Alles nicht so einfach
seine Stimme hielt mich auf. »Wir geht es deiner Katze?«
»Welcher Katze? Oh!
Meiner Katze.
Der Katze, die mir gehört. Oh, es geht ihr …« Ich hatte bestimmt gesagt, dass es eine Sie ist, oder? »Es geht ihr gut. Sie miaut und schnurrt und tut all die Sachen, die Katzen so machen.«
Gott, warum war die Tür bloß so weit weg?
Ich entfernte mich weiter von ihm und rief ihm meine letzten Worte über die Schulter hinweg zu. »Ich muss zum Unterricht. Wir sehen uns am Mittwoch, nehme ich an. Okay, tschüs dann!«
Schnell ging ich durch die Tür und lief durch den Flur zum Bildende-Kunst-Flügel, vorbei am Töpferraum und geradewegs in die Behindertentoilette, die nie jemand benutzte. Dort sank ich auf die Knie. (Auf den Boden der
Toilette.
Ich war eindeutig völlig verstört, denn das war …
ekelhaft.)
Ich konzentrierte mich darauf, nicht zu hyperventilieren. Nur ich konnte aus Versehen eine Affäre mit einem Dozenten anfangen. Eins wusste ich sicher. Auf gar keinen Fall würde ich zu meiner nächsten Unterrichtsstunde gehen.
9
»Ich schwöre, da lag so viel Verlegenheit in der Luft, dass sie praktisch mit den Händen greifbar war.«
Ich hatte mein Gesicht auf den Tisch in der Mensa gepresst, während Kelsey versuchte, mich mit Pommes und anderen wunderbaren Kohlenhydraten zu traktieren.
Halbherzig klopfte sie mir auf den Rücken.
Kelsey hatte so absolut überhaupt nichts Mütterliches an sich, aber wenigstens versuchte sie es. »Du übertreibst, Bliss. Das Einzige, was meiner Ansicht nach in der Luft lag, war ein erotisches Knistern. Ich meine, er hat dich nicht oft angeschaut, aber wenn er es getan hat … Hallo? Herzstillstand!«
»Keine Chance, dass ich ein Semester in diesem Kurs überlebe.«
»Das ist doch lächerlich. Du bist Schauspielerin. Schauspieler schlafen die ganze Zeit miteinander und ziehen dann weiter. Himmel, erinnerst du dich noch an unser erstes Jahr, als du für diese eine Szene nicht mit Dom herummachen wolltest und Eric euch in das andere Zimmer geschickt und zu euch gesagt hat, dass ihr euch jetzt so lange küssen sollt, bis ihr euch wohl miteinander fühlt?«
»Warum greifst du ausgerechnet heute den Moment auf, der auf dem zweiten Platz meiner Liste der demütigendsten Augenblicke steht?«
Sie verdrehte die Augen. »Weil du darüber hinweggekommen bist.«
»Ich werde niemals darüber hinwegkommen, dass mir Dom die Zunge in den Hals gesteckt hat. Ich spüre immer noch, wie schlabberig sie war.«
»Alles wird gut, Bliss. Es geht um fünf Monate. Und du siehst ihn nur drei Stunden pro Woche. Das wird vorbeigehen wie nix. Danach kannst du ihn gleich noch mal bespringen und anschließend mit mir um die Welt reisen.«
»In dieser einen Bemerkung steckt so viel Blödsinn, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.«
»Du wirst anfangen, indem du endlich etwas isst, sonst kommen wir zu spät zu Regieführung.«
Murrend schob ich mir ein paar Pommes in den Mund, um sie zu beschwichtigen.
Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy, doch ihre Finger umschlossen stattdessen etwas anderes. »Ach, was ich vergessen hatte – ich habe Aspirin dabei. Möchtest du eins?«
Ich schluckte und fragte: »Warum sollte ich das wollen?«
Verwundert schaute sie mich an. »Bist du nicht wund, nachdem du … du weißt schon … nach dem Sex?«
Dumme Bliss!
Verdammt dumm. »Oh! Oh, klar. Nein, nein, es geht mir gut. Ich habe heute Morgen schon etwas eingenommen. Es geht mir gut, danke.«
»Braves Mädchen.«
Den Rest des Tages verbrachte ich auf Autopilot, bereit, nach Hause zu gehen und in einen Kokon des Vergessens in Form von Schlaf zu schlüpfen. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, mich auszuziehen, bevor ich mich ins Bett fallen ließ.
Ein paar Stunden später wurde ich vom Telefon geweckt. Es war Cade.
»Hey, Babe. Na, bist du bereit, dich ein wenig herumzutreiben?«
Verschlafen blickte ich auf die Anzeige des Weckers. Es war erst neunzehn Uhr. Ich gähnte. »Ja … klar. Was hast du vor?«
»Na ja, ich dachte …«
»Getrunken wird aber nicht«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Trinken geht bei mir heute absolut nicht.«
Darauf lachte er. »Kein Katerfrühstück für dich? Na schön, Lindsay spielt heute im Grind. Wie wär’s mit Kaffee?«
Ich gähnte wieder. Lindsay besuchte ebenfalls die Theater-Abschlussklasse. Ein Abend mit ihrer Musik wäre unkompliziert und entspannt. Genau das, was ich brauchte. »Kaffee klingt perfekt.«
Als ich zwanzig Minuten später nach
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