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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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heidnischen Wiewunderland-Stämme«, lautete die knappe Erklärung.
    »Ein-Mann-Kübel«, wiederholte der verstorbene Zauberer. »Ein seltsamer Name.«
    »Es ist nicht sein vollständiger Name«, sagte Frau Kuchen. »So, und jetzt müssen wir uns an den Händen halten.« Nachdenklich sah sie Windle an. »Wir brauchen noch jemanden.«
    »Ich könnte Schleppel rufen.«
    »Nein, ich mag keine Schwarzen Männer, die unter meinem Tisch hocken und versuchen, einen Blick in die Schubladen zu werfen.« Frau Kuchen holte Luft. »Ludmilla!« rief sie. Nach einigen Sekunden wurde einer der Vorhänge beiseite gezogen, und die hochgewachsene junge Frau kam herein.
    »Ja, Mutter.«
    »Setz dich, Kind. Wir brauchen noch jemanden für die Séance.«
    »Ja, Mutter.«
    Die junge Frau wandte sich an Windle und lächelte.
    »Das ist Ludmilla«, sagte Frau Kuchen.
    »Freut mich sehr«, erwiderte Windle. Ludmilla schenkte ihm das strahlende, kristallklare Lächeln einer Person, die schon vor einer ganzen Zeit gelernt hat, ihre wirklichen Gefühle zu verbergen.
    »Wir sind uns bereits begegnet«, meinte Windle. Und er dachte: Seit dem letzten Vollmond sind fast vierundzwanzig Stunden vergangen. Es ist kaum mehr etwas zu sehen. Kaum mehr. Interessant…
    »Sie ist eine Schande für mich«, verkündete Frau Kuchen.
    »Komm zur Sache, Mutter«, entgegnete Ludmilla gelassen.
    »Also gut. Fassen wir uns an den Händen.«
    Sie saßen im Halbdunkel, und nach einer Weile spürte Windle, wie Frau Kuchen die Hand zurückzog.
    »Hich habe das Glas vergessen«, sagte sie.
    »Ich dachte, du hältst nichts von Alphabettafeln und solchen Sachen…«, begann Windle und unterbrach sich, als er leises Gluckern von einer Anrichte hörte. Frau Kuchen stellte ein gefülltes Glas auf den Tisch und nahm wieder Platz.
    »Das schtimmt auch«, betonte sie.
    Wieder wurde es still. Windle räusperte sich nervös.
    Schließlich sagte das Medium: »Also gut, Ein-Mann-Kübel. Ich weiß, daß du hier bist.«
    Das Glas bewegte sich. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit darin schwappte.
    Eine körperlose Stimme vibrierte: bleichgesicht, ich grüße dich aus den ewigen jagdgründen…
    »Spar dir das«, zischte Frau Kuchen. »Alle wissen, daß du auf der Sirupstraße von einem Karren überfahren worden bist, Ein-Mann-Kübel. Weil du betrunken warst.«
    ist nicht meine schuld. nein, nicht meine schuld. ist es etwa meine schuld, daß mein urgroßvater hierher umzog? normalerweise hätte ich von einem puma zerfetzt oder von einem mammut zerstampft werden sollen. man hat mich um meine rechtmäßige todesart gebracht.
    »Herr Poons möchte dich etwas fragen, Ein-Mann-Kübel«, sagte Frau Kuchen.
    sie ist hier glücklich und wartet auf dich, sagte Ein-Mann-Kübel.
    »Wer?« erkundigte sich Windle.
    Diese Reaktion schien den Geist zu überraschen. Offenbar geschah es nicht sehr oft, daß man nach seiner Standardauskunft zusätzliche Informationen von ihm verlangte.
    von wem möchtest du, daß sie hier glücklich ist und auf dich wartet? fragte er argwöhnisch. bekomme ich jetzt den drink?
    »Noch nicht«, sagte Frau Kuchen.
    meine güte, ich brauche ihn dringend. hier wird’s immer enger.
    »Wer beansprucht den ganzen Platz?« fragte Windle rasch. »Geister?«
    hier gibt’s hunderte davon, sagte Ein-Mann-Kübel.
    Dieser Hinweis enttäuschte Windle.
    »Hunderte?« vergewisserte er sich. »Das scheinen nicht viele zu sein.«
    »Nur wenige Leute werden zu Geistern«, meinte Frau Kuchen. »Um ein Geist zu sein, muß man, äh, sehr wichtige unerledigte Dinge im Leben zurücklassen, schreckliche Rache geschworen haben oder an einer Mission von kosmischer Bedeutung beteiligt sein, wobei man selbst nur die Rolle einer Schachfigur spielt.«
    die vierte möglichkeit heißt gräßlicher durst, fügte Ein-Mann-Kübel hinzu.
    »Unfug«, kommentierte Frau Kuchen.
    ich mag spiritismus und spirituosen. selbst wein und hier gefallen mir. hngh. hngh. hngh.
    »Was geschieht mit der Lebenskraft, wenn Dinge nicht mehr leben?« fragte Windle. »Liegt dort die Ursache für das derzeitige Durcheinander?«
    »Antworte«, sagte Frau Kuchen, als Ein-Mann-Kübel schwieg.
    was für ein durcheinander meinst du?
    »Dinge, die sich selbst abschrauben. Hosen, die von ganz allein umhermarschieren. Alles fühlt sich lebendiger als vorher. So ein Durcheinander meine ich.«
    oh, damit hat es nichts weiter auf sich. zu solchen phänomenen kommt es, weil die lebenskraft jede gelegenheit nutzt, um durch ein leck zu

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