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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
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siebzig Kühe, damit die Wasserrohre und die Melkmaschine im Stall nicht einfroren.
    Ronny zeigte mir die Abfüllanlage und die Maschinen, mit denen er Joghurt und Eiscreme herstellte, ein Gewirr von Rohren und riesigen Behältern aus Edelstahl. Dann gingen wir um eine Ecke und in den Kuhstall. Verdutzt blieb ich stehen.
    Es kam mir vor wie eine andere Welt. Die Fenster waren so verstaubt, dass das Sonnenlicht, das hereinfiel, braunrot getönt war. Die stämmigen Tiere standen in zwei langen Reihen in ihren Verschlägen und kauten geräuschvoll den Mais, der vor ihnen auf dem Boden ausgestreut war. Wegen der Kälte bildete ihr Atem Dampfwolken in der Luft, die sie aussehen ließen wie Drachen.
    Kurz zuvor hatte ich ein Video gesehen, das ein Vertreter einer Tierschutzorganisation heimlich aufgenommen hatte. Dieses Video war der Auslöser für die größte Rückrufaktion von Rindfleisch in der Geschichte. Der Mann hatte ein paar Wochen lang in einer Anlage für Massentierhaltung in Kalifornien verbracht und speziell die »liegenden Rinder« gefilmt. Laut einer Vorschrift des Landwirtschaftsministeriums müssen Rinder imstande sein, auf ihren eigenen Beinen zum Schlachtort zu gehen. Damit soll verhindert werden, dass kranke Tiere geschlachtet werden und so infiziertes Fleisch in die Nahrungskette gelangt.
    Das Video der Tierschutzorganisation zeigte, wie die Arbeiter des Schlachthauses alles nur Erdenkliche taten, um die liegenden Tiere auf die Beine zu kriegen. Sie spritzten ihnen mit dem Schlauch Wasser in die Nüstern. Sie banden ihnen Ketten um die Beine und schleiften sie mit dem Traktor durch den Schlamm. Sie versuchten, die Kühe mit dem Bulldozer zum Aufstehen zu zwingen. Und die ganze Zeit über hört man, wie die Kühe schreien.
    Auf Ronnys Hof war die Beziehung zwischen Mensch und Tier eine vollkommen andere. Er ging durch den Stall, redete mit den Kühen, sah sie an und berührte sie. Er sprach jede mit ihrem Namen an. Er mochte die Tiere, das war deutlich zu erkennen. Er betrachtete sie nicht als seinen Besitz, sondern als seine Partner. Ronny erklärte mir, dass eine Milchkuh, die über Jahrhunderte darauf gezüchtet war, große Mengen Milch zu erzeugen, starb, wenn der Mensch den Überschuss, den ein Kalb nicht trinken konnte, nicht molk oder abpumpte.
    Trotz all der negativen Dinge, die ich über die Auswirkungen der Viehhaltung auf die Umwelt gelesen hatte, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Art von symbiotischer Beziehung auch etwas Gutes hatte.
    »Wissen Sie, welche Kühe immer meine Lieblingstiere gewesen sind?«, sagte Ronny. »Die frechen. Die, die nicht durch das Gatter gehen, wenn man es ihnen sagt. Die mit Charakter.«
    Er erklärte mir, dass seine Kühe die meiste Zeit draußen auf der Weide waren und Gras fraßen. Wenn sie zum Melken in den Stall kamen, gab es zusätzlich eine Portion Mais, den Ronny selbst anbaute. Nur etwa zehn Prozent des Maises musste er zukaufen. Mit anderen Worten: Seine Kühe hatten ein gutes Leben. Ich war stolz, dass ich seine in Glasflaschen abgefüllte Milch trank.
    »Aber eins muss ich noch fragen«, sagte ich. »Warum haben Sie kein Biosiegel?«
    »Weil wir Antibiotika verwenden.«
    »Sie tun Antibiotika ins Futter?«, fragte ich entgeistert.
    »Nein, natürlich nicht. Aber wenn eine Kuh krank ist oder ein entzündetes Euter hat und der Tierarzt sagt, dass sie nur mit Antibiotika wieder gesund wird, dann bekommt sie die. Auf einem Biohof muss die Kuh geschlachtet werden. Wir behandeln die Kuh, halten sie aus der Produktion raus, bis die Antibiotika aus dem Körper sind. Ich finde es grausam, eine Kuh zu töten, nur weil sie eine Infektion hat.«
    Voller Stolz erzählte mir Ronny, dass seine Kühe zwischen fünfzehn und zwanzig Jahre alt wurden. In der normalen Viehhaltung wurden 75 Prozent der Kühe nicht älter als sieben Jahre.
    Wir gingen noch auf einen Kaffee in sein Büro, bevor er mich wieder zum Bahnhof brachte. Dort lernte ich auch seinen Bruder kennen. Ich fragte ihn, nach welchen Kriterien man auswählen sollte, wo man seine Milch kaufte. »Da gibt’s nur eine Möglichkeit«, erwiderte er. »Man muss sich ansehen, wie die Kühe gehalten werden.«
    Anschließend stiegen wir wieder in Ronnys Pick-up. Mit diesem Ausflug hatte ich ungefähr ein Zehntel meiner erlaubten Autokilometer in diesem Jahr verjubelt. »Das scheint mir eine Menge Arbeit für wenig Geld zu sein«, sagte ich. »Warum bleiben Sie am Ball?«
    Ronny sah mich an, als

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