Alles paletti
damit?«
»Das …«, Jigal deutet auf ein helles buntes Gemälde mit abstrakten geometrischen Formen, »das ist ein Kupka. Man kann die Signatur sehen. Mir scheint, von Anfang des Jahrhunderts, vielleicht 1910. Wenn das original ist, ist es Hunderttausende wert, vielleicht eine halbe Million.«
Jonsy und Izzi bleibt die Luft weg. »Dollar?«, fragt Jonsy.
»Nein, Schekel! Natürlich Dollar!« Jigals Augen wirken klein hinter den dicken Brillengläsern. »Und das …«, er blickt
auf ein lustiges Bild, das für Jonsy und Izzi wie eine Karikatur aussieht, »das ist von Otto Dix. Sagt euch das was? Sehr bekannt. Mir scheint, dass ich mich an dieses spezielle Bild sogar erinnere. Wenn das original ist, Allah bewahre!«
»Was soll das heißen, Allah bewahre?«
»Allah bewahre bewegt sich in der Gegend von Hunderttausenden Dollars und mehr. Was habt ihr damit vor?«
»Mach weiter«, drängte Jonsy.
»Okay. Jetzt das da - vielleicht, aber nur ganz vielleicht, denn die Signatur ist nicht eindeutig, ist das, wie heißt er, der Russe … nu, nein! Der Spanier - oder Argentinier? - Juan Gris. Möglicherweise, sicher bin ich nicht, das ist ein Schuss ins Blaue.«
»Wie viel?«
»Wenn er das ist, kann das eine Million wert sein, vielleicht zwei. Und das …«, womit er auf das letzte Bild deutet, das kindliche Gekritzel - und Izzi spitzt gespannt die Ohren -, »das scheint mir wirklich der Mist von ihrem Enkel aus dem Kindergarten zu sein. Obwohl es beim zweiten Hinsehen auch ein Luigi Russolo oder ein früher Josef Albert sein könnte, ein sehr früher, und wenn dem so wäre und das original ist, kann es ein Vermögen wert sein. Oder vielleicht sogar ein Matisse, und wenn es der wäre, dann reden wir von ein paar Millionen, ohne das Bild überhaupt gesehen zu haben, aber das kann man nicht wissen.«
»Matisse? Von Matisse habe sogar ich schon mal gehört«, sagt Izzi.
»Was wollt ihr mit den Bildern anfangen?«
Jonsy heftet einen anhaltenden Blick auf Jigal. Schließlich antwortet er: »Sie den Kunden bringen.«
Jigal gibt ihm den Blick mit seinen kleinen Augen zurück.
»Okay. Die Frage ist, welchen Kunden. Denn es gibt solche und solche. Es gibt Kunden, die ich kenne, denen man vertrauen kann, wenn du mich verstehst, und das wäre meine kleine Provision wirklich wert, die zehn Prozent für mich für die Vermittlung, Beratung und Wahrung der Diskretion. Du möchtest dich doch ungern mit allen möglichen zweifelhaften Händlern in der Kunstwelt einlassen. Das ist eine Welt, die du nicht kennst und, glaub mir, auch nicht kennen willst.«
Izzi wird es plötzlich heiß. Er sucht nach einem Fenster, nach Luft. Jonsy sagt: »Wir werden darüber nachdenken, danke.«
Jigal lächelt.
»Wie weit ist es mit der Welt gekommen«, sagte Jonsy anschließend im Lastwagen, »so was wie Freunde gibt’s nicht mehr, das kannst du mir glauben. Sofort zehn Prozent hier und zehn Prozent da. Was für’ne Frechheit.«
»Hör mal, Jonsy, ich weiß nicht, ob wir uns da nicht auf was einlassen, das ein wenig …«
»Geht es schon los? Wir waren uns doch einig, dass in dem ursprünglichen Plan noch was gefehlt hat. Das ist genau das fehlende Glied, von dem wir geredet haben! Das ist haarscharf das, worauf ich gewartet habe.«
»Weißt du, was man mit den Bildern anfängt? Zu wem man geht? Wie viel man verlangt? Willst du vielleicht Jigal mit reinnehmen? Je mehr Leute beteiligt sind, desto komplizierter wird es, und desto geringer sind die Chancen, und diese Summen, ist das nicht irgendwie ein bisschen …«
»Ich hab eine Idee. Es gibt eine Galerie in Texas, in Houston, zu der ich mal Bilder von Jigal transportiert habe. Da war ein junger Typ, der war in Ordnung. Ein Homo. Mir scheint, der könnte was von der Sache verstehen.«
»Außerdem, wer sagt dir, dass er recht hat?«, fuhr Izzi fort. »Vielleicht ist das alles einen feuchten Dreck wert? Vielleicht verarscht er dich absichtlich?« Er strich seine Haare zurück, fummelte an seinem Ohrring. Diese Summen hatten ihm weiche Knie gemacht.
»Und vielleicht existiert Jigal überhaupt nicht, und wir haben ein Hologramm von ihm gesehen? Oder alles war ein Traum oder so? Du lieber Himmel, Izzi, wir haben was beschlossen, jetzt komm, lass es uns wenigstens versuchen. Das sind Bilder, die die Nazis den Juden geklaut haben. Du hast gehört, wie die Alte rumgestottert hat. Ihr Vater war bei der Gestapo. Das ist historische Gerechtigkeit, dass wir das zurückkriegen, was sie uns
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