Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Weg zum Glück bestünde darin, unsere Wünsche zu erfüllen. Die Wirtschaftsleute glauben, dass unsere Wünsche grenzenlos sind und dass die Wirtschaft eine riesige Maschine ist, mit dem Zweck, diese grenzenlosen Wünsche zu befriedigen. Das Problem dabei ist, dass die Ressourcen unseres Planeten nicht grenzenlos sind.
Alle sagen, ich will dies und ich will das. Wenn unsere Annahmen über das Glück und die Erfüllung der Wünsche richtig sind, nun, dann soll’s mir recht sein. Dann ist die Wirtschaft mit Fug und Recht auf die Erfüllung unserer Wünsche ausgerichtet, und dann soll sie weiterlaufen, bis ihr der Brennstoff ausgeht. Aber wenn das wirklich so ist, warum hat Jesus dann gesagt, eher ginge ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel käme?
Wenn ich seine Worte richtig verstehe, wollte er damit nicht sagen, dass niemand reich sein soll. Die Probleme beginnen in dem Moment, wo der Reichtum für uns so wichtig wird, dass wir alles andere dahinter zurückstellen.
Was ist, wenn wir nicht verstehen, was dieses ›Ich‹ ist und wozu es existiert? Was ist, wenn wir durch das Erfüllen unserer Wünsche den Planeten vernichten und dann erkennen, dass das nicht der Sinn unseres Daseins war? Lohnt es sich nicht, innezuhalten und darüber nachzudenken?
Es gibt ein Gedicht aus der Beerdigungszeremonie des Chogye-Ordens. Alle Anwesenden sprechen es gemeinsam. Es heißt »Der menschliche Weg«, und es geht so:
Mit leeren Händen kommen, mit leeren Händen gehen – das ist
menschlich.
Wenn du geboren wirst, woher kommst du?
Wenn du stirbst, wohin gehst du?
Das Leben ist wie eine schwebende Wolke, die erscheint.
Der Tod ist wie eine schwebende Wolke, die verschwindet.
Die schwebende Wolke selbst ist nicht von Anbeginn da.
Dasselbe gilt für Leben und Tod, Kommen und Gehen.
Aber eines gibt es, das immerwährend ist.
Es ist rein und klar, unabhängig von Leben und Tod.
Doch was ist dieses Reine und Klare?
Eines kalten, wolkenverhangenen Januartages stand ich am Rand des größten Bauernmarktes der Vereinigten Staaten auf dem Union Square in New York. Ich betrachtete die Menschenmassen, die sich zwischen den Ständen umherbewegten. An einem Stand gab es Äpfel, an einem anderen Eier, an einem dritten irgendwelches Gemüse, das ich noch nie gesehen hatte. An vielen Ständen gab es genau dasselbe wie an den Ständen rechts und links davon.
Welcher war besser? Wie sollte man sich in diesem unglaublichen Labyrinth zurechtfinden? Ich nahm ein Gemüse namens Steckrübe in die Hand, das ungefähr so aussah wie ein Gehirntumor, und fragte mich: Selbst wenn ich das Ding kaufe, was mache ich dann damit?
Seit dem Anfang des Projekts hatte ich Plastikbehälter, Styropor und dergleichen vermieden, indem ich im Bioladen einkaufte, wo ich fast alles lose bekam, aber im Grunde ist der Vorgang des Einkaufens derselbe wie im Supermarkt: Man entscheidet, was man haben will, und kauft es (mit dem einzigen Unterschied, dass man die Sachen in selbst mitgebrachte Gläser und Beutel füllt). Auf diese Weise bekam ich Erdnussbutter, Brot, Pasta, Reis, Gemüse, Südfrüchte und so ziemlich alles andere, was ich brauchte.
Als ich dort in der Kälte auf dem Markt stand und von der Menge hin und her geschoben wurde, ging mir auf,dass meine Kocherfahrung sich weitestgehend darauf beschränkte, irgendetwas in siedendes Wasser zu werfen. Bei dem Gedanken an das bevorstehende Ende unserer Erdnussbutterbrotzeit wurde mir ein wenig mulmig.
Ich ging weiter. Da es Januar war und auf dem Bauernmarkt nur regional erzeugte Produkte verkauft wurden, gab es keine Tomaten und keinen Salat. Dafür aber jede Menge Kohl und Wurzelgemüse und Äpfel. Zu Hause packte ich Speiserüben, Käse, Eier, Äpfel und einen Weißkohl auf die Küchenarbeitsfläche. Und wie ging es jetzt weiter? In ein paar Stunden würden Michelle und Isabella nach Hause kommen und ein Abendessen erwarten. Und so begann die dritte Phase des Projekts: umweltverträgliche Ernährung.
Ich hatte gedacht, das mit der Ernährung wäre ein Kinderspiel. Ich dachte, umweltverträgliche Ernährung bedeutete lediglich, Lebensmittel aus Bioanbau zu kaufen, und da unser Bioladen sowieso nichts anderes anbot, brauchte ich einfach nur weiter dort einzukaufen. Da Bioprodukte meist teurer sind als »normale«, nahm ich an, mein einziges Problem wäre ein finanzielles.
Im Gegenzug würde ich das Versprechen bekommen, dass die Produkte
nahezu
pestizidfrei
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