Alles paletti
Verein, die nicht wissen, wie sie mit Leuten umgehen sollen, geht das Monty ganz leicht von der Hand. Er weiß, wie man Menschen zum Reden bringt.
»Vor ein paar Stunden kam Jakob hier an«, beginnt Lou Sharp. »Ein Weißer, der mit einer Indianerin aus dem Reservat
liiert ist. Er kam herein und sagte zu mir, Lou, du musst kommen und dir was anschauen. Hier sind zwei Jungs, die einen super Vorschlag haben. Das klang mir verdächtig …« Er erzählt Monty von den Spielautomaten, die ihm die beiden Israelis zum Kauf angeboten haben. Monty hört geduldig zu, wirft ab und zu eine Frage ein.
»… Sie verstehen«, sagt Lou Sharp weiter, »ich habe ihnen sofort gesagt, dass es nichts zu bereden gibt. Wir sind ein anständiges Unternehmen. Ich befasse mich nicht mit solchen Dingen. Obwohl es ausgezeichnete Automaten waren, G 2000 von Game Mashinery mit Vernetzung zu Mega-Bucks. Wie der Automat, an dem Sie vorher gespielt haben. Ich habe zu ihnen gesagt: ›Freunde, nicht mit mir. Tut mir leid.‹ Also sind sie abgezogen.«
»Und was ist mit den blauen Flecken an Ihrem Hals?«
Lou Sharp streicht mit der Hand darüber. »Wie, man sieht sie?«
»Na los, Lou.«
»Ungefähr zwei Stunden nach ihnen kommen hier zwei Russen an und fragen mich genau das, was Sie gefragt haben.«
»Im Ernst?«
»Nach dem blauen Lastwagen, Sababa und das Ganze. Was heißt Sababa eigentlich, haben Sie eine Ahnung?«
»Um ehrlich zu sein, nein«, seufzt Monty.
»Ich versuchte, ihnen zu sagen, dass ich überhaupt nichts weiß, aber sie, wie soll man sagen …« Lou Sharp streicht wieder über die blauen Male an seinem Hals, »dieser Kerl …«
»Also haben Sie ihnen die gleiche Geschichte erzählt, die Sie mir erzählt haben«, hilft Monty ihm weiter.
»Ja, genau. Und ich habe ihnen gesagt, dass ich keine Ahnung habe, wohin sie von hier aus weitergefahren sind. Aber
das war ihnen nicht gut genug.« Er birgt sein Gesicht in den Händen. Nach einer kurzen Pause fährt er fort: »Da habe ich ihnen die Namen von Jane und Jakob genannt und wo sie im Reservat wohnen.«
»Ich notiere«, sagt Monty und zückt sein Notizbuch.
»Was für’ne verschissene Finsternis.«
»Was soll man machen? So ist die Welt. In der Früh hell, in der Nacht finster.«
»Komm mir jetzt bloß nicht mit deinen Küchenweisheiten, okay? Wo ist dieses verdammte Indianerreservat?«
Sie fahren in dem gelben Nissan zu dem Ort, den ihnen der Dicke vom Kasino beschrieben hat. Gemäß seinen Instruktionen hätten sie schon längst da sein müssen. Doch sie sehen nur Dunkelheit. Nichts als schwärzeste Finsternis. Popeye müsste ganz dringend pinkeln, Pozailov fährt ihn an, sie seien gleich da, er solle sich beherrschen, und fügt hinzu: »Und ich sterbe vor Hunger, aber lass uns erst ankommen, sehen, wie es steht, und dann organisieren wir uns. Meinst du, wir werden mit dem Indianerhäuptling reden? Ob er Federn am Kopf hat?« Pozailov bricht als Folge seiner geistreichen Bemerkung in ein donnerndes Gelächter aus. Er röhrt: »Federn am Kopf, hihi?« Popeye lächelt schwach. Pozailov verpasst ihm einen Boxhieb gegen die Brust.
»Lachen«, befiehlt er.
Sie fahren in eine kleine Siedlung hinein. »Was steht da?«
Popeye liest von dem Schild ab: »Sugar-Bush-Lac-Gruppe des Superior Chipewyan Lake. Haus der Wabigooni. Einwohnerzahl: 93.«
»Haus von wem? Wie finden wir da Jane Aki? Wo sind die Zelte? Siehst du was?«
»Da sind Häuser. Ganz gewöhnliche. Aus Holz. Einfach normale Häuser«, entgegnet Popeye.
»Das ist ein Indianerreservat?« Aus Pozailovs Stimme klingt Enttäuschung. Er hält am ersten Haus. »Los, los, vorwärts, steig aus und frag, wo sie ist.«
Die letzten vierundzwanzig Stunden erschienen Jane Aki wie ein ganzes Jahr. Sie ließ die Ereignisse im Kopf Revue passieren: die gestrandete Wendy, der Fußmarsch mit Jake und das Gespräch über Crazy Horse, wie sie gestritten hatten, die Israelis, die am Anfang so nett wirkten, der See, das Kasino. Und danach, zu Hause, der größte Streit mit ihm, vor den Israelis, die er mit herbrachte. Sein Geschrei, wie sie das Geld des Kasinos ausnutze, wenn es ihr gerade passe, wie sie jede Initiative von ihm ruiniere, ihn kastriere, weil es ihr passe, wenn er von ihr abhängig sei. Nachdem er gegangen war, überlegte sie, ob etwas Wahres an seinen Worten war. Nein. Er war ein Parasit, sie hatte ihn immer ermutigt zu arbeiten. Der Streit spulte sich wieder in ihrem Kopf ab, und sie wurde erneut wütend. Was
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