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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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wolltest. Da bin ich davon ausgegangen, dass es für dich in Ordnung ist.«
    »Du hast es nicht gesagt«, insistierte Felix.
    »Doch, das hab ich!« Wütend pfefferte Vera das Handtuch, mit dem sie eben noch die überschüssige Mangosauce von den Rändern der Dessertteller abgewischt hatte, zu Boden.
    »Das war bestimmt ein Missverständnis«, sagte ich, um zu vermitteln. »Ist doch nicht so tragisch.« Jetzt sahen beide mich böse an, und ich bereute sofort, mich überhaupt eingemischt zu haben.
    »Genau, ein Missverständnis«, giftete Vera. »Danke fürs Kochen, liebe Vera!« Dann griff sie sich zwei der Dessertteller und machte sich daran, sie aus der Küche rüber ins Wohnzimmer zu tragen, blieb aber in der Küchentür noch einmal stehen. »Ich kann dir auch genau sagen, wie dieses ›Missverständnis‹«, sie äffte meinen Tonfall nach, »zustande bekommen ist.« Eine kleine Pause, dann ein abfälliger Blick Richtung Felix. »Mein lieber Bruder war gestern Abend einfach mal wieder voll wie tausend Russen und konnte sich heute früh nicht mehr daran erinnern, dass ich es ihm gesagt habe.«
    »War ich nicht!«, schrie Felix.
    »Du kannst mich mal!« Vera marschierte durch die Küchentür, zurück blieben Felix und ich mit drei weiteren Desserttellern.
    »Ach, scheiß drauf!«, schnaubte Felix und kam mit zwei großen Schritten direkt auf mich zu, sodass ich mich noch dichter an die Wand hinter mir presste.
    »Was … was meinst du?« Mit einem Mal hatte ich Angst, dass er mich schlagen würde.
    »Was ich meine?« Felix blieb vor mir stehen, baute sich in voller Größe auf und sah einen Moment abschätzig auf mich herab. Dann verzog er plötzlich das Gesicht zu einem amüsierten Grinsen. »Denkst du etwa, ich will dir eine scheuern?«
    Ich sagte nichts, starrte ihn nur ängstlich an.
    »Ha! Du hast tatsächlich Angst, ich würde dich schlagen?« Er schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, die Freundin meines Bruders fass ich garantiert nicht an.«
    Und damit langte er an meinem Kopf vorbei, riss den Kühlschrank auf, nahm etwas heraus und knallte die Tür dann mit einem »Rumms« wieder zu. In der Hand hielt er eine Wodkaflasche, schraubte den Verschluss auf, setzte sich die Flasche an den Mund und nahm einen großen Schluck. »Jetzt geht’s mir besser«, sagte er, als er die Flasche mit lautem Knall auf dem Sideboard absetzte. Dann beugte er sich zu mir herab, umfasste mein Kinn mit einer Hand und gab mir einen festen, fast brutalen Kuss mitten auf den Mund. »Viel besser!«, meinte er zufrieden, als er mich wieder losließ.
    Ich starrte ihn an. Dann holte ich aus und versetzte ihm eine feste Ohrfeige. Felix tat, als wäre nichts gewesen, lächelte mich einfach an, nahm einen weiteren Dessertteller und die Kaffeekanne und verließ mit einem »Zeit für den Nachtisch« die Küche. Ich blieb noch einen Augenblick zurück, ehe ich imstande war, ihm mit dem restlichen Nachtisch ins Wohnzimmer zu folgen.
    Was auch immer hier gerade passiert war, versuchte ich mich innerlich zu beruhigen, es hatte nicht das Geringste mit mir zu tun.
    Der weitere Abend war ein einziges Desaster. Bei Felix schienen alle Dämme gebrochen, ganz offen legte er Patrick und Rudolph Meissner gegenüber eine Unfreundlichkeit an den Tag, die schon fast beleidigend war. Immer wieder wanderte mein Blick zu der großen antiken Standuhr auf der linken Seite des Wohnzimmers. Halb zehn, kurz nach halb zehn, zwanzig vor zehn, zwanzig vor zehn, zwanzig vor zehn – die Zeit zog sich quälend langsam dahin, der Abend schien kein Ende nehmen zu wollen.
    Zu einem weiteren Ausraster von Felix kam es nicht, aber natürlich kam er irgendwann auf seine abgelehnten Manuskripte zu sprechen.
    »Nun, Herr Meissner, Sie finden also, ich habe kein Talent«, attackierte er den Verleger mit schwerer Zunge.
    Rudolph Meissner bewahrte eine bewundernswerte Ruhe. »Das habe ich nie gesagt, Herr Gerlach. Ihre Romane passen nur einfach nicht in unser Programm, das ist alles.«
    »Schwachsinn! ›Passt nicht ins Programm‹ ist nur die höfliche Formulierung für ›taugt nichts‹!« Felix griff nach der Flasche Riesling und wollte sich noch einmal nachschenken, aber Patrick war schneller und schnappte sich den Wein.
    »Ich glaube, du hast genug.«
    »Glaubst du?« Felix bedachte ihn mit einem mürrischen Blick, dann hob er entschuldigend die Hände. »O Verzeihung, ich vergaß! Mein Herr Bruder weiß ja immer am besten, was gut für uns ist! Das hat er schon immer gewusst,

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