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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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noch einmal von vorn zu beginnen.
     
    Man stelle sich diese Landschaft vor: eine weite Ebene, hier und dort einige Hügel.
    Es ist Hochsommer im oktarinen Grasland unter den hohen Gipfeln der Spitzhornberge, und die vorherrschenden Farben entsprechen Bernstein und Gold. Hitze brütet. Heuschrecken brutzeln wie in der Pfanne. Die Luft verharrt in Reglosigkeit, um nicht zu schwitzen. Die Bewohner dieser Region können sich an keinen so heißen Sommer entsinnen, und ihre Erinnerungen reichen weit zurück.
    Man stelle sich jemanden vor, der auf dem Rücken eines Pferds sitzt und sein Roß langsam über einen staubigen Weg lenkt. Die Kornfelder rechts und links versprechen eine außerordentlich gute Ernte.
    Man stelle sich einen Zaun vor, das Holz gesplittert und ausgedörrt. Daran ist ein Schild befestigt. Die Buchstaben darauf sind im gleißenden Sonnenschein verblichen, aber man kann sie noch entziffern.
    Man stelle sich vor, wie ein Schatten auf das Schild fällt: Man hört fast, wie der Schemen die beiden Worte liest.
    Ein Pfad zweigt vom breiteren Weg ab und führt zu einigen alten Holzgebäuden.
    Man stelle sich schleppende Schritte vor.
    Man stelle sich eine offene Tür vor.
    Man stelle sich einen dunklen, kühlen Raum vor, sichtbar durch die offene Tür. Es ist kein Zimmer, in dem viele Leute leben. Es ist ein Zimmer für Personen, die draußen leben und manchmal reinkommen müssen, wenn’s dunkel wird. Es ist ein Raum für Pferdegeschirre und Hunde, ein Raum, in dem Ölzeug zum Trocknen aufgehängt wird Ein Bierfaß steht neben der Tür. Der Boden besteht aus Fliesen, und für Schinken bestimmte Haken ragen aus den Deckenbalken. Der geschrubbte Tisch bietet dreißig hungrigen Männern Platz.
    Jetzt gibt es hier keine Männer. Auch keine Hunde, kein Bier und keinen Schinken.
     
    Stille folgte dem Klopfen, und dann kratzten Pantoffel über die Fliesen. Schließlich öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und eine dürre alte Frau spähte nach draußen. Farbe und Beschaffenheit ihres Gesichts ließen sich mit einer Walnuß vergleichen.
    »Ja?« fragte sie.
    AUF DEM SCHILD STAND ›AUSHILFE GESUCHT‹.
    »Tatsächlich? Tatsächlich? Das Ding hängt seit dem Herbst letzten Jahres draußen.«
    BEDEUTET DAS VIELLEICHT, DASS KEINE HILFE MEHR GEBRAUCHT WIRD?
    Das faltige Gesicht musterte den Fremden nachdenklich.
    »Ich kann nicht mehr als ein paar Cent pro Woche bezahlen«, sagte es.
    Die hochgewachsene Gestalt vor der Tür dachte einige Sekunden lang darüber nach.
    JA, sagte sie schließlich.
    »Und ich weiß nicht einmal, wo du mit der Arbeit beginnen sollst. Seit drei Jahren hatten wir hier keinen richtigen Gehilfen. Wenn ich jemanden brauche, wende ich mich an die Taugenichtse im Ort.«
    JA?
    »Hier gibt’s eine Menge zu tun.«
    ICH HABE EIN PFERD.
    Die Alte blickte am Besucher vorbei – auf dem Hof stand das prächtigste Roß, das sie jemals gesehen hatte. Argwöhnisch kniff sie die Augen zusammen.
    »Und das ist wirklich dein Pferd?«
    JA.
    »Und du bist bereit, für einige Cent in der Woche zu arbeiten?«
    JA.
    Die Alte überlegte. Sie starrte vom Fremden zum Pferd, und dann glitt ihr Blick über die schäbige, heruntergekommene Farm. Schließlich traf sie eine Entscheidung, bei der sie vermutlich folgenden Umstand berücksichtigte: Wer keine Pferde besaß, hatte von einem Pferdedieb nichts zu befürchten.
    »Du schläfst in der Scheune, klar?«
    SCHLAFEN? JA. NATÜRLICH. JA, ICH MUSS SCHLAFEN.
    »Ich kann dich unmöglich im Haus unterbringen. Weil es sich nicht gehört.«
    ICH VERSICHERE DIR: GEGEN DIE SCHEUNE ALS QUARTIER GIBT ES NICHTS EINZUWENDEN.
    »Aber du darfst die Mahlzeiten im Haus einnehmen.«
    DANKE.
    »Ich bin Frau Flinkwert.«
    JA.
    Die Alte wartete.
    »Ich nehme an, du hast ebenfalls einen Namen«, sagte sie.
    JA, DAS STIMMT.
    Sie wartete erneut.
    »Nun?«
    VERZEIHUNG?
    »Wie lautet dein Name?«
    Der Fremde musterte die Frau, bevor er sich nervös umsah.
    »Heraus damit«, sagte Frau Flinkwert. »Ich stelle niemanden ein, der keinen Namen hat. Du bist Herr…?«
    Die Gestalt sah nach oben.
    HERR HIMMEL?
    »Niemand heißt Herr Himmel.«
    VIELLEICHT HERR… TÜR?
    Die Frau nickte.
    »Möglich. Ja, Herr Tür klingt schon besser. Ich habe mal jemanden namens Türig gekannt. Na schön. Herr Tür. Und dein Vorname? Jetzt behaupte bloß nicht, du hast keinen Vornamen. Typische Vornamen lauten Bill, Tom, Jim oder so.«
    JA.
    »Ja was?«
    EINER VON JENEN VORNAMEN.
    »Und welcher?«
    ÄH. DER

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