Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
Vom Netzwerk:
nachdem beide in der Presse von dem Jackpot-Gewinn in Atlanta City gelesen hatten. »Mordechai, was machen Sie gerade?«
    Mordechai antwortete: »Im Prinzip lese ich Gedichte von Sergei Jessenin.« Vladimir lachte. Kurze Zeit vorher hatte Mordechai die Arbeit an einem Fälschungsprojekt der neuen Hundertdollarnote beendet, die auf den Markt gekommen war. Es war eine Blitzplanung gewesen: Die Federal Bank hatte sie herausgebracht und als fälschungssichere Banknote angepriesen,
und innerhalb einer Woche hatte Mordechais Team den Weg gefunden, sie zu fälschen. Nun war er gerade unbeschäftigt und freute sich, als Vladimir anrief, mit dem zusammen er 1995 daran gearbeitet hatte, den Code des Computersystems der Österreichischen Bank zu knacken.
    Vladimir fragte: »Was halten Sie davon, diese Sache mit den riesigen Gewinnen der Slotmaschinen genauer zu untersuchen?«
    Mordechai erwiderte: »Gute Idee.« Und zwei Wochen darauf befand er sich bereits mit zwei Spielautomaten von Game Mashinery in der Villa in Minnesota, wo er sich mit Popeye an die Arbeit machte, den Chip zu knacken.
    Als Erstes mussten die beiden feststellen, dass sich im Inneren der Automaten ein weiterer Mechanismus verbarg, zusätzlich zu den drei Rädern, die der Spieler sieht. Es war eine fundamentale Entdeckung, die ihrer Arbeit eine gänzlich andere Richtung gab, denn dieser zusätzliche Mechanismus bedeutete, dass die Millionenlotterie des Netzes nicht im Netz ausgeführt wurde, sondern in dem lokalen Automaten! Das hieß, um in der großen Lotterie zu gewinnen, war es gar nicht nötig - wie man durchaus hätte vermuten können -, dass zu einer bestimmten Sekunde eine bestimmte Kombination in Verbindung mit einigen vernetzten Automaten auftrat; es bedurfte schlicht und allein der Gewinnkonstellation in dem zusätzlichen Lotteriemechanismus des einen Spielautomaten. Nur deshalb ist der große Preis so selten und schwer zu gewinnen - die Wahrscheinlichkeit bei diesem zusätzlichen Gewinnmechanismus ist viel geringer. Statt, sagen wir mal, von acht möglichen Formen, die sich in einer Dreierreihe arrangieren müssen, was eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 64 darstellt, um eine Reihe zu erhalten, oder 1 zu 512, um eine
spezifische Reihe zu erhalten, müssen sich die acht Formen bei dem zusätzlichen Mechanismus zu einer Reihe von sechs anordnen, drei davon virtuell, was eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 32 768 darstellt, um eine Reihe zu erhalten, und 1 zu 262 144, um die spezifische Reihe für den großen Treffer zu erhalten. Die Firma Game Mashinery, die Mega-Bucks betreibt, berechnet die voraussichtliche Benutzerzahl pro Jahr und ermöglicht dementsprechend eine Wahrscheinlichkeitsquote für die Kasinos - nehmen wir an, ein- oder zweimal im Jahr der Multimillionenpreis, das heißt, oft genug für die Leute, damit sie an ihre Chance glauben, doch nicht öfter, damit Geld in der Kasse bleibt.
    Diese Entdeckung also war, wie erwähnt, für Mordechais und Popeyes Herangehensweise äußerst bedeutsam. Statt daran zu arbeiten, das Netz zu knacken, was, wie sie anfangs dachten, die meiste Arbeit darstellen würde, konzentrierten sie sich auf die Analyse und das Knacken des Chips eines lokalen Spielautomaten. Leicht war es nicht, doch wäre es das gewesen, hätte sich Vladimir nicht der Dienste Mordechais versichert.
    »Hersteller wie Game Mashinery sagen, dass die Ergebnisse der Spiele total zufallsbedingt sind und nicht im Voraus mittels eines Computers bestimmt werden können«, hatte Mordechai damals zu Vladimir gesagt. »Das ist eine sehr hübsche Theorie, jedoch Unsinn. Bei Computern gibt es keine absolute Zufälligkeit. Die gibt es nur in der Natur, nur physikalisch. Computer sind nichts Natürliches. Alles, was in ihnen geschieht, ist das Ergebnis dieser oder jener Programmierung, deren Basis ein menschliches Produkt ist.«
    Er wollte damit nicht sagen, dass es einfach sei, die von Game Mashinery installierte Programmierung zu knacken und sie zu ändern - keineswegs. Die Chips dieser Maschinen
durchlaufen äußerst raffinierte Kodierungs- und Verschlüsselungssysteme auf einem Top-Secret-Niveau, ähnlich wie in der Waffenindustrie. Um sicherzustellen, dass die Chips keinerlei Manipulationen unterzogen werden können, sind sie mit einem Epoxidfilm und einem Klebestreifen überzogen und störungsresistent. Jeder Chip hat seinen Zwilling bei unabhängigen Kontrolleuren und wird regelmäßig einem Vergleich mit dem Chip im Automaten unterzogen. Und wenn

Weitere Kostenlose Bücher