Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
Vom Netzwerk:
Nachfrage auf dem Gebrauchtmarkt auch einen Ansporn für Leute, die neue Sachen kauften, diese pfleglich zu behandeln, damit sie einen Wiederverkaufswert hatten. Auf seine Weise förderte Compact also den schonenden Umgang mit Ressourcen, indem sie den Gebrauchtmarkt wirtschaftlich interessant machte.
    Ich mailte Rachel Kessel, einer der Gründerinnen von Compact, und ließ mir ihre Regeln zuschicken. Sie erschienen mir so sinnvoll, dass ich beschloss, sie für mein Projekt zu übernehmen. Nun musste ich das Ganze nur noch Michelle beibringen.
    Wir setzten uns aufs Sofa, um über diese Dinge zu reden, und ich schaute meine Frau an, die ich mit durch dieses Projekt schleifte. Manches fand sie gut, manches widerstrebte ihr. Gegen manche Regeln wehrte sie sich zunächst, entdeckte dann jedoch die positiven Seiten daran. Sie genossdas neue Essen, fuhr begeistert mit dem Tretroller zur Arbeit und fand es wunderbar, dass wir ohne den Fernseher mehr Zeit miteinander verbrachten, aber sie hatte ständig Kopfschmerzen wegen des fehlenden Koffeins und wechselte immer wieder zwischen Verzicht und Suchtbefriedigung.
    Und nun wollte ich ihr noch weitere Restriktionen auferlegen. Als Erstes erklärte ich ihr, dass wir nun in die Phase »nachhaltiger Konsum« eintraten.
    »Aber ich kaufe doch schon überhaupt nichts mehr«, unterbrach Michelle mich.
    In der Tat hatte Michelle im Lauf des Projekts eine Menge Entscheidungen getroffen, was sie selbst betraf. Während ich mir dieses ganze ökologische Programm zusammenbastelte, hatte sie einfach beschlossen, dass sie das Ganze dazu nutzen konnte, sich von den Dingen zu befreien, die für sie Suchtpotenzial besaßen und ihr nicht guttaten.
    So hatte sie bereits weit vor der jeweiligen Projektphase das Fernsehen und jede Form von Junkfood aufgegeben, und das Shopping war gleich von Anfang an gestrichen worden. Ihr Verzicht hatte ihr (und mir) durchaus Vorteile eingebracht: Sie hatte abgenommen, unsere, ähem, ehelichen Beziehungen hatten sich verbessert, und wir gaben weniger Geld aus.
    Aber Michelles Shoppingmoratorium war nicht so weitreichend, wie es mir vorschwebte. Und so trug ich ihr meine Regeln für »nachhaltigen Konsum« vor:
     
Kaufe keine neuen Produkte.
Leih dir Dinge, miete sie oder kaufe Gebrauchtes (Ausnahme: Unterwäsche und Socken).
Kaufe nur Unterwäsche und Socken aus biologischem Anbau.
Keine DVDs und andere Arten von konservierter Massenunterhaltung (das kam von Michelle).
Suche Alternativen für all die Wegwerfprodukte oder Produkte in Wegwerfverpackung, die noch aus Zeiten vor dem Beginn des Projekts übrig sind, wie Kosmetik undKörperpflege, Wasch- und Putzmittel, Rasierer, Stifte und dergleichen.
»Außerdem«, sagte ich, »müssen wir Ersatz für Klopapier und Tampons finden.«
 
     
    Im Gegenzug, fuhr ich fort, um den zuvor aufgeführten Punkten etwas Positives entgegenzusetzen, konnten wir:
     
uns mit Craigslist, Freecycle und anderen Secondhandquellen amüsieren;
alles, was wir wollten, online lesen;
in Trödelläden und auf Flohmärkten herumstöbern;
mehr Live-Veranstaltungen besuchen;
mehr unter Leute gehen.
 
     
    Ich wartete auf den großen Knall, doch er kam nicht. Stattdessen sagte Michelle nur: »Aber meine Vorstellung von umweltschonendem Konsum ist überhaupt kein Konsum. Ich muss doch nichts kaufen, wenn ich nicht will, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte ich.
    Dann fragte sie erstaunlich gelassen: »Richtet Klopapier wirklich so viel Schaden an, dass wir darauf verzichten müssen?«
    »Ich versuche nur, von den Wegwerfprodukten wegzukommen. Und wir wissen bereits, welchen Schaden Klopapier anrichtet.«
    »Warum können wir kein Recycling-Klopapier nehmen?«
    »Weil selbst die Ressourcen, die für Papierrecycling nötig sind, für etwas Besseres verwendet werden sollten, als sie ins Klo zu werfen.«
    Im Rückblick sehe ich selbst, wie extrem das Ganze gewirkt haben muss. Aber in dem Augenblick kam es mir überhaupt nicht extrem vor. Über die Hälfte der Weltbevölkerung ist überzeugt, dass es wesentlich hygienischer ist, sich untenherum zu waschen, als Klopapier zu benutzen – eine Praxis, die im Wesentlichen auf unseren westlichen Kulturkreis beschränkt ist. Was ich jedoch nicht bedachte,war, was die Journalistin von der
New York Times
, die uns seit einer Weile bei unserem Projekt begleitete, daraus machen würde.
    Michelle überlegte eine Weile, dann sagte sie: »Im Grunde ändern wir doch nicht nur ein paar Alltagsdinge,

Weitere Kostenlose Bücher