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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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unser Familienoberhaupt.«
    »Felix, bitte!«, schaltete sich nun auch Vera ein.
    »Ach, lassen Sie doch.« Rudolph Meissner wirkte beinahe amüsiert. »Ist doch sehr erfrischend, so ein aufbrausender Jungliterat. Genau das ist es, was die Branche braucht: Menschen, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen, sondern ihren Emotionen freien Lauf lassen.«
    »Mördergrube!«, echote Felix.
    »Es tut mir wirklich leid«, entschuldigte sich Patrick.
    »Fürs Leidtun ist es wohl ein bisschen zu spät!«, bellte Felix ihn an, schnappte seinem Bruder die Flasche weg und goss sich sein Glas so voll, dass es überlief. Ein kleiner Weißweinsee bildete sich auf der Tischplatte.
    Rudolph Meissner ließ sich nicht beeindrucken. »Ich halte Sie tatsächlich für begabt«, erklärte er. »Aber ich denke, Sie müssten sich und Ihr Talent noch ein wenig entwickeln. Sie müssten etwas … etwas … «, er suchte nach den passenden Worten, »etwas authentischer schreiben.«
    Laut prustend spuckte Felix den Schluck, den er gerade genommen hatte, quer über den Tisch, sodass der Wein bis auf den Ärmel des Verlegers spritzte. Der aber nahm mit gelassener Miene seine Serviette und tupfte sich den Anzug trocken, als wäre nichts geschehen.
    »Authentisch«, wiederholte Felix. »Meine Geschichten sind also nicht authentisch genug?«
    »Vielleicht ist das nicht der richtige Begriff«, entgegnete Rudolph Meissner. »Aber bei den beiden Manuskripten, die ich geprüft habe, schien mir etwas zu fehlen. Aber ich sehe mir selbstverständlich immer alles gern an, wenn Sie etwas Neues haben.«
    »Selbstverständlich!«, lallte Felix. »Na klar, gucken Sie sich alles an, ich bin schließlich der Bruder vom großen Patrick Gerlach!« Wieder ein Kichern, unterbrochen von einem lauten Schluckauf. »Der würde dir sonst auch was husten!«, duzte er Rudolph Meissner.
    »Felix! Bitte!«, rief Patrick.
    In diesem Augenblick klingelte mein Handy.
    »Tut mir leid.« Eilig nahm ich meine Handtasche von der Stuhllehne und verließ mit einem entschuldigenden Blick in die Runde das Zimmer. Selten war ich so erleichtert über einen Anruf beim Essen gewesen. Egal, wer es war, ich war ihm oder ihr unendlich dankbar für die Störung, auch wenn ich beim Wühlen in meiner Tasche dachte, dass es eigentlich nur eine einzige Person gab, die versuchen würde, mich über Handy zu erreichen: meine Mutter, von der ich zwar seit Wochen nichts mehr gehört hatte, die aber aus irgendeiner glücklichen Fügung heraus offenbar just in diesem Moment beschlossen hatte, mal nachzuhorchen, ob ihre einzige Tochter noch lebte.
    »Neumann?«, meldete ich mich und zog die Tür zum Flur hinter mir zu.
    »Michael Reuter«, hörte ich eine männliche Stimme. »Sie hatten mich angerufen?«
    »Wer ist da?«, fragte ich, den Namen hatte ich noch nie gehört. Ein Kindergartenvater?
    »Michael Reuter«, wiederholte der Mann. »Sie haben mich heute Nachmittag angerufen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte ich. »Da müssen Sie sich vertun, ich habe Sie nicht angerufen.«
    »Aber ich habe Ihre Nummer im Display.«
    »Ja?« Während ich mich noch fragte, wie das sein konnte, fiel bei mir der Groschen. Das musste der Intendant sein! Vera hatte ihn ja von meinem Handy aus versucht zu erreichen, und jetzt rief er zurück. »Einen Moment«, sagte ich eilig, »ich glaube, Vera Gerlach wollte Sie sprechen! Ich verbinde.« Ich ging mit dem Handy in der Hand zurück ins Wohnzimmer. »Vera, der Anruf ist für dich«, sagte ich, »dein Intendant.«
    »Oh, okay.« Als sie aufstand, reichte ich ihr mein Mobiltelefon. Während sie damit hinaus auf den Flur verschwand, kehrte ich innerlich seufzend zu meinem Platz neben Patrick zurück. Sofort nahm er meine Hand, drückte sie und sah mich aufmunternd an.
    »Ist wieder in Ordnung«, raunte er mir zu. »Die Gemüter haben sich beruhigt.« Mein Blick wanderte rüber zu Felix. Ob er sich beruhigt hatte, war schwer zu sagen, aber scheinbar hatte er den Punkt erreicht, an dem nicht mehr viel ging, er hing wie ein nasser Sack auf seinem Stuhl und hatte Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten.
    Rudolph Meissner und Patrick unterhielten sich weiter, als wäre nichts gewesen, ich selbst saß so stumm am Tisch wie Felix, der auf seinem Stuhl schon wegzunicken schien. Plötzlich tat er mir unendlich leid, sein Kopf war ihm auf den Brustkorb gesackt, er war nicht mal mehr ein Häufchen Elend. Wie schwer musste dieser Abend für ihn gewesen sein! Bei seinem Anblick regten

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