Alles paletti
Jahre aufgehört hatte. Daphna. Und in dem Moment, in dem er sie sah, löste sich etwas in ihm. Sie war mit einer Freundin unterwegs, mit der sie sich gerade nicht einig war. Nach drei Monaten im Fernen Osten wollte Daphna nach Hause, ihre Freundin weiterreisen. Da sagte Izzi zu Daphna: »Komm, wir fahren heim.« Und sie erwiderte: »In Ordnung.« Diese Nacht verbrachte sie mit ihm, in einer Hütte, und am Morgen stand sie überrascht und ein bisschen verliebt auf.
Izzi stellt sich Daphna vor. Er denkt an ihre erste Nacht auf den Philippinen. Und dann ertappt er sich dabei, dass er von Brenda phantasiert. Er überlegt sogar, ob es ihnen vielleicht gelingen könnte, auf dem Weg nach Süden noch mal bei ihr vorbeizufahren.
Die Stunden vergehen, sie kommen in den Staus kaum voran. Es ist schon ein Uhr mittags. Die Lippen sind rissig vom Salz der gerösteten Knabberkerne, die Muskeln schmerzen vom stundenlangen Fahren und Schlafen dazwischen. Unrasiert, frische Pickel, Gedanken an Essen. Schließlich sagt Jonsy: »Schluss. Wir kommen heute nicht mehr nach Minneapolis. Wir bleiben in Chicago. Komm, wir gehen zu Iti.«
»Chaim wird ausrasten«, sagt Izzi.
»Soll er«, erwidert Jonsy, »von mir aus gern.«
20/20
Moderation: »In unserem Programm heute Abend: Millionen Menschen ziehen jedes Jahr um. Aber ziehen Sie nirgendwohin, bevor Sie nicht unseren Report gesehen haben. Skandalöse Finten und überzogene Preise bei korrupten Speditionen wie …«
Interviewer zum Mover: »Sie sind ein Betrüger, stimmt’s? Sie verlangen eintausendachthundert Dollar nach einem Kostenvoranschlag von fünfhundert Dollar?«
Moderation: »Sie laden Ihre Möbel ein, verdoppeln und verdreifachen die Rechnung, und dann verweigern sie die Auslieferung, bis Sie gezahlt haben. Wenn Sie Ihre Sachen zurückbekommen wollen, müssen Sie den Betrag zahlen, den sie verlangen.«
»Ein anderes Thema der Sendung - der Skandal Jerry Springer. Die Tränen, die Prügel, die Pöbeleien, der Tumult - alles eine Täuschung, die von den Produzenten geplant wurde, um die Zuschauerquoten in die Höhe zu treiben?«
»Scheißkack, he«, lacht Iti. »Solche Kackmover.«
»Garnixmover«, lacht Jonsy mit ihm.
Izzi und Jonsy sitzen in Itis Wohnzimmer in Chicago. Iti arbeitet bei Big Arik’s Moving and Storage, eine der drei großen Speditionsfirmen in Chicago. Die beiden anderen sind Golan’s und Samson, auch sie gehören Israelis. Draußen liegt ein halber Meter Schnee, und Iti sagt: »Lasst doch dieses Chaos in New York sausen. Kommt nach Chicago, hier ist es ruhiger. Diese Wohnung kostet halb so viel wie in New York und ist dreimal so groß. In New York sind alle Wohnungen kacke.«
Sie sehen sich im Fernsehen die Reportsendung 20/20 an.
Arik, Itis fetter Boss, hat ihnen vorher erzählt, dass über israelische Mover berichtet werden soll, die die Kunden betrügen. Er meinte: »Schaut euch das haargenau an und lernt was daraus, ja?« Und dann lachte er über sein ganzes dickes Gesicht und sagte: »Bloß so, bloß so, haha.«
Iti stammt aus Netania, wo er irgendwie in Schwierigkeiten steckte. Sein Onkel dachte, es wäre gut, wenn er ein wenig die Gegend wechselte, also schickte er ihn zu Chaim Galil, den er aus New York kannte. Iti ist groß und dünn, hat glattes Haar, nicht gerade kurz, und seine Nase ist nicht unbedingt klein. Nach zwei Monaten im Umzugsgeschäft in New York traf er Arik und beschloss, nach Chicago zu übersiedeln. Sein Mitbewohner heißt Ze’ev, ein religiöser Chicagoer Jude mit schwarzem Samtkäppchen und unrasiertem Gesicht. Ze’ev redet am Telefon von einer Fete, auf der er am Weekend war, und von dem irren Ecstasy, das es dort gab. Neben Ze’ev am Küchentisch sitzen sein Freund Janiv - mit einer Baseballkappe und einem T-Shirt mit der Aufschrift POP - und zwei Mädchen, Abigail und Sheila, denen Janiv gerade erzählt: »Mein Freund war bei einem Auftritt von Goldie, er hatte zwei VIP-Karten, aber ich wusste nicht, wer oder was Goldie ist, erst nachher hab ich gehört, dass es Trance ist.«
Die Wohnung ist ein totales Chaos. Itis Gleichgültigkeit nach zu schließen, ist das der reguläre Dauerzustand. Die Werbung endet, und Iti schreit in Richtung Tisch: »Ruhe, ihr Blasebälger! Die Sendung fängt an.« Er saugt an einer Bhangpfeife, reicht sie Jonsy, der sie sich gerne reinzieht, und dann präpariert er eine weitere für Izzi, der ein paar Züge nimmt und sie weitergibt.
Moderation: »Wie wütend wären Sie, wenn
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