Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
darauf wußte er keine Antwort. Was ist passiert?«
    »Rufus, du wirst es mir kaum glauben, Liebster…«
    »Und wer war der Maskierte?«
    Sie sahen sich beide um.
    Und hielten vergeblich nach anderen Personen Ausschau.
     
    Es gibt ein Dorf in den Spitzhornbergen, wo man weiß, was es mit dem Moriskentanz auf sich hat. Dort tanzt man ihn nur einmal, wenn der Morgen des ersten Frühlingstages dämmert. Anschließend wird er nicht noch einmal getanzt, auch nicht im Sommer. Schließlich hat es auch gar keinen Sinn, oder?
    Doch an einem bestimmten Tag, wenn sich die Dunkelheit des Abends ankündigt, beenden die Bewohner jenes Dorfes ihre Arbeit früher als sonst. Dann holen sie das andere Kostüm von Dachböden und aus Schränken, das schwarze mit den anderen Glocken. Auf verschiedenen Wegen begeben sie sich zu einem Tal mit blattlosen Bäumen. Sie sprechen kein Wort, und es erklingt keine Musik. Eine geeignete Melodie ist kaum vorstellbar.
    Die kleinen Glocken läuten nicht. Sie bestehen aus Oktiron, einem magischen Metall. Aber es sind keine völlig lautlosen Glocken. Die Lautlosigkeit ist nur ein Zustand, der sich durch das Fehlen von Geräuschen auszeichnet. Diese speziellen Glocken erzeugen das Gegenteil von Geräuschen, eine schwere, dicht strukturierte Stille.
    Am Ende des kalten Nachmittags, wenn das Licht vom Himmel tropft, wird inmitten verwelkender Blätter der andere Moriskentanz getanzt. Damit die Dinge im Gleichgewicht bleiben.
    Man muß beide Arten tanzen, meinen die Dorfbewohner. Sonst bleibt einem sowohl die eine als auch die andere verwehrt.
     
    Windle Poons schlurfte über die Messingbrücke. Es war ein ganz besonderer Zeitpunkt des langen Tages von Ankh-Morpork: Wer die Nacht vorzog, ging gerade zu Bett; und wer sich mit dem Tag begnügen mußte, kroch nun aus den Federn. Deshalb herrschte nur wenig Verkehr.
    Aus irgendeinem Grund fühlte sich Windle verpflichtet, gerade jetzt diesen Ort aufzusuchen. Er hatte kaum das Gefühl, daß er bald sterben würde. Vielmehr kam er sich wie das winzige Zahnrad im Mechanismus einer Uhr vor: Noch drehte sich alles, aber die Feder verlor allmählich an Spannung, und es konnte nicht mehr lange dauern, bis…
    Er blieb stehen und beugte sich übers Geländer. Dunkles Wasser – beziehungsweise einigermaßen flüssiger Schlamm – saugte an den Pfeilern. Es gab eine alte Legende… Worum ging es dabei? Ah, ja: Wenn man von der Messingbrücke eine Münze in den Ankh warf, so kehrte man ins Leben zurück. Oder mußte man sich übergeben, und dem Ankh seinen Mageninhalt anvertrauen? Nein, die erste Möglichkeit erschien Windle wahrscheinlicher. Die meisten Leute wären allein deshalb ins Leben zurückgekehrt, um nach der Münze zu suchen.
    Eine Gestalt näherte sich durch den Dunst. Windle versteifte sich unwillkürlich.
    »Guten Morgen, Herr Poons.«
    Er entspannte sich wieder.
    »Oh. Wachtmeister Colon? Ich habe mit jemand anders gerechnet.«
    »Ich bin’s nur, Herr Zauberer«, sagte der Stadtwächter gut gelaunt. »Wie gewohnt im Dienst.«
    »Anscheinend hat die Messingbrücke eine weitere Nacht überstanden, ohne gestohlen zu werden, Wachtmeister. Gut gemacht.«
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein – so lautet mein Motto.«
    »Die Bürger dieser Stadt können ruhig schlafen, weil sie wissen, daß du den Diebstahl einer fünftausend Tonnen schweren Brücke verhinderst«, sagte Windle.
    Im Gegensatz zum Zwerg Modo kannte Colon die Bedeutung von »Ironie«. Er hielt dieses Wort für ein Synonym von »Wahrheit«.
    Der Feldwebel sah Windle an und lächelte respektvoll.
    »Heutzutage muß man vorausdenken, wenn man dem internationalen Verbrechen gewappnet sein will, Herr Poons.«
    »Wofür du zweifellos ein Lob verdienst. Äh. Du hast nicht zufällig, äh, jemanden in der Nähe gesehen?«
    »Ist totenstill heute nacht«, erwiderte Colon. Dann fiel ihm etwas Bestimmtes ein, und er fügte rasch hinzu: »Nichts für ungut.«
    »Oh.«
    »Tja, ich sollte besser meine Runde fortsetzen«, sagte der Feldwebel.
    »Gut, gut.«
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Herr Poons?«
    »Wie? Ja, ja, alles bestens.«
    »Hast du vielleicht vor, noch einmal in den Fluß zu springen?«
    »Nein.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Na schön. Bis dann.« Er zögerte. »Oh, fast hätte ich’s vergessen. Der Bursche dort drüben bat mich, dir dies hier zu geben.« Er reichte dem Zauberer einen schmierigen Zettel.
    Windle spähte in den Dunst.
    »Welcher Bursche?«
    »Der da hin… Oh, er

Weitere Kostenlose Bücher