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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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›Geschichte‹«, sagte er. »Äh, könntest du vielleicht aufhören zu versuchen, mir den Kopf abzuschrauben?«
    Der Bibliothekar war verblüfft – bisher hatte diese Methode immer funktioniert. Fast verzweifelt sah er sich um.
    Und schnappte nach Luft.
    Der Bibliothekar war nicht immer ein Affe gewesen. Die Arbeit in einer magischen Bibliothek ist sehr gefährlich, und eine thaumaturgische Explosion hatte den Verwalter der Bücher in einen Orang-Utan verwandelt. Inzwischen war er so sehr an sein neues Dasein gewöhnt, daß er sich nur noch vage an seine Existenz als Mensch erinnerte. Nun, mit der Verwandlung einher ging das Erwachen gewisser Instinkte, und die elementarsten von ihnen – jene mit den tiefsten Wurzeln – betrafen Gestalten. Ihr Ursprung reichte bis zum Beginn der Weisheit zurück. Gestalten mit Schnauzen, Zähnen und vier Beinen sorgten dafür, daß in jedem Affen-Ich eine warnende Stimme erklang und rief: Achtung, aufpassen!
    Ein ziemlich großer Wolf schob sich durch das Loch in der Wand, gefolgt von einer attraktiven jungen Frau. Verwirrung erfaßte den Bibliothekar, als ihm seine Sinne widersprüchliche Signale übermittelten.
    »Wenn du nicht aufhörst, lasse ich mich vielleicht dazu hinreißen, dir die Arme auf den Rücken zu knoten«, sagte Windle.
    »Iiek!«
    »Glaub mir, er ist kein gewöhnlicher Wolf.«
    »Ugh?«
    »Und sie ist keine Frau in dem Sinn«, flüsterte Windle.
    Der Bibliothekar sah zu Ludmilla. Er schnaubte. Falten fraßen sich in seine Stirn.
    »Ugh?«
    »Na schön, vielleicht habe ich mich ein bißchen zu umständlich ausgedrückt. Bitte laß mich jetzt los, in Ordnung?«
    Der Bibliothekar ließ tatsächlich los, wenn auch zögernd und sehr langsam, sprang zu Boden und bewegte sich so, daß Windle immer zwischen ihm und Lupine blieb.
    Der verstorbene Zauberer klopfte sich Mörtelreste vom zerrissenen Umhang.
    »Wir brauchen Informationen über das Leben von Städten«, sagte er. »Insbesondere geht es uns um…«
    Es schepperte leise.
    Ein Drahtkorb rollte lässig und unbekümmert um das Gebirge eines weit emporragenden Regalgestells. Der Karren enthielt Bücher und hielt sofort an, als er die Blicke auf sich spürte. Auf geheimnisvolle Art und Weise gelang es ihm, so auszusehen, als hätte er sich nie bewegt.
    »Das mobile Stadium«, hauchte Windle Poons.
    Der Drahtwagen versuchte, nach hinten zurückzuweichen, ohne daß es jemand auffiel. Lupine knurrte.
    »Hat Ein-Mann-Kübel so etwas gemeint?« fragte Ludmilla. Das Drahtgebilde verschwand. Der Bibliothekar grollte und folgte ihm.
    »Ja. Etwas, das sehr nützlich zu sein scheint.« In Windles Stimme zitterte so etwas wie fröhliche Hysterie. »Darin besteht der Trick. Eben etwas, das man zuerst haben und irgendwo hinstellen möchte. Bestimmt gibt es nicht für alle ideale Brutbedingungen, aber angesichts der großen Anzahl spielt das gar keine Rolle. Und die nächste Phase… Etwas Praktisches. Etwas, das verschiedene Orte aufsuchen kann, ohne daß jemand Verdacht schöpft.« Und: »Es geschieht alles jetzt, zur falschen Zeit!«
    »Aber wie kann eine Stadt lebendig sein?« erkundigte sich Ludmilla. »Sie besteht doch nur aus toten Teilen.«
    »So wie wir. Glaub mir – ich weiß Bescheid. Wie dem auch sei: Ich nehme an, du hast recht. Vermutlich sollte es nicht auf diese Weise passieren. Bestimmt liegt’s an der sich stauenden Lebenskraft. Sie… sie bringt die Dinge aus dem Gleichgewicht. Sie verwandelt etwas, das eigentlich nicht ganz real ist, in reale Realität. Und es geschieht zu früh: Und es geschieht zu schnell…«
    Ein Schrei ertönte; er stammte vom Bibliothekar. Der Einkaufswagen raste zwischen zwei geradezu gewaltigen Bücherschränken hervor. Seine Räder verschwammen vor Geschwindigkeit, als er Kurs auf das Loch in der Wand nahm. Der Orang-Utan flatterte wie eine ziemlich korpulente Fahne hinter dem Wagen her.
    Der Wolf sprang los.
    »Lupine!« rief Windle.
    Auch in Wölfen gibt es tief verwurzelte Instinkte. Seit der erste Höhlenmensch eine Baumscheibe einen Hang hinunterrollte, verspürten alle Exemplare der Gattung Canidae den Drang, Dinge auf Rädern zu verfolgen. Lupine schnappte bereits nach dem Drahtkorb.
    Er versuchte, in ein Rad zu beißen, und zu seinem Heulen gesellte sich das Kreischen des Bibliothekars. Affe, Wolf und Einkaufswagen prallten gegen die Wand.
    »Oh, armer Hund! Sieh nur!«
    Ludmilla eilte zu dem am Boden liegenden Wolf und kniete neben ihm.
    »Das Etwas ist ihm über die

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