Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
auf magischem Grund und kann daher nicht besteuert werden. Außerdem ist es absurd, Steuern für Wissen zu erheben.
    Der Patrizier meinte: Man kann. Und es ist nicht absurd, Steuern für Wissen zu erheben. Wenn zweihundert Dollar pro Kopf ein Problem sind, so wird geköpft.
    Die Zauberer meinten: Die Universität hat nie irgendwelche Steuern bezahlt.
    Der Patrizier meinte: Es gibt für alles ein erstes Mal, und für die Universität ist es jetzt soweit.
    Die Zauberer meinten: Vielleicht läßt sich ein Kompromiß schließen.
    Der Patrizier meinte: Ich habe euch einen Kompromiß angeboten. Er lautet: zweihundert Dollar pro Kopf, und mehr nicht.
    Die Zauberer meinten: Es gab einmal einen Herrscher – damals, im Jahrhundert der Libelle –, der versuchte, uns Vorschriften zu machen. Du kannst kommen und dir ansehen, was aus ihm geworden ist.
    Der Patrizier meinte: Dieses Angebot nehme ich gern an.
    Letztendlich traf man folgende Übereinkunft. Die Zauberer zahlten zwar keine Steuern, aber sie erklärten sich zu freiwilligen Spenden bereit, und zwar in Höhe von, äh, zweihundert Dollar pro Kopf, ohne Obligo und Bedingungen, mutatis mutandis, zu verwenden einzig und allein für nichtmilitärische und ökologisch unbedenkliche Zwecke.
    Diese dynamischen Wechselwirkungen zwischen den Machtblöcken machten Ankh-Morpork zu einem solch interessanten, stimulierenden und vor allem gefährlichen Ort. 10
     
    Alte Zauberer waren nicht oft in jenen Vierteln der Stadt unterwegs, die in Willkommigt in Ankh-Morpork als »malerische Straßen und pittoreskige Gassen« beschrieben wurden, aber selbst ihnen fiel sofort auf, daß etwas anders war. Zwar kam es auch sonst ab und zu vor, daß Steine aus dem Kopfsteinpflaster durch die Luft flogen, doch für gewöhnlich wurden sie von jemandem geworfen: Sie schwebten nicht von ganz allein umher.
    Eine Tür flog auf, und ein Anzug trat über die Schwelle, gefolgt von einer leeren Hose, über der sich ein Hut von einer Seite zur anderen neigte. Eine Sekunde später erschien ein dürrer Mann, der versuchte, mit einem kleinen Handtuch das zu bewerkstelligen, was normalerweise eine Hose leistete.
    »Kommt sofort zurück!« heulte er, als seine Sachen hinter der nächsten Ecke verschwanden. »Ich muß noch sieben Dollar für euch bezahlen!«
    Eine weitere Hose hastete auf die Straße und beeilte sich, um ihre Artgenossen einzuholen.
    Die Zauberer drängten sich zusammen, wirkten wie ein ängstliches Tier mit fünf spitzen Hüten und zehn Beinen. Jeder von ihnen fragte sich, wer als erster einen Kommentar abgeben würde.
    »Wirklich erstaunlich«, brummte der Erzkanzler.
    »Hm?« erwiderte der Dekan, womit er andeutete, daß er schon viel erstaunlichere Dinge gesehen hatte und nicht verstand, warum jemand wie der Erzkanzler Aufmerksamkeit an wandelnde Kleidung vergeudete.
    »Oh, ich bitte dich«, sagte Ridcully. »Ich kenne nicht viele Schneider, die für sieben Dollar einem Anzug auch noch eine zweite Hose beifügen.«
    »Oh«, entgegnete der Dekan.
    »Wenn das Ding noch einmal vorbeikommt… Stell ihm ein Bein, damit es fällt und ich einen Blick aufs Etikett werfen kann.«
    Im ersten Stock schob sich ein Bettlaken durchs Fenster, flatterte fort und segelte über die Dächer hinweg.
    »Wißt ihr…« Der Dozent für neue Runen trachtete danach, ganz ruhig und gelassen zu sprechen. »Ich glaube, das ist keine Magie. Zumindest fühlte es sich nicht wie Magie an.«
    Der Oberste Hirte griff in eine tiefe Tasche seines Umhangs. Es klapperte und knirschte, und einmal quietschte auch etwas. Nach einer Weile kam die Hand wieder zum Vorschein, und zwar mit einem dunkelblauen Glaswürfel, der vorn eine Skala aufwies.
    » So etwas trägst du in der Tasche herum?« fragte der Dekan. »Ein derart wertvolles Instrument?«
    »Was ist das, bei allen Dämonen?« fragte Ridcully.
    »Ein hochempfindliches magisches Meßinstrument«, erklärte der Dekan. »Es mißt die Dichte eines magischen Kraftfelds, ein sogenanntes Thaumometer.«
    Der Oberste Hirte fingerte mit sichtlichem Stolz an dem Würfel herum und drückte einen Knopf an der Seite.
    Ein Zeiger zitterte kurz über die Skala und rührte sich dann nicht mehr.
    »Na bitte«, sagte der Oberste Hirte. »Wie ich’s mir dachte. Nichts weiter als natürliche magische Hintergrundstrahlung. Völlig ungefährlich.«
    »Sprich lauter!« rief der Erzkanzler. »In dem Lärm kann ich dich kaum verstehen!«
    In den Häusern zu beiden Seiten der Straße krachte es, und

Weitere Kostenlose Bücher