Alles Sense
schläft jetzt. Und zwar einen richtigen Schlaf.«
Ein Blitz traf auf den Hügel, doch ihm folgte kein Donner, sondern dumpfes Knirschen.
Tod seufzte.
ACH, NOCH MEHR DRAMA.
Er trat um die Scheune herum und blickte über die dunklen Felder. Frau Flinkwert hielt sich dicht hinter ihm, benutzte die finstere Gestalt wie einen Schild, der sie von neuerlichem Unheil abschirmte.
Hinter einer Hecke flackerte und glühte etwas bläulich und bewegte sich.
»Was ist das?«
DAS WAR DER MÄHERUNDDRESCHER.
»Er war es? Und was ist er jetzt?«
EIN SCHLECHTER VERLIERER.
Die Maschine rumpelte mit wirbelnden Schneidarmen übers nasse Feld. Hebel klickten und klackten im blauen Nimbus. Die leeren Deichseln hoben und senkten sich, ohne einen Zweck zu erfüllen.
»Wie kann das Ding ohne Pferd übers Feld rollen? Gestern mußte es gezogen werden.«
JETZT BRAUCHT ES KEIN PFERD.
Tod drehte den Kopf und sah graue Schemen. Inzwischen hatten sich recht viele Zuschauer eingefunden.
»Binky wartet auf dem Hof. Komm!«
NEIN.
Der Mäherunddrescher beschleunigte, und aus dem Schnippschnapp der Schneidarme wurde ein lautes Surren.
»Ist er wütend, weil du ihm die Plane gestohlen hast?«
ICH HABE IHM NOCH MEHR GESTOHLEN.
Tod beobachtete das Publikum und grinste. Er griff nach der Sense, drehte sie mehrmals… Und ließ sie fallen, als er die Blicke der Zuschauer auf sich ruhen spürte.
Anschließend verschränkte er die Arme.
Frau Flinkwert zupfte an seinem Ärmel.
»Was soll das bedeuten?«
DRAMA.
Die Maschine erreichte das Tor zum Hof und passierte es in einer Wolke aus Sägemehl.
»Und du weißt bestimmt, auf was du dich einläßt?«
Tod nickte.
»Nun, wie du meinst.«
Die Räder des Mäherunddreschers waren nur mehr Schemen.
ICH GLAUBE ES WENIGSTENS.
Und dann…
Irgendwo in der Maschine machte es Klonk.
Die Apparatur bewegte sich noch immer, aber gleichzeitig fiel sie auseinander. Funken stoben von den Achsen. Einigen Wellen und Lagern gelang es, auch weiterhin eine Einheit zu bilden, ohne dabei Rücksicht auf die übrigen Komponenten des Mechanismus zu nehmen – was in dem wachsenden Chaos zu noch größerer Verwirrung führte. Die Schneidarme rissen sich los, rasten durch den Rest der Vorrichtung und sausten übers Feld.
Es schepperte, und nach einer Weile erklang ein letztes, klagendes Boing – das akustische Äquivalent der berühmten qualmenden Stiefel.
Stille folgte.
Tod bückte sich ruhig und griff nach einem kompliziert anmutenden Achsenteil, das seinen Füßen entgegenrollte. Es wies jetzt einen rechten Winkel auf.
Frau Flinkwert spähte an ihm vorbei.
»Was ist passiert?«
ICH NEHME AN, DIE ELLIPTISCHE NOCKENWELLE HAT SICH DURCH DAS LAGERGEHÄUSE GESCHOBEN, BIS HIN ZUM FLANSCHSTUTZEN. WAS KRASSE KONSEQUENZEN ZUR FOLGE HATTE.
Tod bedachte die grauen Zuschauer mit einem herausfordernden Blick. Sie verschwanden nacheinander.
Er nahm seine Sense.
JETZT MUSS ICH GEHEN, sagte er.
Frau Flinkwert riß erschrocken die Augen auf. »Was? Einfach so?«
JA. EINFACH SO. EINE MENGE ARBEIT WARTET AUF MICH.
»Und wir sehen uns nicht wieder? Ich meine…«
OH, DOCH, WIR SEHEN UNS WIEDER. BALD. Er suchte nach den richtigen Worten und gab dann auf. DAS VERSPRECHE ICH DIR.
Tod hob den Umhang und griff in eine Tasche von Bill Türs Overall, den er noch immer unterm schwarzen Mantel trug.
WENN HERR SIMNEL MORGEN FRÜH KOMMT, UM DIE VERSCHIEDENEN TEILE DES MÄHERUNDDRESCHERS EINZUSAMMELN, SO SUCHT ER BESTIMMT DIES HIER. Er drückte der alten Frau ein kleines, konisch geformtes Objekt in die Hand.
»Was ist das?«
EIN DREI-ACHTER.
Tod schritt zum Pferd und zögerte kurz.
AUSSERDEM SCHULDET ER MIR EINEN HALBEN CENT.
Ridcully öffnete ein Auge. Überall waren Leute unterwegs. Hinzu kamen Licht, Aufregung und zahllose Stimmen.
Offenbar saß er in einem bequemen Kinderwagen, und sonderbare Insekten summten um ihn herum.
Er hörte das Jammern des Dekans und ein Stöhnen, das nur vom Quästor stammen konnte. Gelegentlich sprach eine junge Frau. Jemand kümmerte sich um jemanden, aber niemand kümmerte sich um ihn. Das konnte er nicht zulassen; immerhin war er der Erzkanzler.
Ridcully hüstelte demonstrativ.
»Warum versucht niemand, mir ein Glas Brandy anzubieten?« wandte er sich an die Welt im großen und ganzen.
Ein Etwas erschien und hielt ihm eine Lampe über den Kopf. In ihrem Schein zeigte sich ein breites Gesicht, gehüllt in eine mehrere Nummern zu große Haut. »Ugh?« fragte das Wesen
Weitere Kostenlose Bücher