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Alles nicht so einfach

Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Carmack
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Sorgen um dich gemacht.«
    »Oh.«
    Sein Blick huschte über mein Gesicht, wanderte von meinem zweifellos wirren Haar zu meinen Augen und zu meinen Lippen, danach rasch hinunter zu meinem Bein, wo die Verbrennung verheilt war und eine dunkelrosa Narbe hinterlassen hatte. »Ich mag es nicht, wenn ich mir Sorgen um dich machen muss.«
    Mein Herz fühlte sich an, als würde es gleich aus dem Gefängnis meines Brustkorbs springen, wenn ich nicht schnell etwas dagegen unternähme. Ich bewegte mich auf gefährlichem Terrain. Dinge wuchsen in mir, die über die reine Anziehungskraft, über das Fasziniertsein von seinem Aussehen, seinem Körper und seinem Akzent hinausgingen – gefährliche Dinge. Er berührte eine Locke an meinem Kinn, und seine Nähe gab mir das Gefühl, kurz vor dem Explodieren zu stehen.
    Ich lächelte und versuchte, die Situation ein wenig zu entladen. »Du solltest dir lieber Sorgen um dich selbst machen. Wenn du mich noch einmal als ›süß‹ bezeichnest, muss ich dir wehtun, dich womöglich fürs Leben verstümmeln.«
    Er kam einen Schritt näher, und es fühlte sich an, als würde die Welt um uns herum schrumpfen. Seine Hand in meinem Haar kam näher, seine Fingerknöchel streiften meine Wange. Er senkte die Stimme und sagte: »Da ich dir das andere hier wohl kaum sagen kann, muss ›süß‹ fürs Erste genügen.«
    Meine Gedanken schossen zu dem Augenblick zurück, in dem er mich zum ersten Mal als »lächerlich süß« bezeichnet hatte. Damals hing mir der Slip an den Knien. Als er mich dann »verdammt sexy« nannte, habe ich ihn vollends ausgezogen.
    Ich musste eindeutig noch lernen, nicht alles zu sagen, was mir so durch den Kopf schoss. Aber daran konnte ich in diesem Moment nicht denken, weil meine Gedanken um seine letzten Worten kreisten:
fürs Erste, fürs Erste, fürs Erste.
    Er räusperte sich und trat zurück; dabei ließ er die Locke los, die er festgehalten hatte. »Geh doch schon mal in den Unterrichtsraum und setz dich hin.«
    Ich nickte und schlüpfte an ihm vorbei durch den Vorhang.
    Kelsey und Cade hatten zwischen sich einen Platz für mich freigehalten, beide warfen mir ein gleichermaßen fettes Grinsen zu. Ich lächelte, schüttelte den Gedanken an meine Begegnung mit Garrick ab und sonnte mich weiterhin in meinem Erfolg. Kelsey beugte sich vor, um mich zu umarmen, als ich mich hinsetzte. Sie flüsterte mir ins Ohr: »Dass du heiß auf den Lehrer bist, hat dir wohl geholfen, dich in die Rolle hineinzuversetzen. Ich bin so stolz auf dich, Süße.«
    Halbherzig funkelte ich sie an, nickte ihr aber dankbar zu. Dann wandte ich mich zu Cade um.
    Wir hatten heute schon Händchen gehalten und uns umarmt, als wir das mit meiner Rolle erfahren hatten, aber ich war mir nicht sicher, was jetzt angebracht war. Mit diesem »Vielleicht« zu leben war ziemlich kompliziert.
    Zuvor waren Cade und ich immer völlig ungezwungen miteinander umgegangen. Mit ihm zusammen zu sein, hatte mich genauso wenig unter Druck gesetzt, wie wenn ich allein war. Und jetzt hatte plötzlich alles, was wir taten und sagten, diese bedeutungsvolle Schwere. Als wäre mein ganzes Leben jetzt kursiv geschrieben.
    Wenn wir uns berührten, fiel mir das auf. Wenn wir uns
nicht
berührten, fiel es mir auch auf. Und plötzlich konnte ich kein Dazwischen mehr finden. Kein »Vielleicht«.
    Deshalb erstarrte ich.
    Wir warteten beide ab, gefangen in diesem Bereich zwischen Vorstoß und Rückzug. Wir waren nichts außer bewegungs- und tatenlos. Dann rief Garrick die Klasse zur Ordnung, und die Verlegenheit wurde ein wenig hinausgezögert.
    Ich wusste, dass wir irgendwann darüber hinwegkommen und einen Weg finden würden, wieder zu koexistieren. Man kann jedoch auch so lange etwas hinauszögern, bis die Kacke am Dampfen ist. Aber ein
wenig
konnte ich bestimmt noch warten. Heute war ein aufregender Tag gewesen – es bestand kein Grund, ihn mir selbst zu vermiesen.
    Als der Unterricht zu Ende war, erwartete Eric mich draußen. »Guten Morgen, Bliss. Kann ich dich einen Moment sprechen?«
    Ich blinzelte überrascht. »Natürlich.«
    Er öffnete die Theatertür und bedeutete mir, wieder einzutreten. Ich folgte ihm durch den Vorhang, und er winkte mich zu einem Platz gleich neben Garrick. Behutsam setzte ich mich auf die Stuhlkante, und mein Blick huschte zwischen ihnen hin und her, weil ich keine Ahnung hatte, was jetzt kommen würde. Dann dämmerte es mir.
    Er wusste Bescheid.
    Warum sonst würde er Garrick und mich sprechen

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