Alles paletti
silbernem Chevy Suburban Jeep hören sie die CD von Eyal Golan, »Soldier of Love«. Schlomi fährt, trommelt aufs Lenkrad. Chaim fragt ihn: »Ist der Rücken okay?« Und er antwortet: »Alles unter Kontrolle.« Sie passieren Kansas City und fahren nach Kansas hinein. Sie halten an, um zu tanken und etwas zu essen. Chaim ruft Chen an, informiert sie, wo sie sind, fragt, ob sich jemand gemeldet hat. Nichts Besonderes, sagt sie, Uncle Sam, versteht sich, Michel Argamani natürlich, die Kunden, die Alten aus Florida. »Natürlich. Und haben die Russen angerufen?«, fragt Chaim hastig. Irgendwie ist er fasziniert von Vladimirs Anrufen, auch wenn seine Telefonate bisher ziemlich bedrohlich waren. Kein Anruf von den Russen, sagt Chen. Ihr ist langweilig in New York. Keiner ist da, wann kommt endlich irgendeiner zurück? Vielleicht wird sie sich einen Film anschauen, am Times Square, am Nachmittag.
In dem blauen Lastwagen, der Chaim gehört, herrscht zur gleichen Zeit dicke Luft. Izzi ist in Panik, zieht mühsam den Atem ein. Er wimmert: »Was hast du gemacht? Was tust du mir an? Diese wahnsinnigen Russen wollen uns jetzt umbringen. Sie werden uns erwischen, sie werden uns kaltmachen.«
Jonsy wirft ständig Blicke in den Rückspiegel, doch er entdeckt niemand hinter ihnen. »Das war’s. Wir haben sie abgeschüttelt. Sie haben keine Ahnung, wo wir hinfahren.«
»Das hast du auch beim letzten Mal gesagt!«, schreit Izzi los. »Du hast gesagt, kein Mensch hat eine Ahnung, das sei wie mit einer Stecknadel im Heuhaufen!«
»Ich habe diesen Satz gesagt? Ich erinnere mich nicht, dass ich so einen …«
»Ich weiß schon nicht mehr, was du gesagt hast.« Izzis Gebaren ähnelt einem besonders verrückten El-Niño-Tag - in
der einen Sekunde brüllt er, in der nächsten wimmert er leise, und dann heult er laut. Und apropos El Niño - es beginnt zu hageln. Das Prasseln auf der Windschutzscheibe ist so stark, dass es sich wie Steinschlag anhört. »Das hat uns gerade noch gefehlt«, jammert Izzi. »Was ist das jetzt wieder, Hagel?«
»Und zwar Megahagel«, erwidert Jonsy, »aber das ist nicht schlecht. Das macht es ihnen schwerer, nach uns zu suchen.«
»Jonsy! Hör endlich auf damit! Nicht alles ist zu unseren Gunsten. Sie haben uns bisher überall gefunden, wo wir waren. Vielleicht probieren wir’s mal damit, den Plan zu ändern!«
»Hey, hey, Moment!« Jonsy dreht den Kopf zur Seite, um sich Izzi anzusehen, der am Rande der Hysterie scheint.
»Schau gefälligst auf die Straße!«, kreischt Izzi, und Jonsy richtet seinen Blick wieder geradeaus. Dann sagt er: »Erstens mal, vielleicht fällt dir auf, dass uns bisher niemand erwischt hat, also sind meine Pläne offenbar nicht ganz so schlecht … egal, ich bin bereit, dir zuzuhören. Du hast gesagt, ein neuer Plan. Lass mal hören, was du vorschlägst. Ist die Idee, den Lastwagen umzulackieren, nicht gut?«
»Schon gut, aber wo willst du das machen lassen? Du quatschst einfach irgendwas daher. Wohin fahren wir überhaupt? Wir fahren wieder zurück, oder?«
»Im Moment ja. Um den Feind zu verwirren. In der ersten Stadt, die wir erreichen, werden wir fragen, wo es eine Werkstätte gibt. Wir schauen in die Gelben Seiten. Oder so«, antwortet Jonsy.
»Das ist nicht gut genug. Was ist mit Chicago? Wir haben vorher von Chicago geredet. Ich möchte zu jemandem, den ich kenne. Ich will sicher sein …«
»Nach Chicago zurückfahren würde dir Sicherheit geben? Ich versteh nicht, wie.«
»Wir würden bei Iti sein. Jemand, den wir kennen. Ein Freund. Ich kann nicht mehr fliehen. Von mir aus kehren wir nach New York zurück, nach Hause, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, und Schlomi … ich will nicht hier sein. Setz mich am Flughafen ab. Schluss …« Izzis Stimme versagt, er bricht in Tränen aus und birgt sein Gesicht in den Händen. »Tut mir leid … diese Jagd … dafür bin ich nicht hergekommen … hat er einen Revolver gehabt?«
»Was? Du hast einen Revolver gesehen?«, fragt Jonsy verblüfft.
»Nein, ich hab dich gefragt, ob dieser Riese, der uns nachgerannt ist, einen hatte …«
»Niemand hatte einen Revolver. Jetzt hör schon auf, Izzi. Ich werde dich an keinem Flughafen absetzen, du bleibst bei mir, und wir stehen das durch.« Er wirft Izzi einen kurzen, eindringlichen Blick zu. »Wenn du in Chicago anrufen willst, dann rufen wir in Chicago an. Versuchen wir es bei Iti, wenn du willst, auch mit Arik. Wir reden mit ihnen, sie schicken uns in eine
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