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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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großen Gartens, wo das Feuer brannte. Unweit davon hatte er mehrere Komposthaufen angelegt, und daneben stand die Hütte, in der er saß, wenn’s regnete.
    Früher hatte er als Gärtner im Park des Patrizierpalastes gearbeitet, aber dieser Job war weitaus interessanter. Hier spielten sich die erstaunlichsten Dinge ab.
     
    In Ankh-Morpork findet das Leben größtenteils auf den Straßen statt, und ständig passiert etwas. Derzeit spielte sich folgendes ab: Der Kutscher eines von zwei Pferden gezogenen und mit Obst beladenen Karrens hatte den Dekan am Kragen seines Umhangs gepackt und hob ihn hoch, bis der Abstand zwischen Stiefelsohlen und Boden etwa zwanzig Zentimeter betrug; gleichzeitig kündigte er an, das Gesicht des Dekans bis zum Hinterkopf zu rammen.
    »Es sind Pfirsiche, klar?« brüllte er. »Und weißt du, was mit Pfirsichen geschieht, die zu lange herumliegen? Sie bekommen Druckstellen oder verfaulen gar. Und wenn meine Pfirsiche Druckstellen bekommen oder verfaulen, so geht es einigen der hier anwesenden Leute verdammt dreckig.«
    »He, ich bin Zauberer«, erwiderte der Dekan und zappelte. »Du kannst von Glück sagen, daß die Vorschriften von mir verlangen, Magie nur zur Selbstverteidigung zu verwenden. Andernfalls wärst du jetzt in erheblichen Schwierigkeiten.«
    »Was macht ihr hier eigentlich?« fragte der Kutscher, ließ den Dekan ein wenig sinken und sah ihm über die Schulter.
    »Ja, was ist hier los?« fragte ein Mann, der versuchte, das nervöse Gespann eines mit Bauholz beladenen Wagens zu beruhigen. »Ist euch klar, daß hier einige Leute nach Stunden bezahlt werden?«
    »He, ihr da vorn – haltet nicht den ganzen Verkehr auf!«
    Der Mann auf dem Kutschbock des Bauholzwagens drehte sich um und beobachtete die lange Schlange aus Dutzenden von Karren. »Wenn’s nach mir ginge, wären wir längst wieder unterwegs!« rief er. »Es ist nicht meine Schuld. Einige Zauberer graben hier in der verdammten Straße !«
    Das schmutzige Gesicht des Erzkanzlers erschien am Rand des Loches.
    »Um Himmels willen, Dekan…«, brummte er. »Du wolltest dich doch um alles kümmern.«
    »Ich habe die Herren gebeten, zurückzuweichen und einen anderen Weg zu nehmen«, erwiderte der Dekan und litt an Erstickungsängsten.
    Der Obsthändler drehte ihn, daß er den Weg überblicken konnte. »Siehst du das? Es sind über sechzig Karren, und es ist sehr schwer, sie alle gleichzeitig zurückweichen zu lassen. Unter anderem auch deshalb, weil ihr dafür gesorgt habt, daß die Schlange um den ganzen Block reicht. Niemand kann sich bewegen, weil jeder jeden behindert. Hast du das kapiert, Freundchen?«
    Der Dekan versuchte zu nicken. Inzwischen stellte er die Weisheit in Frage, das Loch ausgerechnet dort zu graben, wo sich die Straße der Geringen Götter und der Breite Weg trafen – die beiden wichtigsten Verkehrsadern von Ankh-Morpork. Zunächst erschien eine entsprechende Entscheidung logisch. Unter soviel Verkehr würde selbst der beharrlichste Tote begraben bleiben. Allerdings: Niemand hatte daran gedacht, welche Konsequenzen sich ergaben, wenn man am hellichten Tag auf der Kreuzung zu graben begann.
    »Platz machen, Platz machen«, ertönte eine Stimme. Und: »Na schön, was ist hier los?«
    In der Menge des Publikums bildete sich eine Schneise, und Feldwebel Colon von der Stadtwache kam näher. Unaufhaltsam schob er sich durch die Menge, wobei der Bauch als Keil diente. Dann sah er das Loch mit den Zauberern, und sein großes, gerötetes Gesicht hellte sich auf.
    »Wen haben wir denn da?« fragte er. »Vielleicht eine Bande internationaler Kreuzungsdiebe?«
    Was für ein Glück! Seine langfristig angelegte Verbrechensbekämpfungsstrategie zahlte sich endlich aus!
    Der Erzkanzler kippte ihm eine Schaufel Ankh-Morpork-Lehm über die Stiefel.
    »Unsinn, Mann!« erwiderte er scharf. »Dies ist eine sehr wichtige Angelegenheit.«
    »Oh, natürlich, das behaupten sie alle«, meinte Feldwebel Colon. Er ließ sich kaum von einem gedanklichen Kurs abbringen, wenn er erst einmal eine gewisse mentale Geschwindigkeit erreicht hatte. »In unzivilisierten Ländern wie Klatsch gibt’s bestimmt Hunderte von Orten, wo man bereit wäre, für eine gute Straßenkreuzung mit hohem Prestigewert eine Menge Geld zu bezahlen.«
    Ridcully sah mit offenem Mund zu ihm auf.
    »Was faselst du da, Wachtmeister?« fragte er und deutete auf seinen spitzen Hut. »Hast du nicht zugehört? Wir sind Zauberer. Dies ist eine Zauberer-Angelegenheit.

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