Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
Vom Netzwerk:
genommen haben.«
    »Ich weiß nicht. Wenn das stimmen würde, meinst du, sie würden irgendeine lausige Umzugsfirma, und noch dazu von Israelis, einen Transport für sie machen lassen, der Millionen wert ist?«, wandte Izzi ein.
    »Ich hab darüber nachgedacht, Watson. Zuerst mal, meiner Meinung nach haben sie das völlig vergessen. Es sind über fünfzig Jahre vergangen, sie sind senil. Zweitens, sie wissen gar nicht, dass sie eine lausige israelische Umzugsfirma erwischt haben, sie dachten, sie hätten eine große amerikanische Spedition genommen. Und drittens, sie sind in New York, sie rechnen nicht mehr mit Israelis, Afrikanern oder Mexikanern. New York ist New York. Sie sind keine Nazis wie ihre Eltern, vielleicht haben sie dieses ganze Naziding überhaupt völlig verdrängt.«
    »Was soll ich dazu sagen«, sagte Izzi und blickte Jonsy von der Seite an. »Du musst echt Psychologie studieren.«
    Jonsy lachte. »Ich und Universität?«
    Es herrschte Schweigen in der Fahrerkabine, während Jonsy
Richtung Süden nach Brighton Beach weiterfuhr. Izzi starrte, tief in Gedanken, geradeaus. Dann sagte Jonsy: »Hab ich dir eigentlich schon von dem Move in Brighton Beach erzählt, wo der Mann seine Frau umgebracht hat, weil er nicht wollte, dass sie ihn verlässt, während wir im Laster gewartet haben?«
    Izzi antwortete: »Ich glaube nicht.«
    Jonsy sagte: »Dieser elende Schweinehund. Fällt ihm ein, sie umzubringen, nachdem das ganze Zeug schon im Lastwagen war.«

BRIGHTON BEACH, BROOKLYN
    Vladimir Berkovich hatte sein Restaurant auf den Namen der Stadt in der Ukraine getauft, in der er geboren und aufgewachsen war - Zatoka, etwa zwei Stunden von Odessa entfernt. Das Restaurant, Zufall oder nicht, bewahrte sich einige der Rezepte jener fernen Stadt - einer kleinen, billigen Hafenstadt ohne allzu viele Menschen, ziemlich öde, im Schatten des großen, tosenden Odessa. Im Restaurant Zatoka saßen die Einheimischen, erzählten ihre nie endenden Klatschgeschichten über die Ukraine und aus dem Viertel, Brighton Beach, dem Russland New Yorks, oder wie Vladimir zu denken vorzog, der Ukraine von New York.
    Pozailov hatte aus Minneapolis angerufen und gemeldet, dass die Umzugsleute beim Restaurant vorbeikämen, um ein Paket für Popeye und Mordechai abzuholen, und Vladimir Berkovich hatte beschlossen, dort vorbeizuschauen, um die Männer persönlich in Augenschein zu nehmen. Immerhin
hatten sie einen sehr wichtigen Anteil an der Operation, auch wenn sie nichts davon wussten. Natürlich, er hätte Uncle Sam nicht genommen, wenn er sich nicht auf ihn verlassen würde; er hatte in der Vergangenheit schon einige Transporte für ihn erledigt. Doch wenn sich schon die Möglichkeit bot, die Männer zu überprüfen, warum nicht? Berkovich betrachtete sich gern als jemanden, der gründlich arbeitet. Also würde er sich bei der größten Operation, die er bisher durchgeführt hatte, jedes Detail gründlich vornehmen.
    Er saß an einem Ecktisch in den Tiefen des leeren Restaurants, rauchte eine dicke Zigarre und wartete auf die Mover, die sich um über eine Stunde verspäteten. Nicht dass er etwas Besseres zu tun gehabt hätte. In letzter Zeit ertappte sich Vladimir immer öfter dabei, dass er zu Hause blieb, an die Decke starrte, nicht aus dem Bett wollte, nur ein Minimum arbeitete, und das lustlos. Oder er ging aus, mit Mantel und Hut, marschierte die Promenade von Brighton Beach hinunter, den hellen Sand entlang, an all den alten Russen in ihren Rollstühlen vorbei, spähte mit ihnen nach den Möwen und der kalten Sonne, die im Westen im Meer versank, trank Kaffee im Café Tatjana.
    Jetzt blickte er sich im Restaurant um - die roten Tischdecken, die Karaoke-Bühne, der Fernseher, der auf ein russischsprachiges Lokalprogramm eingestellt war und die Schneestürme in Indiana zeigte. Das Zatoka hatte bessere Tage gesehen. Früher pflegte er jeden Abend herzukommen. Er war imstande, einen Ober zu feuern, der nicht entsprechend gekleidet war, oder einen Koch, dem der Borschtsch oder das Kupati missraten war, kontrollierte Tag für Tag den Kaviarvorrat, die CDs von Sinatra. Das Lokal war jeden Abend voll gewesen. Die beste Adresse in Brighton Beach. Aber jetzt … wen kümmerte es? Er war lange nicht da gewesen.

    Ein blauer Lastwagen trifft ein, parkt draußen. Es klopft an der Tür. Igor, der Koch, blickt Vladimir an, der ihm zu öffnen bedeutet.
    »Hallo«, Jonsy steckt den Kopf in das halbdunkle Lokal hinein. Es ist schwer zu erkennen,

Weitere Kostenlose Bücher