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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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Russen rumschlagen, wenn wir doch die Bilder an der Hand haben, die vielleicht Millionen wert sind?«, fragt Izzi.
    »Auf die Option mit den Bildern kann man auch zurückgreifen«, stimmt Jonsy zu, »daran hab ich auch schon gedacht. Aber wir wissen nicht, ob sie wirklich was wert sind, und wir verstehen auch nichts davon. Wir könnten es mit Verbrechern zu tun kriegen. Aber ich habe so ein Gefühl im Bauch, dass an diesen Automaten irgendwas dran ist, lass uns probieren, das herauszufinden. Wenn es uns nicht gelingt, halten wir uns an die Bilder.« Jonsy hat schon längst begriffen, dass er die Entscheidung selbst wird treffen müssen. Er unternimmt einen weiteren Gang zum Buffet. Als er zurückkommt, sagt er zu Izzi: »Was immer ich entscheide, bist du noch dabei?«
    »Ich kann dir nicht sagen, dass ich mich besonders sicher fühle, aber ja, momentan bin ich dabei, was immer du beschließt.«

    »Okay. Also erstens, wir lassen den Laster bei der ersten Gelegenheit umspritzen. Das ist meine größte Befürchtung, dass die einen blauen Lastwagen mit der Aufschrift Sababa suchen und uns am Schluss erwischen. Zweitens, wir fahren weiter in Richtung Vegas, und wenn wir unterwegs an kleineren Kasinos vorbeikommen, kann man es dort auch probieren«, bestimmt Jonsy.
    »Und was ist mit Chicago, mit Iti?«, wendet Izzi ein.
    »Im jetzigen Stadium, nein. Wenn wir nicht weiterkommen, vielleicht. Dann nehmen wir Iti als erste Option.«
    »Okay.«
    »Also abgemacht?«
    »Abgemacht«, nickt Izzi immer noch kauend.
    Jonsy hebt die offene Hand, um sie gegen Izzis zu schlagen. Es ist ein schöner Augenblick zwischen ihnen - gefühlvoll, mit all den Möglichkeiten, die ihnen offenstehen. Jonsy ist zufrieden, und auch Izzi wirkt so. Doch da ertönt ein lautstarkes Lachen aus einer entfernten Ecke des Restaurants, was Izzi dazu veranlasst, über Jonsys Schulter zu blicken, und genau als ihre Hände gegeneinanderklatschen, flüstert er: »Auweia. Ich glaub’s nicht.«
    Jonsy dreht sich um. Der breite Riese mit dem rötlichen Bart, der Brille und dem hellbraunen Ledermantel steht direkt an der Imbisstheke. Irrtum ausgeschlossen. Achmadan Pozailov.

EINE HALBE BEGEGNUNG
    Als sich der gelbe Nissan von Vladimir, Popeye und Pozailov dem Flying J bei Salina am Highway Nr. 70 in Kansas näherte, war die Atmosphäre im Wagen etwas gedrückt. Popeye saß am Steuer, Pozailov döste hinten, und Vladimir - vielleicht unter dem Eindruck der flachen, öden Landschaft von Kansas - erfuhr einen seiner schwersten Durchhänger der letzten Tage. Er fragte sich, was mache ich hier, in meinem Alter, mitten in Kansas? Suche ein paar dumme Jungen in einem Lastwagen, wobei ich keine Ahnung habe, wo ich suchen soll? Wer bin ich denn? Warum scheitert alles, was ich anfasse? Warum dachte ich zu Anfang, dass es diesmal gelingen würde? Und warum summt er so?
    Popeye neben ihm summte zusammen mit dem Radio. Es irritierte Vladimir, doch er litt schweigend. Auch Pozailovs leichtes Schnarchen, der ihm zudem sein Knie von hinten in den Rücken bohrte, ertrug er stumm.
    Vladimir dachte bei sich, Spaß ist das keiner für mich.
    Als er die Schilder des Salina-Truckstops sah, sagte er zu Popeye: »Halt an, ich muss dringend kacken und Kaffee trinken. Man kann auch eine Suchaktion zwischen den Lastwagen durchführen.« Es sagte das rein mechanisch. Er glaubte nicht wirklich, dass die Israelis dermaßen dämlich wären, immer noch mit demselben Lastwagen unterwegs zu sein.
    Pozailov erwachte mit geröteten, dicken Augen. Er suchte die Brille in seiner oberen Jackentasche und setzte sie etwas schief auf. »Guten Morgen, Pozi«, murmelte Vladimir.
    Pozailov teilte die Arbeit auf: Popeye würde draußen die
Lastwagen durchkämmen, den blauen Laster suchen. Pozailov würde die Lkw-Fahrer im Restaurant befragen. Vladimir ging kacken.
    Pozailov betrat also, immer noch schlaftrunken, das Restaurant. Er umrundete die Tische, fragte Leute, ob sie einen blauen Lastwagen mit der Aufschrift Sababa Moving and Storag’e gesehen hätten. Er klapperte einen Tisch nach dem anderen ab, schon daran gewöhnt, immer wieder das Gleiche zu hören, bis er plötzlich eine ungewöhnlich abweichende Antwort erhielt. Ein dicker Trucker mit imponierendem Schnurrbart und Cowboyhut sagte zu ihm: »Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass Sie mich genau das fragen, ey man, in drei verschiedenen Staaten. Verfolgen Sie mich oder was?« Und er brach in ein dröhnendes, leicht irres Gelächter aus, das die

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