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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er hinzu: »Der alte Windle ist untot, und Untote kann man nicht retten. Die beiden Begriffe schließen einander aus. Es handelt sich um… um…«
    »Um eine Dichotomie«, sagte der Quästor.
    »Oh, ich glaube nicht, daß ein chirurgischer Eingriff notwendig wird.«
    »Wir haben ihn doch begraben, oder?« fragte der Dozent für neue Runen.
    »Und jetzt entgraben wir ihn«, betonte der Erzkanzler. »Vermutlich gehört das zu den Wundern der Existenz.«
    »Wie Essiggurken und sauer eingelegtes Gemüse«, sagte der Quästor glücklich.
    Dieser Kommentar verwirrte alle Zuhörer, auch die anwesenden Klubmitglieder.
    »Das sind Spezialitäten aus dem Wiewunderland«, erklärte der Quästor. »Dort füllt man große Krüge mit Essiggurken und sauer eingelegtem Gemüse, und dann vergräbt man die Krüge und gibt dem Inhalt einige Monate Zeit, um ordentlich zu fermentieren, was für ein herrlich pikantes Aroma sorgt, und dann…«
    Ludmilla wandte sich an Ridcully. »Entspricht dies dem üblichen Gebaren von Zauberern?« flüsterte sie.
    »Der Oberste Hirte ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein ordentlicher Magier sein sollte«, sagte der Erzkanzler. »Hat einen so scharfen Verstand, daß er sich manchmal selbst dran schneidet. Bin stolz, daß er zum Team gehört.« Er rieb sich die Hände. »Also gut, Jungs. Wer meldet sich freiwillig?«
    »Yo! Hott!« sagte der Dekan, der inzwischen in einer völlig anderen Welt weilte.
    »Ein Bruder ist in Not, und es käme einer groben Vernachlässigung meiner Pflicht gleich, ihm nicht zu helfen«, meinte Reg Schuh.
    »Ugh.«
    »Du?« Der Dekan bedachte den Bibliothekar mit einem finsteren Blick. »Wir können nicht auch dich mitnehmen. Du hast überhaupt keine Ahnung vom Guerillakrieg.«
    »Ugh!« betonte der Bibliothekar und wies mit einer verblüffend vielsagenden Geste auf folgendes hin: Es mochte ihm tatsächlich an Informationen über den Guerillakrieg mangeln, aber was er nicht über guten, anständigen Orang-Utan-Kampf wußte, ließ sich auf den wenigen zusammengekehrten Resten des zerfetzten Dekans notieren.
    »Vier von uns sollten genügen«, meinte der Erzkanzler.
    »Ich habe ihn nie ›Yo‹ sagen hören«, brummte der Dekan.
    Er nahm den Hut ab, was erstaunlich genug war: Normalerweise entblößte ein Zauberer nur dann sein Haupt, wenn es darum ging, der Kopfbedeckung etwas zu entnehmen. Doch in diesem besonderen Fall… Der Dekan riß einen Streifen vom Saum seines Umhangs und hielt ihn wie feierlich in beiden Händen, bevor er sich das Ding um die Stirn band. »Das gehört zum Ethos«, erläuterte er, als mehrere durchdringende Blicke eine stumme Frage stellten. »So verhalten sich die Krieger auf dem Gegengewicht-Kontinent, ehe sie in den Kampf ziehen. Außerdem muß man…« Er versuchte, sich etwas ins Gedächtnis zu rufen, das er vor langer Zeit gelesen hatte: »…muß man, äh, Bonsai rufen. Ja, genau: Bonsai!«
    »Ich dachte immer, dieses Wort bezieht sich darauf, Stücke von großen Bäumen zu schneiden, um kleine Bäume daraus herzustellen«, erwiderte der Oberste Hirte.
    Der Dekan zögerte. Er war nicht ganz sicher, doch diese Unsicherheit störte ihn kaum: Ein guter Zauberer lernte als erstes, dem Phänomen der Ungewißheit keine Beachtung zu schenken.
    »Da irrst du dich«, behauptete er. »Der richtige Kampfschrei lautet zweifellos Bonsai.« Er überlegte erneut, und seine Miene erhellte sich. »Weil… Es ist alles Teil des Buschido. Kleine Bäume, verstehst du? Busch-i-do. Ja. Ergibt durchaus einen Sinn, wenn man darüber nachdenkt.«
    »Aber hier kann man nicht ›Bonsai!‹ rufen«, wandte der Dozent für neue Runen ein. »Wir haben hier einen ganz anderen kulturellen Hintergrund. Ein solcher Ruf wäre völlig sinnlos, weil ihn niemand versteht.«
    »Vielleicht sollte man ihm eine, äh, kurze Erklärung hinzufügen«, schlug der Dekan vor.
    Er stellte fest, daß ihn Ludmilla mit offenem Mund anstarrte.
    »So reden Zauberer«, sagte er.
    »Tatsächlich?« entgegnete Ludmilla. »Das hätte ich nie erraten.«
    Unterdessen war der Erzkanzler aus seinem Karren geklettert und schob ihn versuchsweise hin und her. Für gewöhnlich dauerte es eine Weile, bis es einer neuen Idee gelang, in Ridcullys Denken Wurzeln zu schlagen, aber diesmal regte sich fast sofort die instinktive Erkenntnis in ihm, daß es für einen mit vier Rädern ausgestatteten Drahtkorb zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten gab.
    »Wollen wir die ganze Nacht damit verbringen, uns irgendwelche

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