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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist weg. War recht groß. Und sah ein wenig seltsam aus.«
    Windle entfaltete den Zettel und las: UUuuuIiiiUuuIiiiUUUiii.
    »Ah«, sagte er.
    »Schlechte Nachrichten?« fragte Colon.
    »Es hängt davon ab, aus welchem Blickwinkel man die Sache sieht«, erwiderte Windle.
    »Oh. Gut. Dann wünsche ich dir noch eine gute Nacht. Oder einen guten Morgen.«
    »Leb wohl.«
    Feldwebel Colon zögerte kurz, zuckte dann mit den Schultern und ging weiter.
    Als er fortschritt, bewegte sich der Schatten hinter ihm und grinste.
    WINDLE POONS?
    Windle sah sich nicht um.
    »Ja?«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sich eine dunkle Gestalt mit knöchernen Armen an das Geländer lehnte. Es raschelte und knisterte leise, als der Schemen sein Gewicht verlagerte, um eine bequeme Position zu finden. Friedliche Stille folgte.
    »Äh«, sagte Windle nach einer Weile. »Vermutlich hast du noch andere Dinge zu erledigen.«
    ES IST KEINE EILE NÖTIG.
    »Ich dachte immer, du legst großen Wert auf Pünktlichkeit.«
    ANGESICHTS DER BESONDEREN UMSTÄNDE SPIELEN EINIGE MINUTEN MEHR ODER WENIGER KEINE ROLLE.
    Windle nickte. Schweigend standen sie nebeneinander, während um sie herum die Geräusche der Stadt erklangen.
    »Ach, das Leben nach dem Tod ist wundervoll«, sagte Poons. »Wo bist du gewesen?«
    ICH HATTE ZU TUN.
    Windle hörte gar nicht richtig zu. »Ich habe Leute kennengelernt, von deren Existenz ich gar nichts wußte. Und ich konnte herausfinden, wer Windle Poons eigentlich ist.«
    WER IST ER?
    »Windle Poons.«
    DIESE ERKENNTNIS MUSS WIE EIN SCHOCK GEWESEN SEIN.
    »Ja.«
    SO VIELE JAHRE, OHNE JEMALS ETWAS ZU AHNEN…
    Windle Poons wußte ganz genau, was Ironie bedeutete. Und er war auch in der Lage, Sarkasmus zu erkennen.
    »Du hast gut reden«, murmelte er.
    VIELLEICHT.
    Windle starrte wieder zum Fluß hinab.
    »Es war großartig«, sagte er. »Nach so langer Zeit… Es ist wichtig, gebraucht zu werden.«
    JA. ABER WARUM?
    Windle wirkte überrascht.
    »Ich weiß es nicht. Woher soll ich das wissen? Vielleicht ist es deshalb wichtig, weil wir alle eine Gemeinschaft bilden. Weil wir niemanden im Stich lassen. Weil wir am Leben hängen. Weil alles besser ist als allein zu sein. Weil Menschen Menschen sind.«
    UND SECHS CENT SIND SECHS CENT. ABER KORN IST NICHT EINFACH NUR KORN.
    »Nein?«
    NEIN.
    Windle wich ein wenig zurück. Die Steine der Brücke waren noch immer warm; sie schienen den Sonnenschein des vergangenen Tages gespeichert zu haben.
    Auch Tod richtete sich auf.
    WEIL IHR NUR EUCH SELBST HABT, sagte er.
    »Was? Oh. Ja. Mag sein. Das Universum da draußen ist groß und kalt.«
    DU WÜRDEST STAUNEN, WIE GROSS UND KALT ES IST.
    »Ein Leben reicht kaum aus.«
    OH, ICH WEISS NICHT.
    »Hmm?«
    Windle Poons?
    »Ja?«
    DAS WAR DEIN LEBEN.
    Erleichterung und Zuversicht durchströmten Windle Poons. Er starb mit dem Gefühl, daß alles viel schlimmer hätte sein können.
     
    Irgendwo in der Dunkelheit blickte Reg Schuh in beide Richtungen, holte Pinsel und Farbtopf hervor und malte folgende Botschaft an die Mauer: In jedem Lebenden wartet ein Toter auf Freiheit… Und dann war es vorbei. Ende.
     
    Tod stand am Fenster seines düsteren Arbeitszimmers und sah in den Garten hinaus. Nichts rührte sich in der stillen Domäne. Dunkle Lilien blühten am Forellenteich, wo kleine Gipsskelette angelten. In der Ferne wuchsen Berge empor.
    Diese Welt gehörte allein ihm. Sie erschien auf keiner Karte.
    Doch jetzt fehlte ihr etwas.
    Tod verließ sein Arbeitszimmer, trat zum Gestell mit den Sensen und wählte ein Exemplar. Er schritt an der großen Uhr ohne Zeiger vorbei, ging nach draußen und wanderte durch den schwarzen Obstgarten, in dem Albert bei den Bienenstöcken arbeitete. Jenseits davon erkletterte er einen kleinen Hügel, hinter dem sich gestaltloses Land erstreckte: Es konnte Gewicht tragen und existierte in gewisser Weise, aber es hatte nie einen Grund gegeben, es genauer zu definieren.
    Bis jetzt.
    Albert näherte sich, noch immer von einigen Bienen umschwirrt.
    »Was machst du hier, Herr?« fragte er.
    ICH ERINNERE MICH.
    »Ach?«
    FRÜHER EXISTIERTEN HIER NUR STERNE.
    Wie stellte man es an? Oh, ja…
    Er schnippte mit den Fingern. Felder erschienen, schmiegten sich an die sanften Wölbungen des Landes.
    »Goldbraun«, sagte Albert. »Hübsch. Ich bin immer der Meinung gewesen, daß wir hier etwas mehr Farbe vertragen könnten.«
    Tod schüttelte den Kopf. Es fehlte noch immer etwas. Und dann fiel es ihm ein. Die Lebensuhren…

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