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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehrere Schreie erklangen.
     
    Frau Evadne Kuchen war ein Medium und dabei ziemlich klein.
    Ihre Arbeit stellte keine besonders hohen Ansprüche. Nur wenige Leute, die in Ankh-Morpork starben, wünschten sich Gespräche mit ihren Hinterbliebenen. Ihr Motto lautete vielmehr: Man schaffe einen möglichst großen Abstand aus möglichst vielen mystischen Dimensionen. Frau Kuchen fand genug Zeit zum Schneidern und für Gemeindearbeit, wobei sie sich nicht auf eine bestimmte Kirche beschränkte. Sie hielt eine Menge von Religion.
    Evadne Kuchen gehörte nicht zu jenen Medien, die Perlenschnurvorhänge und Weihrauch verwendeten, und dafür gab es zwei Gründe: Sie konnte Weihrauch nicht ausstehen, und sie war recht gut bei ihrer Arbeit. Ein guter Zauberkünstler kann den Zuschauer mit einer Schachtel Streichhölzer und einem ganz normalen Kartenspiel verblüffen – er benötigt weder Hüte mit versteckten Fächern noch Klapptische, bei denen man riskiert, sich die Finger einzuklemmen. Und deshalb brauchte Frau Kuchen keine Requisiten. Selbst die hübsche Kristallkugel diente nur dazu, ihre Kunden zu beeindrucken. Frau Kuchen war imstande, die Zukunft in einem Haferbreinapf zu lesen. 11 Sie sah Offenbarungen in einer Bratpfanne mit Schinken. Schon seit vielen Jahren unternahm sie Streifzüge durch die Geisterwelt, obgleich die Bezeichnung »Streifzüge« nicht ausreichte, um ihre Aktivitäten genau zu beschreiben. Frau Kuchen lehnte Zurückhaltung ab. Sie neigte eher dazu, mit den Füßen zu stampfen, energisch an die Tür zu klopfen und zu verlangen, vom Verwalter empfangen zu werden.
    Sie bereitete das Frühstück vor und schnitt das Hundefutter für Ludmilla, als sie plötzlich Stimmen hörte.
    Sie kamen einem sehr leisen Flüstern gleich. Man konnte nicht von ihnen behaupten, daß sie wie aus weiter Ferne an ihre Ohren drangen, denn für normale Ohren waren sie überhaupt nicht zu hören. Sie ertönten in Frau Kuchens Kopf.
    … paß doch auf…he, das ist mein platz… drängelt nicht so…
    Stille folgte.
    Kurz darauf quiekte es im Nebenzimmer. Evadne Kuchen schob das gekochte Ei beiseite und wankte durch die Tür.
    Der Ursprung des Geräuschs verbarg sich unter dem dicken Sackleinen, das die Kristallkugel bedeckte.
    Frau Kuchen kehrte in die Küche zurück, nahm dort eine schwere Pfanne und holte versuchsweise damit aus. Dann schlich sie zur Kristallkugel.
    Sie hob die Pfanne, dazu entschlossen, sie auf alles Unangenehme und Gräßliche hinabsausen zu lassen. Und dann zog sie das Sackleinen beiseite.
    Die Kugel drehte sich langsam auf ihrem Ständer.
    Evadne beobachtete sie eine Zeitlang. Schließlich zog sie den Vorhang zu, ließ ihre nicht unerhebliche Masse auf einen Stuhl sinken, holte tief Luft und fragte: »Ist da jemand?«
    Ein großer Teil der Decke stürzte ein.
    In dem Schutthaufen bewegte sich etwas, und nach einigen Minuten ragte Frau Kuchens Kopf aus dem Durcheinander.
    »Ludmilla!«
    Leise Schritte im Durchgang – und dann kam etwas vom Hinterhof herein. Es handelte sich eindeutig um ein weibliches Wesen, dem es nicht an einer gewissen Attraktivität mangelte und das gewöhnliche Kleidung trug. Allerdings hatten die Haare beschlossen, nicht nur auf dem Kopf zu wachsen, und die Mode schien derzeit besonders lange Fingernägel und Zähne zu verlangen. Man hätte ein Knurren von diesem Geschöpf erwartet, doch es sprach mit einer angenehmen Stimme.
    »Mutter?«
    »Isch liege hier drunter.«
    Die eindrucksvolle Ludmilla hob einen langen, schweren Balken an und schob ihn mühelos beiseite. »Was ist passiert? Hat deine Vorahnung nicht funktioniert?«
    »Isch habe sie ausgeschaltet, um mit dem Bäcker zu reden. Meine Güte, das war eine echte Überraschung…«
    »Soll ich dir Tee kochen?«
    »Du weißt doch, daß du immer die Teetassen zerbrichst, wenn es bei dir losgeht.«
    »Ich habe inzwischen gelernt, vorsichtiger zu sein«, erwiderte Ludmilla.
    »Braves Mädchen. Aber ich kümmere mich besser selbst darum, danke.«
    Frau Kuchen stand auf und klopfte sich den Mörtelstaub von der Schürze. »Sie haben gerufen!« sagte sie plötzlich. »Richtig gerufen! Und zwar alle zusammen!«
     
    Der Universitätsgärtner Modo jätete Unkraut im Rosenbeet, als auf dem alten, samtartigen Rasen daneben ein Buckel wuchs. Ein hartnäckig am Pseudo-Leben hängender Windle Poons steckte den Kopf daraus hervor und blinzelte im hellen Licht.
    »Bist du das, Modo?«
    »Ja, Herr Poons«, sagte der Zwerg. »Brauchst du

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