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Alles nicht so einfach

Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Carmack
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und als nichts passierte, schlug er mit der flachen Hand auf das Lenkrad. Ich zog meine Beine auf den Sitz und legte den Kopf auf die Knie.
    »Warte eine Sekunde.« Cade stieg aus und öffnete die Kühlerhaube. Ich blieb zusammengerollt sitzen und versuchte mental, die letzten vierundzwanzig Stunden aus meinem Gedächtnis zu löschen. Irgendwo zwischen der Analyse jedes einzelnen Blickes, den Garrick mir heute Abend zugeworfen hatte, und den Plänen, was ich in unserer nächsten Unterrichtsstunde sagen und wie ich mich verhalten würde, musste ich wohl eingeschlafen sein.
    Das Nächste, was ich mitbekam, war, dass Cade mich wachrüttelte und das Auto definitiv immer noch nicht an war.
    Ich rieb mir die Augen und stieg aus. »Tut mir leid, ich glaube, ich war müder, als ich gedacht hatte.«
    »Hör mal, der Wagen springt nicht an, wir haben schon alles probiert, was uns eingefallen ist.«
    Mein rationales Ich registrierte das »wir« erst, als sich die Motorhaube senkte und Cade noch immer neben mir stand.
    Und natürlich war es
wieder
Garrick. Weil es mir die Welt einfach nicht leichter machen konnte.
    »Wir haben sogar schon versucht, mit Mr Taylors Motorrad Starthilfe zu geben.«
    »Ich sagte dir doch schon – nenn mich Garrick, Cade.«
    »Ja, ja, ich weiß. Na jedenfalls, da ich gar nicht weit weg wohne …«
    Oh Gott. Nein. Bitte nicht. Cade war Haussprecher in einem der Wohnheime, was bedeutete, dass er zu Fuß nach Hause gehen konnte. Ich hingegen wohnte mehrere Kilometer vom Campus entfernt.
    »Ich habe Mr Taylor gefragt, und er hat gesagt, dass er dich nach Hause bringen kann. Wie sich herausgestellt hat, wohnt ihr sogar im selben Wohnblock.«
    »Sag bloß!« Ich versuchte, meine zusammengebissenen Zähne zu einem Lächeln zu formen. »Das ist nett von ihm, aber ich kann auch einfach Kelsey anrufen, damit sie mich abholt. Kein Problem.«
    »Aber ihr habt sowieso dasselbe Ziel …« Cades Verwirrung war süß, aber ich hätte ihm am liebsten gegen das Schienbein getreten.
    »Ja, aber …«
    »Bliss«, unterbrach mich Garrick. Gott, ich würde nie genug davon kriegen zu hören, wie er meinen Namen in diesem herrlichen Akzent sagt. »Schon gut. Wirklich. Es macht mir nichts aus, ich habe dich im Handumdrehen nach Hause gebracht. Versprochen.«
    Er sah mich an, als sei dies die lockerste Sache der Welt. Als wäre es total in Ordnung, wenn ich meine Arme um ihn herumschlingen würde, wenn er fuhr. Als hätte ich nicht immer noch vom letzten Mal, als ich auf diesem Motorrad gesessen hatte, einen Verband am Bein.
    Cade lächelte. Er sah so müde aus, wie ich mich fühlte. Ich wusste, dass er mit mir auf Kelsey warten würde, wenn ich hartnäckig blieb.
    Ich rieb mir die Augen und holte tief Luft.
    Nicht tief genug. »Okay, gut. Danke … Mr Taylor. Und bis morgen, Cade.«
    Cade lächelte und war sich meiner Qualen absolut nicht bewusst. »Großartig!«
    Er küsste mich flüchtig auf die Stirn, wünschte uns eine gute Nacht und joggte dann über die Straße auf den Campus.
    Dieses Mal bemühte ich mich gar nicht erst, beruhigend Luft zu holen. Ich wusste, dass das nichts helfen würde. Ich drückte meine Schultern nach hinten und drehte mich zu ihm um.
    Er musterte mich einen Augenblick lang, dann sagte er: »Du
kannst
mich einfach nicht Mr Taylor nennen.«
    Trotz der Spannung zwischen uns lachte ich. Es war wirklich lächerlich, wenn man darüber nachdachte. »Okay … Garrick.«
    Es gab keine Möglichkeit, das einigermaßen gut über die Bühne zu bringen, deshalb reichte er mir einfach den Helm und stieg aufs Motorrad. Er brauchte mir nicht zu sagen, dass ich beim Aufsteigen wegen des Abgasrohrs aufpassen sollte, aber er tat es trotzdem.
    Heute Abend hatte er eine leichte Jacke an, weil eine Kaltfront heraufgezogen war (so kalt es in Texas eben werden konnte). Ich hielt mich an der Jacke fest anstatt an ihm. Die Fahrt war noch beängstigender, wenn man nichts Festeres hatte, woran man sich festhalten konnte, aber ich weigerte mich, meine Arme um ihn zu schlingen. Vor allem weil ich nicht wusste, ob ich die Willensstärke aufbringen würde, sie danach wieder wegzunehmen.
    Als wir ankamen, war ich in Sekundenschnelle abgestiegen. Ich glaube, ich habe Tschüs gesagt. Ehrlich gesagt, war ich so panisch, dass ich einfach losrannte. Und er ließ es zu. Als ich in meine Wohnung schlüpfte, riskierte ich einen Blick zurück. Er saß immer noch auf dem Motorrad, und einen Augenblick später stieß er zurück und fuhr

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