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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
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unser Wasser und unser Land vor den Gefahren konventioneller Chemikalien bewahren. Aber wie Michael Pollan es in seinem Buch
The Omnivore’s Dilemma
formuliert: »Was kann an einem Salat, der in Plastik verpackt im Supermarktregal liegt, 5000 Kilometer und fünf Tage von seinem Erzeugungsort entfernt, biologisch sein?«
    Wenn dieser in Plastik verpackte Salat das staatliche Biosiegel trägt, dann will ich für mein No Impact Project etwas Besseres.
    Zufällig stieß ich auf einen Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2006, in dem auf 390 Seiten dargelegt wird, welche Auswirkungen die 1,5 Milliarden Kühe, die auf unserem Planeten gehalten werden, auf die Umwelt haben. Diesem Bericht zufolge ist die Viehwirtschaft einer der Hauptverursacher der schlimmsten Umweltprobleme, und zwar auf allen Ebenen, von der lokalen bis zur globalen.
    Die Rodung der Wälder und – ob man’s glaubt oder nicht – die methanhaltigen Verdauungsgase der Wiederkäuer sind verantwortlich für achtzehn Prozent der weltweiten Treibhausgase; das ist mehr, als der gesamte Transportsektor produziert. Die Liste der weiteren Umweltprobleme, an denen die Viehwirtschaft zu einem hohen Anteil die Schuld trägt – von der Wasserverschmutzung bis zum sauren Regen – ist schier endlos.
    Dann die Fische.
    Es gibt etliche Berichte über die besorgniserregende Abnahme der Fischbestände, aber laut einem Artikel in der
Science
vom November 2006 werden die Meere, wenn wir nicht aktiv gegensteuern, bis zum Jahre 2048 so gut wie leergefischt sein, und zwar ohne eine Chance auf Regeneration. Natürlich wird es noch einige Fische geben, aber in einem riesigen, nahezu leeren Ozean dürfte Herr Fisch Mühe haben, Frau Fisch zu finden, um Nachwuchs zu zeugen. Dem Artikel zufolge sind bereits 29 Prozent der Fischbestände ausgerottet.
    Die gute Nachricht ist, noch können wir etwas dagegen tun. Die Meere können sich wieder erholen, wenn verantwortungsvoll mit den Beständen umgegangen wird, was im Wesentlichen bedeutet, nur dort zu fischen, wo noch reichlich Fische vorhanden sind. Eine Möglichkeit für den Verbraucher besteht darin, nur Fisch und Meeresfrüchte zu essen, die das Siegel des Marine Stewardship Council trägt, aber das hilft nicht viel, wenn beispielsweise die New Yorker Sushi-Restaurants sich nicht daran halten.
    So sah mein projektgemäßer Ernährungsplan schließlichfolgendermaßen aus: Nur jahreszeitengerechte Lebensmittel, die innerhalb eines Umkreises von 400 Kilometern angebaut oder hergestellt worden waren. Kein Obst und Gemüse aus dem Treibhaus. Kein Rindfleisch. Kein Fisch und keine Meeresfrüchte. Da der Arzt trotz der umweltschädlichen Viehwirtschaft darauf bestand, dass Isabella ihre Milch bekam, würde die also erlaubt sein. Gegen Soja war sie allergisch, und da ich keinen regionalen Erzeuger für proteinhaltige Hülsenfrüchte finden konnte, würden wir auch Käse essen.
    Nun musste ich das Ganze nur noch Michelle beibringen.
     
    »Einfach und gesund, so, wie wir eigentlich schon immer essen wollten«, sagte Michelle, als ich ihr von der Sache mit den regionalen Produkten erzählte und vorsichtig erwähnte, dass es vermutlich keine Pasta oder irgendwelche anderen behandelten Lebensmittel geben würde.
    »Also nichts, was sich bewegt oder Augen hat«, meinte sie fröhlich, als ich mit dem Fleisch- und Fischverzicht herausrückte. »Wir sollten uns ohnehin vegetarisch ernähren. Das passt besser zu dem, wofür wir eintreten.«
    »Da ist nur noch eine Sache«, sagte ich schließlich.
    »Nämlich?«
    »Der Kaffee.«
    »Du meinst, er muss von einer Firma hier in der Gegend stammen?«
    »Nein, ich meine, der wächst hier in der Gegend nicht.«
    »Und was sollen wir stattdessen trinken?«
    Ich antwortete nicht direkt, sondern erzählte ihr von einer anderen Ernährungsexpertin, mit der ich mich getroffen hatte, Loren Talbot. Sie hatte ihre Abschlussarbeit an der Uni über die Ernährungsgewohnheiten in New York geschrieben.
    »Loren hat gesagt, es würde ihr ein wunderbares Gefühl der Verbundenheit geben, regionale Produkte zu essen. Sie spricht sogar für jeden der Bauern, die das Essen auf ihremTeller erzeugt haben, ein kleines Dankgebet, also zum Beispiel ›Danke für die Erbsen, Jim‹ oder ›Danke für die Eier, John‹.«
    »Schön«, sagte Michelle. »Aber was ist mit dem Kaffee?«
    Nervös rutschte ich auf dem Küchenstuhl herum und deutete auf die Fensterbank. »Ich

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