Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Ureinwohner wegen des ganzen Mülls um ihn herum weint. Und wissen Sie, von wem diese Kampagne initiiert wurde? Von der American Can Company und der Owens-Illinois Glass Company, den Erfindern der Wegwerfdosen und Einwegflaschen. Sie haben sich mit weiteren professionellen Umweltverschmutzern – von Pappbecherherstellern bis zu Erdölfirmen – zusammengetan, um die Kampagne zu finanzieren, unddamit die Vorstellung unters Volk gebracht, dass nicht die Herstellerfirmen für die Umweltverschmutzung verantwortlich sind, sondern die Menschen, die ihre Produkte verwenden. Wie Heather Rogers in ihrem Müll-Buch
Gone Tomorrow
schreibt: »Mit der Kampagne sollte das wachsende Umweltbewusstsein von der massiven und hochgiftigen Zerstörung der Natur abgelenkt werden, die die Industrie zu verantworten hat, und stattdessen auf den ›wahren‹ Bösewicht zeigen: den notorischen Schmutzfinken.« Kein Wunder, dass ich so ein schlechtes Gewissen hatte.
Die Geschichte hat mich gelehrt, dass die Vereinigten Staaten bereits bewiesen haben, dass eine Kultur durchaus funktionieren kann, ohne riesige Müllberge zu produzieren, und zwar unabhängig von Egoismus oder Altruismus. Vor 1900 besaßen die meisten Haushalte nicht einmal einen Mülleimer. Der Lumpensammler kam an die Tür und bezahlte sogar für bestimmte Abfälle, denn aus alten Kleidern wurde Papier gemacht, aus Knochen Knöpfe und aus Bratfett Seife. Was dann noch übrig blieb, wurde im Ofen verbrannt, um die Wohnung zu heizen. Doch diese Ethik der Wiederverwertung veränderte sich, als beispielsweise die Knopffabriken auf die Idee kamen, dass es billiger und einfacher war, die Knochen von den Großschlachtereien zu beziehen, oder als die Papierfabrikanten entdeckten, dass man auch aus Bäumen Papier herstellen konnte. Mit der Industrialisierung hörte der Kreislauf der Materialverwertung auf, der vom Hersteller zum Verbraucher und wieder zurück zum Hersteller ging. Stattdessen verlief der Prozess nur noch in einer Richtung – vom Hersteller zum Verbraucher und von dort zur Müllkippe oder Verbrennungsanlage.
Das beweist für mich erneut, dass diese Unmengen von Müll, Umweltverschmutzung und Treibhausgasen nicht das Ergebnis unseres Wesens sind – ob egoistisch oder nicht –, sondern das industrieller Gewohnheiten, die unsere Kultur nicht länger verkraftet. Und wenn wir einmaldas System gewechselt haben, vom Kreislauf zur Linie, dann müssten wir doch genauso gut auch wieder von der Linie zum Kreislauf wechseln können. So gibt es beispielsweise in Deutschland eine sogenannte »erweiterte Produktverantwortung«, die die Hersteller unter anderem dazu verpflichtet, ihre Produkte sowie deren Verpackung nach Gebrauch zurückzunehmen. Diese Verpflichtung gibt den Herstellern den Anreiz, darüber nachzudenken, wie sie ihre Produkte wiederverwertbarer gestalten können, so dass weniger Bestandteile auf dem Müll landen.
Doch nachdem ich über all dies nachgedacht hatte, wurde meine Laune nicht besser, sondern sogar noch schlechter. Ich dachte: Na super, das Problem ist also nicht die menschliche Natur, sondern nur unser gesamtes Herstellungs- und Verteilungssystem. Als ob das leichter zu ändern wäre. Da kann ich mir ja gleich eine Kugel in den Kopf jagen.
Was wollte ich eigentlich mit diesem blödsinnigen No Impact Project erreichen?
Dann schickte mir eine regelmäßige Leserin meines Blogs, Uma Padmanabhan aus Indien, dieses Zitat aus der Bhagavad Gita, einem spirituellen Gedicht des Hinduismus: »Folge deiner ursprünglichen Natur und erfülle deine Aufgaben, ohne danach zu streben, die Früchte deiner Handlungen zu genießen. Halte dich niemals für die Ursache der Ergebnisse, die durch dein Handeln entstehen, noch vernachlässige deine Pflichten.« Mit anderen Worten: Just do it!
Und eine Frau names Jen aus Brooklyn schrieb mir die Geschichte von Nachshon, dem ersten Israeliten, der bei der Flucht aus Ägypten den Fuß in das Rote Meer setzte. Nachshon, schrieb sie, war ein ganz normaler Mann, kein Anführer oder etwas in der Art. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das Rote Meer durchqueren sollte, aber er ging trotzdem hinein. Alles, was er hatte, waren Mut und Entschlossenheit und vielleichtGlaube, und so tat er das Einzige, was er konnte, nämlich einen Schritt nach dem anderen tun, ohne zu wissen, was passieren würde. Die gute Nachricht ist – und vielleicht wird es eine gute Nachricht für all diejenigen unter uns sein, die einen Versuch wagen –, dass
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