Alles paletti
für eine Unverschämtheit. Initiative, also echt. Er und Lou und die Israelis - schäbige, dreiste Kleinkriminelle.
Sie hatte ihm noch eine Stunde gegeben, um seine Sachen zu packen, hatte dagesessen und ihm dabei zugesehen. Es war traurig, doch es erfüllte ihr Herz mit Kraft. Je mehr sich das Haus leerte, desto mehr Kraft erfüllte sie.
Als er aus ihrem Leben trat, sagte sie: »Bye.« Er wollte ihr einen Kuss geben, doch sie verweigerte sich. Die Israelis warteten draußen auf ihn, und er stieg in ihren Lastwagen. Sie beobachtete, wie der Laster in der Dunkelheit verschwand. Danach fing sie zu weinen an und hörte nicht mehr auf, bis das Klopfen an der Tür erklang.
Zuerst kamen diese zwei Russen, ein großer und ein kleiner. Eine halbe Stunde nach ihnen war es Monty vom FBI. Die Russen waren aggressiv, Monty war nett. Fast hätte sie ihm vorgeschlagen, auf der Matratze im Wohnzimmer zu übernachten. Um nicht allein zu sein. Doch sie wusste, es wäre ein Fehler. Ab jetzt würde sie allein sein, sie war schließlich erwachsen. Sie brauchte keine Beschützer. Den Russen und Monty hatte sie gesagt, dass sie nicht wisse und es sie auch nicht im Mindesten interessiere, wo sie hin seien. Monty war überrascht, als sie ihm erzählte, was im Kasino passiert war. Sie sagte: »Lou war ganz wild drauf, die Maschinen zu kaufen. Sie hatten schon den Preis ausgehandelt. Aber ich habe zu Lou, diesem Scheißkerl, gesagt, ich würde es weitererzählen.«
»Mir sagte er, er sei an den Slotmaschinen nicht interessiert gewesen.«
»Er ist ein Scheißkerl.«
Monty glaubte ihr. Sie hatten noch ein wenig geplaudert. Sie verstand nicht, was das FBI mit dem Ganzen zu tun hatte. Er sagte, dass die Russen eigentlich Ukrainer seien, die anscheinend mit einer kriminellen Organisation zusammenhingen, über die er gerade Ermittlungen anstelle. Zuletzt sah er ihr mit melancholischem Blick in die Augen und sagte: »Danke und gute Nacht.« Sie lächelte ihn an. Das war der Augenblick, in dem sie erwogen hatte, ihm vorzuschlagen, im Wohnzimmer zu übernachten. Er war offensichtlich müde. Sie war erledigt. Aber dann dachte sie, Schluss jetzt, ich habe genug erlebt für heute. Genug Leute. Ich muss ein bisschen allein sein. Sie schlief innerhalb einer Sekunde ein und merkte nicht einmal, dass Jake auch den Wecker mitgenommen hatte.
TIPPS FÜR DEN KAUF VON SLOTMASCHINEN
Um sieben Uhr sind sie wieder im Kasino Weißer Adler, in der Internetecke.
Jonsy und Jake lassen sich vor dem Bildschirm nieder und beginnen zu suchen. Izzi dreht eine Runde. Er bleibt vor einer Slotmaschine stehen. Das Kasino ist fast leer. Ein einziger Black-Jack-Tisch ist mit Spielern besetzt, in Rauchschwaden gehüllt, müde von einer durchspielten Nacht. Die Slotmaschinen stehen verlassen da. Er holt einen Vierteldollar aus der Hosentasche. Betrachtet ihn eine Sekunde. Er hat das Gefühl, dass ihn der Automat ruft, ihn auserwählt hat. Er steckt die Münze in den Schlitz und zieht am Griff. Die Räder drehen sich. Nichts. Er holt noch eine Münze heraus. Nichts. Er geht zur Internetecke zurück, versinkt in einem der bequemen Sofas und überlegt, ob er ein Nickerchen machen oder eine Mail an Daphna schreiben soll.
Jonsy und Jake tippen ins Suchprogramm ein: »Kasino+Minnesota«.
Sie lesen: 1978 war Nevada der einzige Staat in den USA, in dem man in ein legales Kasino gehen konnte. Nur in vierzehn Staaten gab es Lotterie. 1990 waren es drei Staaten, die Kasinos hatten, auch in einigen Indianerreservaten. Inzwischen sind die Glücksspiele in neun Staaten legal und Lotterie in siebenunddreißig. In Minnesota, ausgerechnet, gibt es mehr Kasinos als in Atlantic City.
»Interessant«, sagt Jonsy.
Als Nächstes geben sie ein: »Slot+Maschine+Gewinn«.
Das Ergebnis: Ungefähr dreißigtausend Dollar pro Woche ist der erwartungsgemäße Profit für jemanden, der eine Slotmaschine in einem Lokal, Pub oder Kiosk aufstellt … An derartigen Orten sind die Glücksspielautomaten so programmiert, dass die Gewinne selten sind und gering ausfallen.
Jake deutet auf eine Zeile: Der Preis eines Spielautomaten bewegt sich zwischen vier- und sechstausend Dollar, abhängig von Standard und Technik.
Jonsy stellt fest: »Dann waren die Preise, über die Lou geredet hat, ganz vernünftig.« Und wieder geht ihm der Gedanke durch den Kopf - wenn dem so ist, dann ist garantiert irgendwas Außergewöhnliches mit diesen zwei Maschinen los, sonst hätten die Russen keine solche Affäre
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