Alles Sense
geschlossene Front bilden«, sagte Ridcully. »Was meinst du?«
»Ich bin ganz deiner Ansicht«, pflichtete ihm der Hohepriester bei.
»Dann sind wir uns also einig. Vorübergehend.«
Ein kleinerer Teppich schwebte in Augenhöhe und mit wellenförmigen Bewegungen vorbei. Der Hohepriester reichte die Brandyflasche zurück.
»Übrigens…«, sagte er. »Mutter hat mir erzählt, daß du ihr schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geschrieben hast.«
»Äh…« Die zerknirschte Verlegenheit in den Zügen des Erzkanzlers hätte die anderen Zauberer sicher verblüfft. »Ich bin sehr beschäftigt gewesen. Du weißt ja, wie das ist.«
»Sie wies deutlich darauf hin, daß sie uns beide beim nächsten Silvester zum Mittagessen erwartet.«
»Ich hab’s nicht vergessen«, murmelte Ridcully bedrückt. »Und ich freue mich schon darauf.« Er wandte sich dem Chaos hinter ihnen zu.
»Hört auf, Kameraden«, sagte er.
»Brüder!« donnerte der Hohepriester. »Laßt ab von der Gewalt!«
Der Oberste Hirte nahm die Hände von der Kehle des Priesters vom Hinki-Kult. Zwei Kuraten, die den Quästor getreten hatten, wichen beiseite. Die Männer strichen ihre Kleidung glatt, suchten ihre Hüte und hüstelten unsicher.
»Schon besser«, brummte Ridcully. »Und nun… Seine Eminenz der Hohepriester und ich haben beschlossen…«
Der Dekan starrte einen ziemlich kleinen Bischof an.
»Er hat mich getreten! Du hast mich getreten!«
»O nein, mein Sohn! Das würde ich mir nie erlauben.«
»Doch, du hast mich getreten«, beharrte der Dekan wütend. »Von der Seite, damit’s niemand sieht!«
»… haben beschlossen …«, wiederholte Ridcully und bedachte den Dekan mit einem finsteren Blick, »… gemeinsam nach einer Lösung für das gegenwärtige Problem zu suchen, im Geiste der Brüderlichkeit und des guten Willens, und das gilt auch für dich, Oberster Hirte. «
»Ich konnte nicht anders! Er hat mich gestoßen.«
»Oh, mögen dir die Götter verzeihen«, sagte der Erzdiakon von Thrume.
Es krachte. Ein Liegesofa galoppierte die Treppe hinunter und schmetterte durch die Flurtür.
»Vermutlich sind die Gardisten noch immer damit beschäftigt, den Patrizier zu befreien«, sagte der Hohepriester. »Vielleicht sind auch die Geheimgänge blockiert.«
»Sie alle ?« fragte Ridcully. »Ich dachte, der schlaue Bursche hätte jede Menge davon.«
»Alle blockiert«, meinte der Hohepriester. »Ohne irgendeine Ausnahme.«
»Mit nur wenigen Ausnahmen«, erklang eine Stimme hinter ihnen.
Ridcullys Tonfall veränderte sich kaum – es kam nur etwas Zucker hinzu.
Er drehte sich um und sah eine Gestalt, die einfach aus der Wand getreten zu sein schien. Sie wirkte einigermaßen menschlich, zumindest auf den ersten Blick betrachtet. Der Patrizier war dünn, blaß und immer in staubiges Schwarz gekleidet. Er erinnerte Ridcully an einen Flamingo, der sich in ein Raubtier verwandelt hatte – falls es Flamingos mit schwarzem Gefieder und der Geduld von Granit gab.
»Oh, Lord Vetinari«, sagte er. »Es freut mich sehr, dich unverletzt zu sehen.«
»Begeben wir uns ins Rechteckige Büro«, meinte der Patrizier. Hinter ihm schob sich ein Teil der Wand geräuschlos beiseite.
»Ich, äh, im ersten Stock versuchen einige Palastwächter, dich zu befreien…«, begann der Hohepriester.
Der Patrizier winkte ab. »Es käme mir nie in den Sinn, sie daran zu hindern. Derzeit haben sie etwas zu tun. Normalerweise stehen sie nur den ganzen Tag herum und versuchen, sowohl streng zu wirken als auch ihre Blase zu kontrollieren. Hier entlang.«
Die Oberhäupter der einzelnen Gilden von Ankh-Morpork trafen einzeln oder zu zweit ein, und allmählich füllte sich der Raum.
Der Patrizier saß an seinem Schreibtisch, starrte mißmutig auf diverse Unterlagen und hörte zu.
»Es ist nicht unsere Schuld«, sagte der oberste Alchimist.
»Es kracht dauernd, wenn ihr in der Nähe seid«, betonte Ridcully.
»Mag sein, aber das liegt an unvorhergesehenen exothermischen Reaktionen.«
»Immer wieder fliegt irgend etwas in die Luft«, übersetzte der stellvertretende oberste Alchimist, ohne dabei aufzusehen.
»Ja, Dinge fliegen in die Luft«, bestätigte sein Boß. »Aber für gewöhnlich kommen sie wieder herunter. Sie flattern nicht umher oder schrauben sich irgendwo ab. Nun, warum sollten wir uns selbst so etwas antun? Ich sage euch, in meinem Laboratorium ist der Teufel los! Ständig schwirrt was durch die Gegend! Bevor ich mich auf den Weg machte,
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