Alles paletti
Seite, mit dem Rücken zu ihm. Er zog sich aus und schlüpfte ins Bett. Er starrte ein bisschen an die Decke und dachte nach. Als er zu ihr hinüberschaute, sah er bloß ihren Rücken, in einem sexy Seidenschlafanzug. Er versuchte zu lauschen, doch es gelang ihm nicht, ihre Atemzüge wahrzunehmen. Er wusste nicht, ob sie schlief oder nicht. Mit einem tiefen Seufzer löschte er das Licht und richtete sich seinen Platz unter der Decke ein. Er versuchte einzuschlafen, aber nachdem er sich ein paar Minuten herumgewälzt hatte, schlug er die Augen wieder auf. Immer noch hatte er ihren Rücken vor sich. Er streckte die Hand aus und begann, ihre weichen, weißen, glatten Schultern zu streicheln. Sie rührte sich nicht. Er rückte näher, atmete in ihren Hals. Der beste Geruch der Welt. Er streichelte den Hals, fuhr mit der Hand den Körper entlang, über die Seidenglätte des Schlafanzugs, zu den Hüften hinunter, erreichte den Rand der Pyjamajacke und streichelte ihre schönen nackten Beine. Sie rührte sich nicht. Er küsste ihren Hals und begann mit der Hand wieder hinaufzuwandern. Als er diesmal auf den Jackenrand stieß, glitt er darunter, streichelte ihre Hüften unter der Seide, streifte über den Bauch hinauf zu ihren kleinen Brüsten. Er war verrückt nach ihnen. Er strich mit der offenen Hand darüber, wie sie es liebte, befühlte die Brustwarzen mit dem Daumenballen. Er schob die Pyjamajacke über ihre Brust hinauf - sie kehrte ihm immer noch den Rücken zu - und wanderte mit kleinen Küssen ihren vollendeten Rücken hinunter. Einmal hatte er sie gefragt, ob sie nicht schon mal einen Wettbewerb für den Rücken des Jahres gewonnen hätte,
und sie hatte lachen müssen. Er küsste den Bund ihrer Unterhose, und als er sie ihr abstreifte, war Chen schon völlig bei der Sache, drehte sich um, lenkte ihn an die Stelle, wo sie ihn haben wollte, streichelte sein Haar, und er roch den Geruch, den er so liebte, atmete ihn ein, küsste ihn. Ohne Worte, ohne Geräusche, ohne Gewalt, ohne Eile. Geballt, überwältigend. Das war nicht Ficken. Das nannte man Liebe machen. Von innen heraus. Aus dem tobenden Knäuel, zu dem ihre beiden liebenden Körper vereint waren, von innen nach außen, so unendlich schön. Und ohne ein Wort zu sagen, schliefen sie ein.
UNCLE SAM UND JIGAL, DER MALER
Wenn man die 42. Straße nach Osten fährt und die neunte Avenue überquert, sieht man Patrick Ewing riesengroß an der Wand lächeln. Fährt man die siebte hinunter bis über die 30. Straße, gibt es eine ganze grüne Wand mit Cool-Zigaretten. Und Godzilla fast an jeder Ecke. Die Größe ist doch entscheidend.
Jonsy und Izzi treffen bei Uncle Sam ein, 1. Straße, New Jersey, nahe der Ausfahrt aus dem Holland-Tunnel. Uncle Sam ist noch nicht da. Im Radio tönt Howard Stern, David Schwimmer ist zu Gast. Izzi sagt: »Ich hab sein Arschgesicht zwar schon in der Werbung gesehen, aber ›Friends‹ hab ich nie angeschaut.«
Jonsy erwidert: »Was ist ›Friends‹? Wo bleibt jetzt Uncle Sam, dieser Witzbold?«
Izzi verzieht das Gesicht. In seiner Cola ist so gut wie keine Kohlensäure mehr.
Uncle Sam ist ein Araber. Die Vermutungen bewegen sich zwischen Ägypter, Syrer, Saudi und Jordanier. Keiner weiß es genau. Er hat ein breitflächiges Gesicht und einen Schnurrbart. Als er schließlich ankommt, fragt er, während Jonsy und Izzi die Sachen einladen: »Ihr schafft es doch rechtzeitig, ja?«
»Aber klar!«, antwortet Jonsy, schiebt die Sonnenbrille über die Augen und klettert auf den Fahrersitz.
Jigal, der Maler, wohnt in Long Island City in einer riesigen Wohnung, die gleichzeitig sein Studio ist, eine komplette Etage in einem Industriebau, der größtenteils leer steht. In dem Stockwerk über ihm befindet sich ein Sweatshop, eine Textilnäherei mit Dutzenden Thailändern, die unter elenden Bedingungen arbeiten. Einmal hat Jonsy irrtümlich ihre Etage betreten, und es war, als wäre man in einen Dokumentarfilm über eine Fabrik in Taiwan geraten. Der Aufzug in Jigals Gebäude ist wirklich riesig. Ein Stahlgitterkäfig ohne Tür und ohne Knöpfe - man muss an Seilen ziehen, um hinauf- oder hinunterzufahren.
Jigal, der Maler, hat lange schwarze Schafslocken, eine Brille mit dunklen Gläsern und trägt meist geblümte Hosen mit Schlag. Er ist um die vierzig plus und seit den Siebzigerjahren in New York.
Izzi betrachtet die vielen Riesengemälde mit abstrakten Körpern in Braun- und Rottönen. Er bemerkt: »Bisschen groß, was?«
Jigal
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