arbeiten darf! Ist ihr Mann auch so lieb und nett?“
    „Onkel Benno? Er ist ein Prachtstück. Er wird bestimmt den Sommer damit verbringen. Zeichnungen von Titine zu machen! Ach. Simone, dies wird teuer für dich, du hast viel zu lange geplaudert, wir schreiben uns noch – nur eins: Kommst du in drei Wochen – zu Ingos und meiner Hochzeit?“

Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint
     
     
    Ich sah auf die Uhr.
    Schon halb zwölf! Jetzt mußte ich mich beeilen. Ich hatte Ingo hoch und heilig versprochen, das Mittagessen um eins fertig zu haben!
    Ich stellte den großen Einmachtopf zum Abkühlen hin. Ich hatte seit sieben Uhr früh Himbeeren eingemacht, eine Reihe Gläser stand schon auf dem Küchentisch. Dies war die letzte Portion.
    Es gibt immer etwas zu tun. wenn man ein Haus und einen Garten hat. Und die Beeren neigen dazu, gerade dann reif zu werden, wenn man tausend andere Dinge vorhat, und die Äpfel fallen und müssen gleich verwertet werden, wenn man eigentlich seine turmhohen Briefschulden erledigen wollte.
    Ja, ich hatte viel zu tun, und ich genoß es! Anfangs konnte ich mich kaum daran gewöhnen, daß ich kein Schulbuch mehr aufzumachen brauchte. Aber nach ein paar Tagen war ich so von Hochzeitsvorbereitungen in Anspruch genommen, daß ich die ganze Büffelei allmählich vergaß.
    Und jetzt wollte ich die Zeit ausnutzen, mich um mein Haus kümmern, um das Einkochen und Einfrieren, so viel wie möglich im voraus erledigen, damit ich mich – toi, toi. toi – um meine Studien kümmern konnte – wenn ich also aufgenommen würde!
    Immer kreisten die Gedanken um diesen einen Punkt. Oh, wenn diese hohen Herren endlich von sich hören ließen!
    Ich setzte die Kartoffeln auf, putzte Gemüse, goß die rote Grütze in eine Schüssel und Milch in eine Kanne – da hörte ich Ingos „Ente“ kommen. Bisken rannte ihm mit Jubelgekläff entgegen. Ingo hatte im Nachbardorf Besorgungen gemacht und auf dem Rückweg die Post geholt.
    „Lillepus, guck mal! Einschreibpäckchen von deinem Vater!“
    „Oh, das wird der Hochzeitsfilm sein! Ich platze vor Neugier! Was sonst?“
    „Ein Brief von

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