Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Auto altmodisch aussah, kauften sich die Leute ein neues (das nennt man psychische Obsoleszenz). Wenn ihr Kühlschrank nach zehn Jahren kaputtging, weil vorsätzlich »Sollbruchstellen« eingebaut waren, brauchten sie einen neuen (das nennt man geplante Obsoleszenz). Außerdem schufen die Hersteller immer mehr Wegwerfprodukte. Damit war das Problem gelöst.
Damit will ich nicht sagen, dass die Geschäftswelt von Grund auf böse und verdorben ist, ganz im Gegenteil. Damals, als die Ressourcen unseres Planeten noch endlos schienen, war das Ganze in sich schlüssig. Unsere Kultur war so fasziniert von ihrer Beherrschung der Natur, dass sie felsenfest überzeugt war, die neuen Technologien und Produkte würden unser Leben immer weiter verbessern. Warum sollte man die Dinge nicht obsolet machen, wenn doch in zehn Jahren ohnehin etwas viel Besseres auf dem Markt sein würde? Repetitiver Konsum kurbelte die Wirtschaft an und sorgte dafür, dass die Produkte ständig verbessert wurden.
Doch dann wuchs die Bevölkerung, und es wurden immer mehr Produkte hergestellt, und bevor wir wussten, wie uns geschah, waren fast alle Gewässer mit Schadstoffen verschmutzt, die Atmosphäre reicherte sich mit Treibhausgasen an, und der Planet begann zu schwächeln. Was einst ein perfekt funktionierendes System war, fordert jetzt mehr Ressourcen, als unsere Umwelt geben kann. Also ist es an der Zeit, das System zu ändern.
Wir können es uns nicht mehr leisten, dass unsere gesamte Wirtschaft auf dem unbegrenzten Verbrauch vonEnergie und Materialien beruht. Wir graben Rohstoffe aus dem Boden, stellen Dinge daraus her, und dann verscharren wir sie wieder im Boden – genauer gesagt, auf der Müllhalde. Könnten wir nicht einen Weg finden, unsere Wirtschaft am Laufen zu halten, ohne dabei so viel Material zu verbrauchen?
Stellen Sie sich mal vor, Autos und Waschmaschinen und Fernseher und Computer würden so konstruiert, dass man sie tatsächlich reparieren und modernisieren könnte. Was wäre zum Beispiel, wenn eine Familie in jeder Generation nur eine Waschmaschine kaufen müsste? Was, wenn ein Auto im Durchschnitt zwanzig Jahre halten würde? Oder Schuhe?
Oder stellen Sie sich vor, wir würden nicht die Produkte kaufen, sondern den
Service
, den diese Produkte leisten. Könnten nicht all diejenigen, die einen Rasen haben, der gemäht werden muss, einen Rasenmäher leihen, anstatt ihn zu kaufen? Da die meisten Rasenmäher nur eine Stunde in der Woche gebraucht werden, könnte doch jemand sein Geld damit verdienen, dass er einen Rasenmäher an vierzig verschiedene Hausbesitzer verleiht. Genauso mit Staubsaugern oder Kinderspielzeug.
Überlegen Sie mal, wie viel Herstellungszeit so eingespart würde. Wie viel Geld. Wie viele Rohstoffe. Vielleicht bräuchten wir dann nicht so hart zu arbeiten. Oder unsere Arbeit könnte uns mehr Befriedigung geben. Vielleicht könnten wir »grüne« Jobs erschaffen, mit denen erneuerbare Energie hergestellt wird. Oder wir könnten die überzählige Arbeitskraft in unserer Wirtschaft dazu nutzen, Probleme zu lösen wie zum Beispiel die fehlende Trinkwasserversorgung in vielen Teilen der Welt.
Wenn wir unsere Arbeitskraft dafür einsetzten, lebenswichtige Dinge für alle herzustellen, statt Luxusgüter für einen vergleichsweise kleinen Kreis, würden wir vielleicht feststellen, dass die Nachfrage keineswegs rapide abnimmt.
Doch abseits dieser Überlegungen war ich immer noch auf der Suche nach Möglichkeiten, die Anschaffungen meiner Familie so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Nur Dinge mit »Öko«-Stempel zu kaufen, erschien mir keine Lösung, denn was ist schon wirklich öko?
Baumwolle zum Beispiel – und zwar auch die aus Bioanbau – braucht enorm viel Wasser zum Wachsen. Als Alternative sind Bambusfasern in Mode gekommen. Aber wenn nun die ganze Welt von Baumwolle auf Bambus umsattelt, während unser Konsum weiter zunimmt, würde das den Planeten nicht genauso belasten? Ich war überzeugt, dass sich nur dann etwas ändern ließ, wenn wir nicht andere Ressourcen verwendeten, sondern weniger.
Zufällig hörte ich von einer Gruppe in San Francisco, die sich Compact (»Pakt«) nannte und deren Mitglieder versuchten, in kleinem Maßstab Nachhaltigkeit zu praktizieren, indem sie sich verpflichteten, nichts Neues zu kaufen. Sie lebten also nicht in dem Sinne asketisch, dass sie ihre Bedürfnisse verleugneten, aber sie verbrauchten auch keine weiteren Ressourcen.
Überdies bot die wachsende
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