Alles paletti
achtundsechzig Fuß Plastikbahnen und fünfunddreißig Rollen Klebeband. Kagan präsentierte die Schlussrechnung, bevor seine Leute sämtliche Möbel ausgeladen hatten. Die Endsumme, eintausendachthundertdreiundsiebzig Dollar, betrug über das Dreifache der abgegebenen Kostenschätzung. Das Material allein kostete neunhundert Dollar. Das Gesetz sagt, dass der endgültige Preis den Voranschlag nicht mehr als zehn Prozent überschreiten darf. Die Spediteure pfeifen darauf, die Kunden kennen es nicht.«
Kundin: »Ich zahle keine neunhundert Dollar für Material.«
Kagan: »Hä? Sie zahlen. Meinen Sie, das ist gratis? Sonst behalte ich eben Ihre ganzen Sachen ein.«
Bill Leonard: »Das ist das Goldgräbergesetz. Wer das Gold in Händen hält, bestimmt die Gesetze. Er hat den Besitz des Kunden in seinen Händen. Er hat die Karten in der Hand.«
Kagan: »Wenn Sie Ihre Sachen heute haben wollen, müssen Sie den vollen Preis bezahlen.«
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Jonsy sagt: »Merkt ihr was, immer löffeln die kleinen Mover vor Ort die Scheiße aus. Als ob die Knete in die Tasche dieses Vormanns wandern würde. Der Boss, dieser Irre, der ihm angeschafft hat, so zu arbeiten, und das Geld einstreicht, der wird hier nicht erwähnt.«
Das Telefon läutet. Es hat einen ohrenbetäubenden Klingelton, der alles andere, was im Raum passiert, zum Erliegen bringt. Ze’ev nimmt ab und reicht es Iti. Iti sagt: »Ja, Arik.« Er lauscht kurz. »In Ordnung, Arik.« Er legt auf und verkündet: »Morgen arbeite ich mit dem kleinen und dem großen Dodo zusammen. Um acht im Büro.«
Im Wohnzimmer hängen Poster von Pink Floyd, Howard Stern und von dem Film »Der Feind im Körper«. Auf der Stereoanlage liegen CDs von Oasis, Paul Simon, Hurricane, Hawaii B und Trance. Der Fernseher, den Iti von einem Kunden bekommen hat, hat fünfunddreißig Inch. Daneben gibt es noch einen kleineren, der an ein Super-Nintendo mit Donkey Kong angeschlossen ist und mit dem Sheila gerade manisch spielt. Mit Bhangpfeife. Zweifellos eine tolle Wohnung, weitaus besser als das, was sich ein Mover in New York leisten kann. Itis Hemd trägt die Aufschrift: »I’m a Freak«.
Moderation: »Jim und Suzan McManus dachten, sie hätten alles ordnungsgemäß durchgeführt. Sie erhielten Kostenvoranschläge
von vier verschiedenen Firmen und beschlossen, ›Yossi Moving and Storage‹ zu nehmen.«
Suzan: »Als sie das Sofa hereinbrachten, sah ich, dass es ganz nass war. Andere Sachen waren zerbrochen oder verschrammt. Ein Teil der Möbel kam überhaupt nicht an. Die Sitzpolster von Stühlen kamen ohne die Stühle, Lampen ohne den Lampenschirm. Vom Schreibtisch meines Sohnes traf nur die Hälfte ein. Der 27-Inch-Fernseher fehlte und ebenso eine Glasregalwandeinheit.«
Jonsy rollt sich vor Lachen. »Das ist besser als die Simpsons«, röchelt er.
Moderation: »Für die Speditionen ist es leicht, der Strafe zu entkommen, da es keine Kontrolle durch ein offizielles Aufsichtsorgan gibt. Der überregionale Handelsrat, der sich mit Klagen über Transporte zwischen den Staaten befasste, wurde vor zwei Jahren wegen Etatmangels aufgelöst. Die Speditionsfirmen geben vor, sie würden sich nur mit zwischenstaatlichen Transporten befassen, so dass in der Praxis kein Kontrollorgan mehr existiert, bei dem man sich über die Firmen beschweren könnte.«
»Und nun zum nächsten Thema - Jerry Springer unter Beschuss - falsche Schlachten, erfundene Geschichten, sensationelle Anklagen einiger seiner Gäste.«
Männlicher Gast: »Du bist eine Nutte.«
Weiblicher Gast: »Ich gehe mit jemand anderem aus.«
Jerry Springer: »Hey, lasst uns doch für einen Moment mal so tun, als wäre das eine Unterhaltungssendung. Sie schläft mit dir, sie schläft mit …«
Iti stellt leiser. Jonsy meint: »Das war’s? Also komm, es gibt noch Tausende Methoden, Kunden zu betrügen. Sie haben praktisch überhaupt nichts erzählt.«
»Echt wahr, einfach bloß eine Quatschsendung«, stimmt ihm Izzi zu. »Was ist denn mit der Mileage oder der geklauten Ausrüstung, und wieso haben die nicht über die Shiny Happy Movers geredet? Die sind am krassesten. Und was ist mit den ganzen illegalen Arbeitern und den Deals …«
Aus Ze’evs Zimmer hört man das Gelächter der Mädchen. Izzis Kopf dreht sich. Er schläft ein, so wie er ist, gleich auf dem Sofa, während sich hin und wieder schrilles Telefonklingeln, Geschrei von Jerry Springer oder ein lautstarkes »Kackscheiß!« von Iti in seinen Schlaf drängen.
TROJANISCHE
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