Alles Sense
Körpermasse des Hohepriesters hervor.
»Naive Narren!«
»Atheistische Idioten!«
»Unterwürfige Schwachköpfe!«
»Kindische Gaukler!«
»Priester gieren nach Opferblut!«
»Zauberer mischen sich in alles ein!«
Ridcully wölbte eine Braue, und der Hohepriester deutete ein Nicken an.
Sie überließen es den beiden Gruppen, ihr jeweiliges Vokabular an Flüchen und Verwünschungen unter Beweis zu stellen, wandten sich von ihnen ab und schlenderten in einen vergleichsweise ruhigen Teil des großen Raums. Neben einer Statue, die einen Vorgänger des Patriziers zeigte, blieben sie stehen.
»Nun, wie läuft das Pfaffen-Geschäft?« fragte Ridcully.
»Wir geben uns demütige Mühe. Und welche Fortschritte erzielt ihr bei der gefährlichen Spielerei mit Dingen, die nicht für Menschen bestimmt sind?«
»Oh, ich kann nicht klagen.« Der Erzkanzler nahm den Hut ab, streckte die Hand hinein und tastete nach der Spitze. »Was hältst du von einem guten Tropfen?«
»Alkohol ist ein Fallstrick für die Seele. Möchtest du eine Zigarette? Ihr Zauberer raucht doch gern, oder?«
»Ich nicht. Wenn ich dir in allen Einzelheiten beschreiben würde, wie sich Zigaretten auf die Lungen auswirken…«
Ridcully schraubte die Spitze seines Huts ab und füllte sie mit Brandy.
»Was ist eigentlich los?« erkundigte er sich.
»Ein Altar schwebte empor und fiel auf uns herab.«
»Und bei uns lösten sich die Schrauben eines Kronleuchters, und das verdammte Ding zerschmetterte den Tisch in unserem Großen Saal. Überall lösen sich Schrauben. Auf dem Weg hierher lief ein Anzug an uns vorbei. Zwei Hosen für sieben Dollar!«
»Hm. Hast du das Etikett gesehen?«
»Und dann das Klopfen und Hämmern. Überall klopft’s und hämmert’s.«
»Wir dachten, ihr steckt dahinter.«
»Magie hat damit nichts zu tun. Sind die Götter vielleicht noch verärgerter als sonst?«
»Nein, ich glaube nicht.«
Hinter ihnen brüllten Priester und Zauberer Kinn an Kinn.
Der Hohepriester trat etwas näher.
»Ich bin sicher stark genug, um mit einem kleinen Fallstrick für die Seele fertig zu werden«, sagte er. »Aber so habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit Frau Kuchen zu meiner Gemeinde gehörte.«
»Kuchen? Was für ein Kuchen?«
»Bei euch gibt es… scheußliche Dinge in den Kerkerdimensionen, nicht wahr?« spekulierte der Hohepriester des Blinden Io. »Die schrecklichen Gefahren eines gottlosen Berufs und so weiter?«
»Ja.«
»Nun, wir haben jemanden namens Evadne Kuchen.«
Ridcully bedachte sein Gegenüber mit einem neugierigen Blick.
»Frag bloß nicht.« Der Priester schauderte. »Sei dankbar, daß du nie mehr über sie herausfinden mußt.«
Der Erzkanzler reichte ihm die Hutspitze mit dem Brandy.
»Unter uns…«, sagte der Hohepriester. »Hast du irgendeine Erklärung? Die Palastwächter versuchen gerade, Seine Exzellenz auszugraben, und bestimmt will er die richtigen Antworten von uns. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich die richtigen Fragen kenne.«
»Keine Magie und keine Götter«, brummte Ridcully. »Gibst du mir bitte den Fallstrick zurück? Danke. Keine Magie und keine Götter. Da bleibt nicht viel übrig, oder?«
»Gibt es vielleicht eine Art Magie, von der du nichts weißt?«
»Wenn es sie gäbe, dann wüßte ich nichts von ihr.«
»Klingt logisch«, sagte der Hohepriester.
»Bist du sicher, daß sich die Götter nicht ein wenig Gottlosigkeit erlauben?« fragte Ridcully und griff damit nach dem letzten Strohhalm. »Vielleicht kam es zwischen zwei von ihnen zu einem Krach. Oder jemand spielt mit goldenen Äpfeln herum oder so…«
»Bei den Göttern ist derzeit alles ruhig«, erwiderte der Hohepriester. Seine Augen trübten sich, als er eine innere Liste verlas. »Hyperopie, Göttin der Schuhe, hält Sandelfon, Gott der Flure, für den seit langer Zeit vermißten Zwillingsbruder von Gruni, Gott des unreifen Obstes. Wer hat die Ziege in das Bett des Krokodilgottes Offler gelegt? Schließt Offler ein Bündnis mit dem Siebenhändigen Sek? Unterdessen trifft Hoki der Schelm Vorbereitungen für neue Streiche und…«
»Ja, ja, schon gut«, sagte Ridcully. »Ich habe mich eigentlich nie für diesen ganzen Kram interessiert.«
Hinter ihnen versuchte der Dekan, den Dozenten für neue Runen daran zu hindern, den Priester des Krokodilgottes Offler in zwei hübsche Koffer zu verwandeln. Die Nase des Quästors blutete – ein kleines Weihrauchfaß hatte ihn rein zufällig getroffen.
»Wir müssen hier eine
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