Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
heißes Wasser aus dem Hahn kommt. Um etwas zu kochen oder zu braten, muss das Erdgas in unserem Herd entzündet werden. Und dann ist da, wie schon erwähnt, noch das Erdgas im städtischen Kraftwerk, das verbrannt wird, um Strom zu erzeugen.
Das sind die drei Hauptfaktoren, mit denen Privathaushalte zum Treibhauseffekt beitragen: Heizung, Strom und Gas. Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass Privathaushalte nur 37 Prozent des erzeugten Stroms verbrauchen. Der Rest geht auf das Konto von Industrie (27 Prozent) und Gewerbe (36 Prozent).
Laut einem Artikel von Eric Roston, dem Autor von
The Carbon Age
, hat die Geschichte des Treibhauseffekts bereits vor ungefähr 359 bis 299 Millionen Jahren begonnen, im Karbonzeitalter, das so benannt wurde, weil zu jener Zeit neunzig Prozent des atmosphärischen Kohlendioxids in der Erde gebunden waren. Angeblich bestand der damalige Superkontinent der Erde vorwiegend aus dicht bewachsenen Sümpfen. Die Pflanzen wuchsen, starben ab und versanken in einem scheinbar endlosen Kreislauf in den Sümpfen. Durch den Prozess der Photosynthese entzog jede einzelne dieser Abermilliarden von Pflanzen der Atmosphäre Kohlendioxid, das dann im Schlamm versiegelt wurde. Im Verlauf mehrerer hundert Millionen Jahre wurde aus diesen abgestorbenen Pflanzen schließlich Kohle.
Viel, viel später, etwa um die Zeit der industriellen Revolution,fangen wir an, diese zu Kohle gewordenen Pflanzen aus dem Boden zu graben und sie in unseren Maschinen und Kraftwerken zu verbrennen. Das Verbrennen von Kohle erzeugt Hitze, die Wasser in Dampf verwandelt, der, verdichtet und unter Druck gesetzt, Turbinen antreibt, die wiederum den Strom erzeugen, der unsere elektrischen Geräte mit Strom versorgt.
Das Problem dabei ist, dass jede Schaufelladung Kohle, die in den Ofen des Kraftwerks geworfen wird, den Prozess der Photosynthese umkehrt und das vor vielen Millionen Jahren gebundene Kohlendioxid wieder freisetzt. Und bei unserem Energieverbrauch setzen wir es sehr viel schneller frei, als die Pflanzen es damals gebunden haben.
Zwei gute Nachrichten:
Obgleich wir 42 Prozent unserer Energie aus dem Verbrennen von Kohle beziehen, verfügen wir bereits über zahlreiche alternative Methoden zur Stromerzeugung, nämlich mit Hilfe von Sonne, Wind, Wasserdruck und Erdwärme. Außerdem schätzen Fachleute, dass wir die Energieeffizienz unserer Gesellschaft um bis zu fünfzig Prozent verbessern können, beispielweise durch Gebäudeisolierung, die den Energieaufwand für Heizung im Winter und Kühlung im Sommer deutlich herabsetzt. Damit würden wir fünfzig Prozent weniger fossile Brennstoffe verbrauchen und fünfzig Prozent weniger Treibhausgase pro erzeugte Energieeinheit produzieren.
Zwei schlechte Nachrichten:
Unter anderem aufgrund der wachsenden Bevölkerungszahlen wird der weltweite Energiebedarf im Verlauf der nächsten zwanzig Jahre voraussichtlich um 45 Prozent ansteigen. Das bedeutet, dass wir nahezu jede Schaufel Kohle, die wir durch bessere Effizienz einsparen, doch in den Ofen werfen müssen, um neue Kunden zu bedienen. Und solange fossile Brennstoffe so viel billiger sind als Solar- oder Windenergie, haben die Industrie und die Stromerzeuger keinen Anreiz, im benötigten Ausmaß auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Und noch etwas: In Wirklichkeit sind fossile Brennstoffe keineswegs billiger als erneuerbare Energien, denn sie verursachen uns und dem Planeten im Abbau und im Verbrauch enorme Kosten. Nur sind die tatsächlichen Kosten des Kohle- und Erdölverbrauchs im Verkaufspreis nicht erkennbar.
Nehmen wir zum Beispiel den Schaden für eine Gemeinde in den Bergen, wenn die Spitzen der Berge abgetragen werden, um an die Kohle heranzukommen. Dann die aus dem Abbau resultierende Wasserverschmutzung, die Krankheitskosten der Menschen, die flussabwärts leben, und natürlich die Schäden in der Atmosphäre, die durch das Verbrennen der Kohle entstehen. Nichts von alldem ist in den Marktpreis der Kohle eingerechnet.
Wirtschaftswissenschaftler nennen diese Kosten »externe Effekte«, weil sie nicht im Produktpreis enthalten sind. Die Tatsache, dass die wahren Kosten der fossilen Brennstoffe für unsere Gesellschaft und unseren Planeten wesentlich höher sind als der Verkaufspreis, bezeichnet man als »Marktversagen«. Und dieses Marktversagen sorgt dafür, dass Industrie und Gewerbe weiterhin die kostenträchtigere Ressource verwenden. Diesen Missstand müssen wir möglichst bald korrigieren,
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